Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11
abgestattet hatte, ziemlich lange gedauert hatte. Als er eine entsprechende Bemerkung machte, giftete sie, seit wann er eine Stoppuhr mit sich herumtrage.
Und dann hatten sie angefangen, wegen des Garagentors zu streiten.
»Und – schon was gefunden?«, fragte er bereits zum zwanzigsten Mal.
»Du wirst es als Erster erfahren«, erwiderte sie mit zusammengebissenen Zähnen. Sie antwortete überhaupt nur auf seine Frage, weil er sonst nicht aufgehört hätte zu nerven.
»Das Zeug hier ist alles viel zu neu«, klagte er und verfrachtete einen Stapel Papier auf eine der Teekisten am Boden. Dort geriet der Stapel ins Rutschen, und die Papiere landeten auf dem Boden.
»Jedenfalls gehst du systematisch vor«, murmelte Wylie. Am besten, sie brachten das Zeug, das sie bereits gesichtet hatten, nach draußen. Dann konnten sie wenigstens in der Garage unbehelligt arbeiten. Den Rest würde der Wind draußen schon besorgen.
»Ich verstehe ja nicht viel davon«, sagte Wylie schließlich und goss sich etwas Tee aus ihrer Thermosflasche ein, »aber Coghills Buchführung macht einen ziemlich chaotischen Eindruck, falls diese Unterlagen irgendwelche Rückschlüsse erlauben.«
»Er hatte Schwierigkeiten wegen der Umsatzsteuer«, sagte Hood.
»Und wegen der Schwarzarbeiter, die er beschäftigt hatte.«
»Erleichtert uns nicht gerade die Arbeit.« Hood kam jetzt zu ihr herüber und nahm dankend eine Tasse Tee entgegen. Es klopfte an der Tür, und jemand kam herein.
»Und – ist in der Kanne noch was drin?«, fragte er.
»Vielleicht 'ne halbe Tasse«, sagte Wylie. Rebus inspizierte die Kaffeetassen, nahm dann die am wenigsten schmutzige und ließ sich von Wylie Tee einschenken.
»Und wie läuft's so?«, fragte er.
Hood versuchte, die Tür wieder zuzumachen. »Sie meinen – abgesehen von dem eisigen Wind?«
»Kälte stählt doch die Gesundheit«, sagte Rebus und stellte sich direkt vor den Heizlüfter.
»Geht nur mühsam vorwärts«, sagte Wylie. »Coghills größtes Problem war, dass er alles alleine machen wollte.«
»Wenn er nur eine tüchtige Sekretärin eingestellt hätte…«
Wylie sprach den Satz zu Ende: »… dann hätten wir vermutlich schon lange gefunden, wonach wir suchen.«
»Kann natürlich sein, dass er Sachen weggeschmissen hat«, sagte Rebus. »Wie weit reichen die Dokumente zurück, die Sie gefunden haben?«
»Nein, der hat ganz sicher nichts weggeschmissen, Sir. Das ist ja gerade das Problem. Der hat jeden Zettel aufgehoben.« Sie fuchtelte ihm mit einem Blatt Papier vor der Nase herum. Am oberen Rand stand in Druckbuchstaben: Coghill – Bauunternehmen. Er nahm es ihr aus der Hand. Ein Kostenvoranschlag für den Bau einer einfachen Garage in Joppa. In der Auflistung waren sämtliche Kosten bis auf den letzten Pence aufgeführt. Datiert war er vom Juli 1969.
»Der Mann war dreißig Jahre im Geschäft, und uns interessiert nur ein bestimmtes Jahr«, sagte Wylie. Sie trank ihren Tee aus und schraubte den Becher wieder oben auf die Thermosflasche. »Das ist fast wie 'ne Nadel im Heuhaufen suchen.«
Rebus leerte ebenfalls seine Tasse. »Also, je weniger ich Sie aufhalte…« Er sah auf die Uhr.
»Wenn Sie gerade nichts zu tun haben, Sir, ein bisschen Hilfe käme uns durchaus gelegen.«
Rebus sah Wylie an. Es war ihr durchaus ernst. »Ich hab gleich einen Termin«, sagte er. »Wollte nur mal vorbeischauen.«
»Das wissen wir zu schätzen, Sir«, sagte Hood, der genauso lustlos klang wie zuvor seine Partnerin. Dann machten sich die beiden wieder an die Arbeit, während Rebus seiner Wege ging.
Wylie hörte, wie Rebus seinen Wagen startete, und ließ einen Papierstoß zu Boden fallen. »Begreifst du das? Kreuzt hier mal kurz auf, trinkt uns den Tee weg und verschwindet dann wieder. Und wenn wir was gefunden hätten, war er damit aufs Revier gefahren und hätte den großen Mann markiert.«
Hood starrte auf die Tür. »Meinst du wirklich?«
Sie sah ihn an. »Du vielleicht nicht?«
Er zuckte mit den Achseln. »Eigentlich nicht sein Stil.«
»Und wieso ist er dann gekommen?«
Hood starrte noch immer auf die Tür. »Weil er ständig unter Strom steht.«
»Mit anderen Worten: Er traut uns nicht.«
Hood schüttelte den Kopf. Er schnappte sich einen weiteren Aktenordner. »Einundsiebzig«, sagte er. »Mein Geburtsjahr.«
»Ich hoffe, Sie haben nichts gegen die Wahl unseres Treffpunkts einzuwenden«, sagte Cammo Grieve und stieg über einen Stapel Gerüstelemente hinweg, die entweder gerade abgebaut
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