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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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worden waren oder erst aufgebaut werden sollten.
    »Kein Problem«, sagte Rebus.
    »Ich wollte mich hier nur mal etwas umsehen.«
    Hier, das hieß in der vorübergehenden Heimstatt des Schottischen Parlaments im Gebäude der General Assembly am oberen Ende von The Mound. Die Bauarbeiten waren bereits in vollem Gange. Oben zwischen den berühmten Deckenbalken waren schwarze Beleuchtungsbrücken aus Metall angebracht. Die Holzkonstruktionen für die bereits fertig zugeschnittenen Gyproc-Wände standen zur Montage bereit. Auf dem alten Fußboden wurde ein neuer verlegt. Gleichzeitig wuchs in der großen Halle in abgestuften Halbkreisen – einem Amphitheater gleich – allmählich der Plenarsaal heran. Die Tische und die Bestuhlung fehlten allerdings noch. Die John-Knox-Statue draußen im Hof war mit Holz verkleidet – manche sagten, um sie zu schützen, andere hingegen behaupteten, um dem Oberpuritaner den Anblick des Höchsten Gerichtshofs der Kirche von Schottland in seiner neuen Gestalt zu ersparen.
    »Ich habe gehört, dass Glasgow dem Parlament ein fix und fertiges Gebäude als Tagungsort angeboten hat«, sagte Grieve. Er schnaubte geringschätzig und lächelte dann. »Als ob Edinburgh so etwas zulassen würde. Trotzdem…« Er sah sich um. »Schade, dass man sich nicht einmal die Zeit genommen hat, auf die Fertigstellung des endgültigen Parlamentsgebäudes zu warten.«
    »So lange können wir offenbar nicht mehr warten«, sagte Rebus.
    »Bloß weil Dewar einen Vogel hat. Mein Gott, wie der Mann gegen den Calton Hill als Standort gekämpft hat, bloß weil der Ort für ihn ein ›nationalistisches Symbol‹ist. Wirklich idiotisch.«
    »Ich persönlich hätte Leith als neuen Parlamentssitz vorgezogen«, sagte Rebus.
    Grieve sah ihn interessiert an. »Wieso das?«
    »Erstens bricht der Verkehr in der Stadt auch jetzt schon ständig zusammen. Und zweitens«, fuhr Rebus fort, »hätten sich dann die hart arbeitenden Mädchen den weiten Weg nach Holyrood sparen und ihrem Gewerbe gleich vor Ort nachgehen können.«
    Cammo Grieves schallendes Gelächter hallte in dem großen Raum wider. Um sie her sägten und hämmerten Zimmerleute. Irgendwo lief ein Radio. Das übliche Pop-Gedudel. Ein paar Arbeiter versuchten mitzupfeifen. Ein Zimmermann haute sich mit dem Hammer auf den Daumen. Seine Flüche hallten von den Wänden wider.
    Cammo Grieve sah Rebus an. »Sie haben von meinem Beruf offenbar nicht die beste Meinung, Inspektor, was?«
    »Ach, ich glaube, dass Politiker für manche Zwecke ganz nützlich sind.«
    Wieder lachte Grieve. »Ich hab das Gefühl, ich sollte besser nicht fragen, welche Zwecke das sind.«
    »Wenigstens sind Sie lernfähig, Mr. Grieve.«
    Sie schlenderten weiter. Rebus konnte sich noch an einige Informationen erinnern, die er bei einer Begehung des Ortes erhalten hatte. Er reichte sie großzügig an den in England wohnhaften Abgeordneten weiter.
    »Dann ist das also hier der Plenarsaal?«, sagte Grieve.
    »Richtig. Es gibt noch sechs weitere Gebäude, die meisten davon in städtischem Besitz. In einem davon sind die diversen Verbände untergebracht, in einem anderen die Abgeordneten und ihre Mitarbeiter.«
    »Und wie sieht es mit den Tagungsräumen für die Ausschüsse aus?«
    Rebus nickte. »Gibt es auch. Auf der anderen Seite der Ge-orge-IV.-Brücke gegenüber den Abgeordneten-Büros. Die Gebäude sind durch einen Tunnel miteinander verbunden.«
    »Einen Tunnel?«
    »Damit die Herrschaften die Straße nicht zu überqueren brauchen. Wir wollen doch nicht, dass unseren Abgeordneten was passiert.«
    Grieve lächelte. Ganz gegen seinen Willen fand Rebus den Mann ziemlich sympathisch.
    »Und ein Pressezentrum gibt es doch bestimmt auch«, sagte Grieve.
    Rebus nickte. »Ja, am Lawnmarket.«
    »Die verdammten Medien.«
    »Campieren die immer noch vor dem Haus Ihrer Mutter?«
    »Ja. Jedes Mal, wenn ich meine Mutter besuche, muss ich irgendwelche Fragen abwehren.« Er sah Rebus an. Keine Spur von Fröhlichkeit lag mehr in seinem jetzt blassen, müden Gesicht.
    »Haben Sie denn noch immer keine Idee, wer Roddy umgebracht hat?«
    »Die Antwort kennen Sie doch schon, Sir.«
    »Ach ja: Wir machen mit den Ermittlungen gute Fortschritte… und so ein Quatsch.«
    »Kann sein, dass es Quatsch ist, trotzdem stimmt es.«
    Cammo Grieve versenkte die Hände tief in den Taschen seines schwarzen Mantels. Er sah alt und irgendwie unglücklich aus. Ein Mann, der sich keinen Illusionen mehr hingab, so perfekt gekleidet er

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