Der Kaffeehaendler - Roman
Kleider zu verkaufen.
Bei einem so merkwürdigen Burschen wie Joachim war alles möglich. Als Sohn eines Fischhändlers, der vor dreißig Jahren sein Vermögen mit Tulpen gemacht hatte, war Joachim in dem Glauben aufgewachsen, nur Narren arbeiteten für ihr Geld. Er konzentrierte sich lieber auf den Kauf und Verkauf. Trotzdem schien er nichts über die Börse zu wissen, nur, welche Wirtshäuser am nächsten waren, und ließ Börsenmakler für sich denken. Allerdings war er für einen Mann, der kaum mehr war als ein reicher Säufer, bemerkenswert besorgt um seine Anteile und hatte sich immer sehr über einen verlorenen Stuiver geärgert, argwöhnisch gegen die Methoden, mit denen jedoch auch er sein Geld verdiente.
»Das Geschäft an der Börse ist wie das Wetter«, hatte Miguel ihm einmal gesagt. »Alles deutet auf Regen hin, doch dann kommt unerwartet Sonnenschein.«
»Aber was ist aus meinen Gulden geworden?«, hatte Joachim ihn gefragt, nachdem er bei einem Ostindiengeschäft, das nicht ganz so gelaufen war, wie Miguel erwartet hatte, läppische fünfzig Gulden verloren hatte.
Miguel lachte gezwungen. »Wo ist der Wind, nachdem er Ihnen ins Gesicht geweht hat?« Er hätte beinahe hinzugefügt, jeder Mann, der sich über so etwas wundert, sollte sich aus dem Börsengeschäft zurückziehen und zum Verkauf zurückkehren. Joachim schien Miguel ungeeignet für diese neue Form der Investition, aber er hatte nicht so viele Klienten, dass er es sich hätte leisten können, einen wegzuschicken.
Joachim stand da, hechelnd wie ein Hund, sodass sein Atem Miguels Gesicht streifte. In der Ferne öffneten sich die Tore der Börse, und die Händler fingen an hineinzumarschieren, die ungeduldigeren drängelnd wie ungebärdige Knaben.
Obwohl jeder mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt war, fürchtete Miguel, dass ihn jemand mit dieser erbärmlichen Kreatur sehen könnte. Die Bürger von Amsterdam hatten jüdischen Maklern verboten, für Nichtjuden Geschäfte zu vermitteln. Obwohl der Ma’amad drohte, dieses Vergehen mit Exkommunikation zu ahnden, hielt Miguel es für das am zweithäufigsten übertretene Gesetz in der Stadt (gleich nach dem Gesetz, das es Börsenmaklern untersagte, für ihren eigenen Profit und nicht nur den ihrer Klienten Geschäfte zu tätigen). Dennoch, ein Mann in Miguels Situation musste befürchten, für Taten belangt zu werden, die andere ungestraft begehen durften. Dieses Gespräch mit Joachim würde schnell enden müssen.
»Es tut mir Leid, dass es so schlecht für Sie gelaufen ist, doch ich habe jetzt keine Zeit, darüber zu reden.« Miguel machte einen zögernden Schritt zurück.
Joachim nickte und trat näher auf ihn zu. »Ich würde gern ein kleines Geschäft mit Ihnen machen, um auszugleichen, was ich verloren habe. Vielleicht war es ja, wie Sie sagten, keine Absicht.«
Miguel wusste nicht recht, wie er reagieren sollte. Vielleicht war es ja keine Absicht. Besaß dieser Mann die Dreistigkeit, Miguel zu beschuldigen, er habe ihn betrogen, habe eine Art Falle aufgestellt, als ob seine Verluste auf dem Zuckermarkt eine Finte gewesen wären, um an Joachims fünfhundert Gulden heranzukommen? Kein Tag vergeht, an dem ein Makler nicht schlechte Ratschläge erteilt und damit vielleicht die ruiniert, denen er dienen will. Wer mit dem Risiko nicht leben kann, hat an der Börse nichts zu suchen.
»Ich will zurück, was Sie mir schulden«, beharrte Joachim.
Miguel ging ein Licht auf. Er dachte an die unbeholfene Handschrift, krakelig und ungleichmäßig. » Sie haben mir diese Briefe geschickt!«
»Ich will mein Geld«, bestätigte Joachim. »Ich will, dass Sie mir helfen, mein Geld wiederzubekommen. Das schulden Sie mir.«
Da Miguel sich keine weiteren Schulden erlauben konnte, missfiel ihm das Gerede darüber. Er hatte sich verspekuliert, nichts weiter. Sie hatten beide gelitten, damit war die Sache für ihn abgeschlossen.
»Welche Art von Geschäft ist das, wenn Sie mir solche Briefe senden? Was soll ich damit anfangen?«
Joachim sagte nichts. Er schaute Miguel an wie ein Hund, der gerade von seinem Herrn belehrt worden ist.
Miguel versuchte es erneut. »Wir sprechen darüber, wenn ich Muße habe«, sagte er zu Joachim und hielt dabei nervös nach Ma’amad-Spitzeln Ausschau.
»Mir ist klar, dass Sie ein viel beschäftigter Mann sind.« Joachim breitete seine Arme weit aus. »Wie Sie sehen, ist meine Zeit nicht sehr gefragt.«
Miguel warf einen Blick auf die Börse. Jede Minute
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