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Der Kaffeehaendler - Roman

Der Kaffeehaendler - Roman

Titel: Der Kaffeehaendler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Liss Almuth Carstens
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dachte, Sie sind ein bisschen einsam, und ich habe Geschichten über ein Mädel hier gehört – ich bin richtig rot geworden – und wollte, dass Sie sich das Angebot selbst einmal ansehen.«

    »Und ich dachte«, sagte er mit gespielt strenger Stimme, »wir wollten den Abend zusammen verbringen und unsere geschäftlichen Angelegenheiten erörtern.«
    »Sie können ja so tun, als wären Sie mit mir zusammen, wenn Sie wollen«, meinte sie. »Aber mit dem Geschäftlichen sind wir fertig, glaube ich.«
    Jetzt tauchte eine Frau mit erwartungsvollem Blick neben Miguel auf und ergriff seinen Arm. Sie war klein und zierlich, hatte ein bezaubernd rundes Gesicht und volle Lippen. »Dies muss der Herr sein, von dem Sie gesprochen haben«, sagte sie zu Geertruid. »Er ist wirklich stattlich.«
    »Dieses reizende Wesen heißt Agatha, Senhor, und ich hoffe, Sie behandeln sie so freundlich, wie ich selbst gern behandelt werden würde.«
    Miguel lachte. »Wenn ich nur wüsste, wie freundlich das ist.«
    Geertruid warf den Kopf in den Nacken.
    »Ich finde, wir sollten unser Gespräch beenden, ehe ich Ihr großzügiges Geschenk annehme.« Er lächelte das Mädchen an, damit es sich nicht unbeachtet fühlte.
    »Sie sind ein mächtiger Mann, wenn Sie mit zwei Schönheiten am Arm immer noch an Geschäfte denken«, bemerkte Agatha.
    »Sie brauchen mir bloß zu sagen, wann ich mit der Überweisung des Geldes rechnen kann, dann vergessen wir die Angelegenheit für heute Abend.«
    »Nun gut.« Geertruid seufzte. »Ich sehe, dass Sie sich nicht vertrösten lassen. Umso besser für unsere Freundin Agatha, die, so sagt man, für entschlossene Burschen sehr viel übrig hat. Ich kann das Geld bis Ende der Woche überweisen, wenn es sein muss.«
    Miguel hatte einen verstohlenen Blick in Agathas lebhafte braune Augen geworfen, aber jetzt wandte er sich rasch zu Geertruid um. »So schnell? Sie haben es bereits?«

    Geertruid presste lächelnd die Lippen aufeinander. »Sie glauben doch nicht, dass meine Worte leeres Geschwätz sind? Sie haben mich gebeten, das Geld zu beschaffen, und das habe ich getan.«
    »Wenn Sie es beschafft haben, warum haben Sie mir nichts erzählt? Ich hätte gedacht, dass Ihnen, nachdem Sie eine solche Summe aufgetrieben haben – kein einfaches Unterfangen -, mehr nach Feiern zumute wäre.«
    »Das ist es auch. Feiern wir denn nicht heute Abend?«
    Miguel war lange genug an der Börse tätig, um zu merken, wann ihn jemand belog. Er blieb ganz reglos aus Angst, sich zu bewegen, bevor er die Sache durchdacht hatte. Warum sollte Geertruid lügen? Aus zwei Gründen: Entweder hatte sie das Geld in Wahrheit nicht, oder sie hatte es, aber seine Quelle war nicht die, die sie genannt hatte. Miguel wurde erst klar, wie lange er geschwiegen hatte, als er sah, dass ihn beide Frauen anstarrten. »Sie können diese Woche überweisen?«
    »Das sagte ich doch. Warum sind Sie auf einmal so mürrisch? Sie haben Ihr Geld, und Sie haben eine Frau. Was sonst noch könnte sich ein Mann wünschen?«
    »Gar nichts«, sagte er, befreite sich aus ihrem Griff und legte den beiden jeweils eine Hand auf ihre weichen Hinterteile. Solche Freiheiten hätte er sich bei Geertruid normalerweise nicht herausgenommen, aber sie hatte sich auch mit ihm eine erlaubt, wieso die Gefälligkeit also nicht erwidern? Was ihre Lüge betraf, so würde er heute Abend nicht mehr an sie denken. Geertruid hatte ihre Gründe, und sie hatte Geheimnisse. Miguel konnte gut damit leben.
    »Ich glaube, der Senhor hätte lieber Sie als mich«, sagte Agatha zu Geertruid.
    Im Gesicht der Witwe blitzte etwas auf. »Du wirst schon herausfinden, was der Senhor gern hat, meine Liebe. Ihm eilt ein gewisser Ruf voraus.«

    Agatha führte ihn in ein Hinterzimmer, wo Miguel bald feststellte, dass er kaum noch an Geertruids Lügen dachte und daran, was sie wohl vor einem so engen Freund verbergen wollte.
     
    Am folgenden Tag fand Miguel unter seinen Briefen eine Zusage von seinem künftigen Mittelsmann in Frankfurt. Er las sie mit Befriedigung durch und riss dann den nächsten Brief auf, der von dem russischen Händler war. Dieser erklärte höflich, dass Miguel ihm noch knapp neunzehnhundert Gulden schulde, und dass er, da er von Miguels früheren Schwierigkeiten wisse, die Sache nicht auf sich beruhen lassen könne. »Ich muss auf die unverzügliche Rückzahlung der Hälfte des Darlehens bestehen, sonst bleibt mir, so fürchte ich, keine andere Wahl, als die Gerichte darüber entscheiden

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