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Der Kaffeehaendler - Roman

Der Kaffeehaendler - Roman

Titel: Der Kaffeehaendler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Liss Almuth Carstens
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Vergangenheit schlecht von Ihnen gesprochen, aber vergessen Sie nicht, dass auch Sie schlecht von mir gesprochen haben. Sie sollten wissen, dass ich mehr als willens bin, Ihnen Ihr Handeln gegenüber meiner Tochter und dem Dienstmädchen und ihrem Kind zu verzeihen.«
    »Das Kind ist nicht von mir, das wissen Sie«, platzte es aus Miguel heraus.
    »Von mir auch nicht«, sagte Parido mit schiefem Lächeln. »Und auch von sonst niemandem. Ich weiß Bescheid über Ihren kleinen Schwindel mit der Hure. Ein paar Münzen in die Hand gedrückt, und sie hat mir alles erzählt. Ich weiß es seit über einem Jahr. Und trotzdem habe ich nie etwas verraten. Ich habe die Information nie genutzt, um Ihnen zu schaden,
und jetzt kann ich es nicht mehr, denn wie sollte ich erklären, dass ich etwas von derartiger Wichtigkeit gewusst und die ganze Zeit geheim gehalten habe? Ist das nicht Beweis genug dafür, dass ich nicht der Feind bin, für den Sie mich halten?«
    Miguel fiel keine gescheite Antwort ein. »Sie sind sehr einsichtig, Senhor«, brachte er krächzend hervor.
    »Ich glaube, freundlich ist das passendere Wort, aber ich würde es nur ungern sehen, wenn meine Freundlichkeit missverstanden würde. Sie wird doch nicht missverstanden, oder?«
    Wovon zum Teufel sprach er? »Nein.«
    »Gut.« Parido tätschelte Miguel den Rücken. »Ich merke, dass Sie durcheinander sind, deshalb werden wir diese Unterhaltung ein andermal fortsetzen. Wenn Sie kein Interesse an Kaffee haben, ist die Sache erledigt. Falls ich jedoch erfahre, dass Sie mich in dieser Hinsicht belogen haben, dass Sie mich abgewiesen haben, als ich Ihnen in Freundschaft begegnete, werden Sie feststellen, dass Sie den Falschen erzürnt haben.«
    Miguel wirbelte herum, als er einen Käufer nach Anteilen für vierhundertzwei Prozent rufen hörte. Was war seit dreihundertachtundsiebzig geschehen? Ihm blieb nichts anderes übrig als zu verkaufen, was er besaß, statt einen Preissturz zu riskieren und alles zu verlieren.
    Innerhalb von zwei Tagen stieg der Preis auf vierhundertdreiundzwanzig; Miguel aber war es nicht gelungen, mit seinen Aktien viel besser als kostendeckend abzuschließen.
     
    Isaiah Nunes wirkte halb betrunken. Mehr als halb betrunken, befand Miguel. Er wirkte vollkommen betrunken und wie im Halbschlaf. Sie saßen im Schnellboot und tranken wässrigen provenzalischen Wein, und Miguel gewann allmählich den Eindruck, dass er seinen Freund langweilte.

    »Er tritt auf mich zu und redet von Freundschaft, dabei tut er alles, was in seiner Macht steht, um mich zu verwirren und daran zu hindern, meinen Geschäften nachzugehen.«
    Nunes zog eine Augenbraue hoch. »Vielleicht sollten Sie lieber Abstand zu Parido halten.«
    »Das ist ein guter Rat«, sagte Miguel, »aber ich bin ihm schließlich nicht nachgerannt. Sowohl er als auch mein Bruder setzen mir wegen der Kaffeegeschäfte zu, doch sie scheinen nichts von meinen Plänen zu wissen.«
    »Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollten sich vom Kaffee fern halten.«
    »Ich muss mich nicht vom Kaffee fern halten, sondern von Parido und von meinem Bruder. Und ich brauche einen Mann oder zwei in Iberien.«
    »Nun, die sind heutzutage schwer zu gewinnen, habe ich gehört.«
    »Sie haben doch gewiss Kontakte«, deutete Miguel an.
    Nunes hob leicht den Kopf. »Was genau meinen Sie?«
    »Ich meine, dass ich, falls Sie jemanden kennen, der in Iberien als mein Mittelsmann fungieren kann, dankbar wäre, wenn Sie an den Betreffenden schreiben und ihm mitteilen könnten, dass er von mir hören wird.«
    Nunes schüttelte den Kopf. »Was haben Sie vor, Miguel? Sie erzählen mir, dass Parido Ihnen Ärger macht, indem er in Ihren Angelegenheiten herumschnüffelt, und da wollen Sie mich mit hineinziehen? Ich werde es nicht riskieren, Paridos Zorn oder auch nur seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Er kennt mich kaum, wenn er mich auf der Straße sieht, und so ist es mir auch am liebsten.«
    »Sie sind bereits beteiligt«, erinnerte ihn Miguel. »Sie sind derjenige, der meinen Kaffee nach Amsterdam bringt.«
    »Und ich bedaure, dass ich eingewilligt habe«, sagte Nunes. »Bitten Sie mich nicht um mehr.«

    »Sie verschaffen mir keinen Kontakt zu Ihrem Mann in Lissabon?«
    »Ich habe keinen Mann in Lissabon.« Nunes leerte sein Glas.
     
    Vier Tage später fuhr Miguel auf einem von Pferden gezogenen Schleppkahn nach Rotterdam. Unterwegs stellte er fest, dass er pissen musste. Geertruid hatte nicht gelogen, als sie sagte, Kaffee rege den

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