Der Kaffeehaendler - Roman
über die Angelegenheit bewahren, aber ich weiß nicht, ob die Kompanie darüber schweigt. Sobald meine Kommissionäre anfangen, Kaffee in großen Mengen zu kaufen, wird es jemandem auffallen, und der Preis wird steigen.«
»Ich verstehe.« Er hätte fast macht nichts gesagt, bremste sich jedoch. Lieber nicht zu viel verraten. Nunes war vertrauenswürdig, aber das hieß nicht, dass er mehr als notwendig wissen musste. »Mein Käufer hat diese Möglichkeit schon in Betracht gezogen.«
Nunes strich sich über seinen kurz gestutzten Bart. »Mir fällt gerade ein, dass auch die Kompanie neuerdings Interesse an Kaffee zeigt. Der Hafen Mokka, der zurzeit als Umschlagplatz für Kaffee gilt, ist voller Schiffe aus dem Osten. Es kann Tage dauern, bis ein Schiff seinen Frachtbrief erhält.«
»Aber Sie meinen, dass Sie beschaffen können, was ich brauche?«
»Die Kompanie hortet ihre Vorräte gern. Und ich erzähle Ihnen noch etwas: Für die Türken ist es, wie Sie vielleicht wissen, ein Verbrechen, auf das die Todesstrafe steht, wenn jemand eine lebende Kaffeepflanze aus ihrem Reich mitnimmt. Sie wollen die Einzigen sein, die die Bohnen züchten und verkaufen. Alle Welt weiß, was für ein verschlagenes Pack sie sind, doch im Vergleich mit den Holländern sind sie harmlose kleine Lämmchen. Einem Kapitän namens van der Brock ist es gelungen, ein Gewächs außer Landes zu schmuggeln, und jetzt nimmt die Kompanie auf Ceylon und Java ihre eigenen Plantagen in Angriff. Sie hofft, dort genug zu produzieren, um mit ihren orientalischen Handelspartnern gleichzuziehen. Aber sie muss auch noch andere Pläne haben.«
Miguel nickte. »Sobald die Ernte Erträge bringt, wird die Kompanie einen Markt in Europa aufbauen wollen.«
»Genau. Ich frage Sie nicht, was Sie vorhaben, doch vielleicht sollten wir einen Pakt schließen. Ich teile Ihnen gern alle Neuigkeiten vom Kaffeehandel mit, wenn Sie mich hier an der Börse als Lieferanten an erster Stelle berücksichtigen – vorausgesetzt, Sie erwähnen es niemandem gegenüber.«
»Die Abmachung gilt«, sagte Miguel.
Mit einem Handschlag bestätigten sie die Vereinbarung offiziell. Nunes war sicherlich der Meinung, dass er ein bisschen Geld damit verdienen konnte und hoffte vielleicht sogar, dass das Interesse seines Freundes eine Verschiebung des Marktes kennzeichnete, die er sich zunutze machen konnte.
Miguel erinnerte sich nicht, wann er zum letzten Mal solch freudige Erregung verspürt hatte, deshalb kümmerte es ihn kaum, als er hörte, dass der Weinbrandpreis in letzter Minute gestiegen war – und er, wenn er die Terminkontrakte behalten hätte, jetzt um vier- oder fünfhundert Gulden reicher wäre. Was bedeuteten ihm derartig geringfügige Summen? In einem Jahr würde er einer der reichsten Männer unter den Portugiesen in Amsterdam sein.
Aus
Die auf Tatsachen beruhenden und aufschlussreichen Memoiren des Alonzo Alferonda
Nachdem ich aus der Gemeinde verstoßen worden war, wollten die meisten meiner Freunde und Kollegen nicht mehr mit mir sprechen. Viele mieden mich, weil sie die Macht des Ma’- amad fürchteten, andere, weil sie nichts als Herdentiere waren, die sich gänzlich auf den Ältestenrat verließen und seinen Beschlüssen in einem Maße vertrauten, dass sie sich nicht auch nur einen Moment lang vorstellen konnten, der Cherem wäre zu Unrecht über mich verhängt worden. Und dann, wenn ich so ehrlich sein soll, wie ich versprochen habe, gab es jene, die glaubten, dass ich sie betrogen und ausgenutzt hätte, und entzückt waren, Alferonda nicht mehr zu begegnen.
Männer, die mir Geld schuldeten, weigerten sich dreist zu zahlen, als ob der Beschluss des Ma’amad jedes bürgerliche Gesetz und die persönliche Ehre irgendwie außer Kraft setzte. Alte Geschäftspartner schickten meine Briefe ungeöffnet zurück. Paridos Einfluss brachte mich um meine Einkünfte, und obgleich ich Ersparnisse besaß, wusste ich, dass sie nicht lange reichen würden.
Ich kann nicht genau sagen, wie es dazu kam, dass ich Geld gegen Zinsen verlieh. Eine Anfrage hier, eine Zusage dort, und eines Morgens wachte ich auf und konnte nicht mehr leugnen, dass ich ein Geldverleiher geworden war. Die Thora spricht schlecht von Wucherern, aber der Talmud lehrt uns, dass ein
Mann das Gesetz beugen darf, um zu überleben, und wie hätte ich sonst überleben sollen, wenn diejenigen, die für die Einhaltung des Gesetzes verantwortlich waren, mir mein Auskommen nahmen?
Es herrschte kein Mangel an
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