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Der Kaiser von China

Der Kaiser von China

Titel: Der Kaiser von China Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Rammstedt
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sagte Hu, und Großvater lächelte. »Nichts lieber als das.«
    Lian und er steigerten sich immer weiter in ihre Pläne hinein (»Die Weltsensation Lian lässt Sie fragen, wohin die Hochzeitsreise führen soll«), sie überlegten, sich mit einem eigenen Variete selbstständig zu machen, sie stritten sogar schon ein wenig über Kindernamen (»Die Weltsensation Lian lässt Ihnen ausrichten, dass sie mit Gertrud leider überhaupt nichts anfangen kann«), und nur manchmal, wenn Lian zum Abschied seine Hand drückte, drängte sich die Wirklichkeit wieder zwischen sie, und sie drängte von Tag zu Tag mehr, selbst Hu schwieg meist betreten, nur dann und wann legte auch er seine Hand auf Großvaters Schulter und flüsterte ihm ins Ohr: »Die Weltsensation Lian lässt Ihnen nun sicherlich ausrichten, dass ihre Trauer so groß ist wie die Wüste Gobi, doch ihre Liebe zum Glück so groß wie die Wüste Gobi durch eine Lupe betrachtet.«
    Am Sonntag dieser glücklichen Woche gab es nur eine Matinee-Vorführung, der Abend war frei und für die Jahreszeit ungewöhnlich mild, sodass Hu vorschlug, doch einen kleinen Ausflug zu machen. »Irgendwohin, wo wir ungestört sind«, sagte er und zwinkerte Großvater zu. Vier Diener zogen Lian am Abend zur kleinen Bucht am Fluss, die Großvater ausgesucht hatte, und wurden von ihr dann zum Warten eine Bucht weiter geschickt.
    Auf einem zweiten Wagen hatte Großvater den kleinen Imbiss geladen, der als Picknick dienen sollte, belegte Brotlaibe, ein Paar Kuchen, Birnenkörbe, sogar ein Fässchen Reiswein hatte er nach langem Suchen für ein kleines Vermögen auftreiben können.
    »Ich will dich nicht beschämen«, sagte Großvater zu mir, reichte mir sein leeres Cognac-Fläschchen und nahm dafür mein volles, »aber es wurde in der Tat ein gleichermaßen romantischer wie hocherotischer Abend.« Ob ich die Einzelheiten erfahren wolle, fragte er, und ich nickte zögernd und hauptsächlich, weil ich den Eindruck hatte, dass er mir sehr gern davon erzählen wollte.
    Hu habe, berichtete Großvater, am Ufer ein kleines Feuer entfacht, dessen Flammen aufgeregte Schatten über Lians Gesicht huschen ließen. Großvater und sie saßen eng umschlungen auf dem Diwan, aßen die mitgebrachten Leckereien, tauschten Kindheitserinnerungen aus, küssten sich und betrachteten schweigend, wie der dunkle Fluss starrsinnig dem Meer entgegenflass .
    Irgendwann holte Hu dann eine dieser einsaitigen Gitarren aus seiner Heimat hervor und begann ein Lied zu spielen, fremd und schön, und Lian sang dazu mit brüchiger Stimme. Wovon das Lied handele, wollte Großvater wissen. »Von einem Drachen«, erklärte Hu, »der einen Fisch liebt«. Der Drache habe nicht schwimmen können, und der Fisch nicht fliegen, und so hätten sie einander immer nur sehnsüchtig durch die Meeresoberfläche angeschaut, bis das Verlangen eines Tages so groß wurde, dass der Drache beschloss, ins Meer zu tauchen, auch wenn das seinen sicheren Tod bedeuten würde. Zeitgleich habe jedoch der Fisch beschlossen, in die Luft zu springen, auch wenn das ebenfalls seinen sicheren Tod bedeuten würde. Und so sei der Drache getaucht und im selben Augenblick ertrunken, als der Fisch in der Luft erstickte.
    »Ein trauriges Lied«, sagte Großvater. »Ganz und gar nicht«, erwiderte Hu und klimperte noch ein wenig weiter auf seiner Gitarre, während Großvater, die zunehmende Kälte als Ausrede nutzend, immer tiefer in die angenehm warmen Schichten Lians hineinkroch. Leise hörte man das Lachen der Diener aus der Nachbarbucht, der Fluss rauschte behaglich, hin und wieder knisterte die Glut des Lagerfeuers, Lians flauschige Hände wanderten Großvaters Körper entlang, und jede Stelle, die sie berührt hatten, flehte sofort verzweifelt nach ihrer Rückkehr. Großvater küsste Lians Hals, die hügeligen Schultern, sein Kopf wanderte zwischen ihre Brüste, die sich sofort wieder über ihm schlossen, sodass ihm die Luft wegblieb, aber dennoch wollte er diese warme, weiche, nachgiebige Höhle nie mehr verlassen. Lian hatte seine Hose geöffnet, Großvater schob ihren Umhang zur Seite, er kletterte auf sie hinauf, ihre Schenkel umschlossen ihn, pressten ihn in sie hinein, er war ganz von Fleisch umschlossen, Arme, Schenkel, Brüste, das ganze Massiv ihres Bauches drückte sich an ihn, rieb sich an ihm, umwogte ihn, Lian seufzte, hauchte irgendetwas. »Die Weltsensation Lian lässt Ihnen ausrichten, dass Sie nicht aufhören sollen«, flüsterte Hu, der plötzlich

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