Der Kaffeehaendler - Roman
gewesen.
Jetzt näherte sich Miguel seinem Freund und bat ihn um ein paar Worte. Nunes entschuldigte sich, und die beiden Männer traten in eine ruhige Ecke der Börse.
»Ach, Miguel«, sagte Nunes, »ich habe gehört, Sie hatten ein bisschen Glück mit Walfischtran. Sicherlich schreiben Ihnen Ihre Gläubiger schon Briefe.«
Die Macht des Gerüchts hörte nie auf, ihn zu verwundern. Der Handel war erst vor wenigen Minuten getätigt worden. »Danke, dass Sie mir den Geschmack des Sieges verleiden«, sagte er mit einem Grinsen.
»Der Aufruhr um den Walfischtran war Paridos Werk, wissen Sie. Sein Handelskonsortium steckte dahinter.«
»Wirklich?«, fragte Miguel. »Was für ein Glück für mich, dass ich zufällig von seinen Machenschaften profitieren konnte.«
»Ich hoffe, Ihr Profit steht seinen Machenschaften nicht im Wege. Er braucht wahrlich keinen Vorwand, um wütend auf Sie zu sein.«
»Oh, wir sind jetzt Freunde«, sagte Miguel.
»Das habe ich auch gehört. Was für eine seltsame Welt! Warum sollte Parido Ihnen helfen? An Ihrer Stelle wäre ich auf der Hut.« Nunes Stimme verlor sich, während er auf die Uhr
am Börsenturm schaute. »Sind Sie gekommen, um in diesen letzten paar Minuten Ihr Glück im Osten zu versuchen?«
»Ich habe einen Plan, und es könnte sein, dass ich dazu jemanden mit Ihren speziellen Verbindungen benötige.«
»Sie wissen, dass Sie sich auf mich verlassen können«, erwiderte Nunes, wenn auch kühler, als Miguel erwartet hatte. Höchstwahrscheinlich machte Nunes ungern Geschäfte mit Paridos Feinden, obwohl mittlerweile freundschaftliche Verhältnisse zwischen dem Parnass und Miguel herrschten.
Miguel nahm sich Zeit zu überlegen, wie er beginnen sollte, doch ihm fiel nichts Gescheites ein, deshalb begann er ganz direkt. »Was wissen Sie über die Kaffeefrucht?«
Nunes schwieg einen Moment, während sie weitergingen. »Die Kaffeefrucht«, wiederholte er. »Manche Ostindienmänner kaufen sie in Mokka, und im Orient wird viel damit gehandelt, denn die Türken trinken Kaffee anstelle von Wein. In Europa ist sie nicht sehr beliebt. Das meiste von dem, was hier an der Börse gehandelt wird, geht an Kommissionäre in London, ein bisschen auch nach Marseille und Venedig. An ausländischen Höfen findet man wohl auch allmählich Geschmack daran, fällt mir eben ein.«
Miguel nickte. »Ich weiß von einigen Leuten, die Interesse an Kaffee zeigen, aber es ist eine heikle Sache. Es ist schwierig zu erklären, doch es gibt Männer, die den Handel damit verhindern wollen.«
»Ich verstehe schon«, sagte Nunes vorsichtig.
»Dann will ich offen sein. Ich möchte wissen, ob Sie Kaffeebohnen für mich importieren können – eine große Menge -, doppelt so viel, wie jetzt in einem Jahr importiert wird. Und ich möchte wissen, ob Sie diese Transaktion vor neugierigen Augen geheim halten können.«
»Gewiss, das wäre zu machen. Ich glaube, jährlich kommen ungefähr fünfundvierzig Tonnen ins Land, die jeweils sechzig
Pfund enthalten. Momentan kostet Kaffee etwas über einen Gulden pro Pfund; das sind dreiunddreißig Gulden pro Tonne. Ihr wollt neunzig Tonnen, oder? Für knapp dreitausend Gulden?«
Miguel versuchte, nicht über die gewaltige Größe der Summe nachzudenken. »Ja, genau.«
»Es werden kaum unbegrenzte Mengen zur Verfügung stehen, aber ich glaube, neunzig Tonnen kann ich beschaffen. Ich spreche mit meinen Ostindien-Kontaktleuten und beauftrage sie, die Bohnen ins Land zu bringen.«
»Ich muss die Wichtigkeit der Geheimhaltung betonen. Ich möchte, dass nicht einmal die Matrosen wissen, was sie befördern, denn wie viele Geschäfte zerschlagen sich wegen ihres losen Mundwerks.«
»Oh, das ist kein Problem. Ich instruiere meine Kommissionäre einfach, die Ladung als gebräuchlichere Ware auszuzeichnen. Solche Tricks wende ich oft an. Ich wäre nicht lange im Geschäft, wenn ich derartige Dinge nicht geheim halten könnte.«
Miguel hätte vor Freude am liebsten in die Hände geklatscht, doch er hielt sich zurück. Bleib ruhig, befahl er sich. Schau leicht gelangweilt drein, als ob dieser Plan kaum von Interesse wäre. »Das klingt viel versprechend. Wenn ich meine Bestellung aufgebe, wie lange dauert es dann, bis die Ware hier in Amsterdam eintrifft?«
Nunes überlegte. »Um sicher zu sein, benötige ich zwei Monate, vielleicht drei. Es könnte ein Weilchen dauern, die von Ihnen gewünschte Menge zusammenzubringen. Und bedenken Sie, Miguel, hier kann ich Stillschweigen
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