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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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ihrer Verpackung befreite. Schwierigkeiten bereitete die Schnur, die kaum bis zu der nächsten Steckdose in der Wand reichte. Aber auch das Doppelmikrofon reichte nur knapp bis zu Ures Bett. Rebus brachte seinen eigenen Stuhl so in Position, dass er zwischen Anwalt und Patient eingezwängt war. Das Mikrofon, dessen Kabel bis zum Zerreißen angespannt war, ruhte auf der Bettdecke. Allein die Vorbereitungen nahmen etwa zwanzig Minuten in Anspruch. Nicht dass Rebus es besonders eilig gehabt hätte. Er hatte sogar gehofft, dass Mrs. Ure wegen der ausgedehnten Präliminarien das Zimmer verlassen würde. Und tatsächlich ging sie einmal aus dem Raum, kehrte jedoch kurz darauf mit einem Tablett zurück, auf dem Teetassen und eine Kanne standen. Sie schenkte ganz bewusst nur dem Arzt und dem Anwalt von dem Getränk ein und sagte zu den Polizeibeamten: »Bitte bedienen Sie sich.« Siobhan leistete dieser Aufforderung lächelnd Folge und stellte sich dann wieder an die Tür, da es in dem Raum keinen Stuhl für sie gab. Der Arzt saß auf der anderen Seite des Bettes neben dem Monitor. Ein junger Mensch mit sandfarbenem Haar, der das Treiben in dem Zimmer verwundert betrachtete.
    Mrs. Ure, die nicht direkt neben ihrem Mann stehen konnte, drückte sich neben dem Anwalt herum, was diesen offenbar irritierte. In dem Raum wurde es immer heißer und stickiger. Die Fenster waren beschlagen. Der Raum befand sich im hinteren Teil des Hauses. Durch die beschlagenen Fenster konnte man draußen eine von Bäumen und Sträuchern gesäumte ausgedehnte Rasenfläche erkennen. Direkt vor dem Fenster war auf einem Pfahl ein Vogelhäuschen aufgestellt, das gelegentlich von Meisen und Spatzen aufgesucht wurde. Offenbar waren die Vögel von der Qualität des Futterangebots nicht sonderlich angetan.
    »Ich sterbe vor Langeweile«, sagte Archie Ure und trank einen Schluck Apfelsaft.
    »Tut mir Leid«, sagte Rebus. »Dauert nicht mehr lange.« Dann öffnete er die zweite Kiste und holte daraus einen dicken Aktenordner hervor. Ure war im ersten Augenblick offenbar von der schieren Menge des Materials tief beeindruckt. Doch dann zog Rebus ein einzelnes Blatt daraus hervor und legte es oben auf den Ordner, den er – genau wie der Anwalt seine Aktenmappe – als Unterlage benutzte.
    »Ich glaube, wir können jetzt anfangen«, sagte Rebus. Siobhan kniete nieder und schaltete das Gerät ein. Dann nickte sie, um ihm zu bestätigen, dass beide Bänder liefen. Rebus nannte deutlich seinen Namen und bat die übrigen Anwesenden, das Gleiche zu tun.
    »Mr. Ure«, sagte er dann, »kennen Sie einen Mann namens Barry Hutton?«
    Diese Frage hatte Ure erwartet. »Ein großer Bauunternehmer«, sagte er.
    »Wie gut kennen Sie ihn?«
    Ure trank einen weiteren Schluck von seinem Saft. »Ich bin Vorsitzender des Planungsausschusses im Stadtrat. Mr. Hutton legt uns regelmäßig Bauanträge vor.«
    »Wie lange haben Sie den Vorsitz dieses Ausschusses schon inne?«
    »Acht Jahre.«
    »Und davor?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine, welche Ämter Sie davor gehabt haben.«
    »Ich sitze seit fast fünfundzwanzig Jahren im Stadtrat. Es gibt nur wenige Ämter, die ich in dieser Zeit nicht irgendwann mal innegehabt habe.«
    »Aber meistens im Planungsbereich?«
    »Wieso fragen Sie das? Sie wissen es doch ohnehin schon.«
    »Tatsächlich?«
    Ure verzog das Gesicht. »In einem Vierteljahrhundert entwickeln sich natürlich gewisse freundschaftliche Verbindungen.«
    »Und diese Freunde haben Ihnen berichtet, dass wir gewisse Nachforschungen anstellen?«
    Ure nickte und widmete sich dann wieder seinem Saft.
    »Mr. Ure hat genickt«, sagte Rebus für das Tonbandgerät. Ure sah ihn an. Auf seinem Gesicht war eine gewisse Ablehnung unverkennbar, trotzdem machte ihm das Spiel anscheinend auch Spaß, denn darum handelte es sich für ihn: ein Spiel. Konnten ihm ja ohnehin nichts anhängen, also brauchte er sich auch keine ernsthaften Sorgen zu machen.
    »Sie waren Ende der siebziger Jahre Mitglied des Planungsausschusses«, fuhr Rebus fort.
    »Achtundsiebzig bis dreiundachtzig«, pflichtete Ure ihm bei.
    »Da müssen Sie doch bisweilen mit Bryce Callan zu tun gehabt haben?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Was soll das heißen?«
    »Das heißt, dass ich seinen Namen kenne.« Ure und Rebus sahen beide, wie der Anwalt sich eine Notiz machte. Rebus fiel auf, dass der Mann einen Füller benutzte und in großen schrägen Buchstaben schrieb. »Kann mich nicht erinnern, dass sein Name je in einem

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