Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kaffeehaendler - Roman

Der Kaffeehaendler - Roman

Titel: Der Kaffeehaendler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Liss Almuth Carstens
Vom Netzwerk:
hier konnte verlorenes Geld bedeuten. Was wäre, wenn der Mann, dem er seine Weinbrandterminkontrakte hätte aufschwatzen können, seine Anteile in diesem Moment einem anderen abkaufte?
    »Meine aber«, sagte er zu Joachim. »Wir unterhalten uns später.« Er trat einen weiteren sondierenden Schritt zurück.
    » Wann ?« Das Wort wurde so scharf ausgestoßen, dass es eher wie ein Befehl klang. Es besaß eine Kraft, als ob Joachim Halt! gerufen hätte. Auch seine Miene hatte sich jetzt verändert. Er blickte Miguel finster an, wie ein Richter, der einen Erlass verkündet. An den Metzgerständen waren mehrere
Leute stehen geblieben und schauten herüber. Miguels Herz begann panisch zu klopfen.
    Joachim ging neben ihm in Richtung Dam. »Wie wollen Sie Kontakt zu mir aufnehmen, wenn Sie nicht wissen, wo Sie mich finden?«
    »Richtig«, stimmte Miguel mit törichtem Lachen zu. »Wie gedankenlos von mir. Wir sprechen uns am Montag nach Börsenschluss im Singenden Karpfen .« Das war eine kleine, abgelegene Schenke, die Miguel aufsuchte, wenn er in Ruhe trinken und nachdenken wollte.
    »Gut, gut.« Joachim nickte eifrig. »Ich sehe schon, es kommt alles in Ordnung. Was geschehen ist, kann sicherlich ungeschehen gemacht werden, daher wollen wir uns jetzt wie Geschäftspartner die Hände reichen.«
    Aber Miguel hatte kein Verlangen, Joachim zu berühren, deshalb eilte er davon, vortäuschend, er hätte nichts gehört. Nachdem er sich zwischen die Menge vor der Börse gedrängt hatte, riskierte er einen Blick zurück, und als er keine Spur von Joachim sah, gönnte er sich eine kurze Pause, ehe er eintrat. Händler defilierten an ihm vorbei; viele riefen ihm einen Gruß zu, während sie durch die Tore strebten, Miguel rückte seinen Hut gerade, hielt den Atem an und murmelte auf Hebräisch das Gebet, das beim Empfang schlechter Nachrichten gesprochen wird.

7
    Miguel hätte wissen müssen, dass er in der Börse nicht stehen bleiben durfte, denn in dem Moment stürzte sich ein Dutzend Händler der übelsten Sorte auf ihn. »Senhor Lienzo!« Ein Mann, den er kaum kannte, stand, fast schreiend, direkt neben ihm. »Reden wir doch über eine Ladung Kupfer aus Dänemark.« Ein anderer schob den ersten beiseite. »Werter Senhor, Sie sind der Einzige, dem ich dies erzähle, aber ich habe guten Grund zu vermuten, dass sich der Preis für Zimt in den nächsten Tagen drastisch ändern wird. Die Frage ist nur: Steigt er oder fällt er? Kommen Sie mit, dann erfahren Sie mehr.« Ein junger Händler in portugiesischer Tracht, wahrscheinlich nicht einmal zwanzig Jahre alt, versuchte, ihn aus der Menge zu ziehen. »Hören Sie sich an, wie der Sirupmarkt in den letzten drei Monaten expandiert ist.«
    Nach der nervtötenden Begegnung mit Joachim war Miguel nicht in Stimmung für diese Lumpensammler. Sie kamen aus allen möglichen Nationen; die Gemeinschaft der Verzweifelten erforderte keine bestimmte Sprache oder Herkunft, lediglich den Willen zum Überleben, indem sie von einer Klippe zur nächsten sprangen. Miguel versuchte gerade, sich an ihnen vorbeizudrängen, als er sah, dass sein Bruder und der Parnass Solomon Parido auf ihn zukamen. Es war ihm zuwider, dass Daniel und Parido ihn in solch niedriger Gesellschaft sahen,
doch er konnte kaum wegrennen, da er bereits entdeckt worden war. »Meine Herren, meine Herren«, wandte er sich an die Schar von Unglücklichen, »ich glaube, Sie halten mich irrtümlich für einen Mann, der Interesse daran haben könnte, mit Ihnen Geschäfte zu machen. Guten Tag.«
    Er schob sich durch und wäre fast mit seinem Bruder zusammengestoßen, der jetzt neben ihm stand.
    »Ich habe dich gesucht«, sagte Daniel, der Miguel seit dem Kollaps des Zuckermarktes an der Börse kaum eines Blickes gewürdigt hatte. Nun trat er dicht an ihn heran, damit er das Geschrei der Händler nicht übertönen musste. »Ich hatte allerdings nicht erwartet, dass du dich mit so erbärmlichen Gestalten abgibst.«
    »Was wünschen die Herren von mir?«, fragte Miguel, insbesondere an Parido gewandt, der bisher geschwiegen hatte. Für Miguels Geschmack tauchte der Parnass viel zu oft auf.
    Parido verbeugte sich vor Miguel. »Ihr Bruder und ich haben Ihre Angelegenheiten erörtert.«
    »Der Heilige muss mich gesegnet haben, wenn zwei so großartige Männer an meinem Tun und Treiben Anteil nehmen«, sagte Miguel.
    Parido zwinkerte. »Ihr Bruder erwähnte, dass Sie in Schwierigkeiten sind.« Er riskierte ein schiefes Lächeln, wirkte deswegen

Weitere Kostenlose Bücher