Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11
vielleicht auch nur 'ne Erkältung. Ihr Männer seid doch alle Hypochonder.«
»Kann man ihm nicht verübeln – bei dem Wetter.«
»Ich sag ja gar nichts.«
»Frauen sind halt nicht so leicht kleinzukriegen.«
Sie lachte und verdrehte die Augen.
»Und wann machen Sie abends Schluss?«
Sie lachte wieder. »Wollen Sie mich vielleicht anmachen?«
Er sah sie unschuldig an. »Kann sein, dass ich später noch eins von den Dingern möchte.« Er hielt den Burger in die Luft.
»Na ja, eigentlich bin ich bis fünf hier. Aber in der Mittagszeit reißen sie mir die Burger aus der Hand.«
»Das Risiko muss ich eingehen«, sagte Rebus. Diesmal lächelte er ihr zu, als er wieder durch das Tor ging. Den Tee hatte er mitgenommen. Als gerade wieder eine Ladung Ziegel heruntergelassen wurde, bemerkte er, dass er keinen Helm aufhatte. Es gab zwar noch welche in der Pförtnerloge, doch dahin wollte er nicht zurückgehen. Und so marschierte er schnurstracks Richtung Queensberry House. Die Kellertreppe war unbeleuchtet. Auf der anderen Seite der Eingangshalle hörte er Stimmen. In der alten Küche sah er schemenhafte Gestalten. Als er eintrat, blickte Ellen Wylie ihm entgegen und nickte. Sie lauschte gerade den Ausführungen einer älteren Frau. Die Besucherin saß in einem ausklappbaren Segeltuchstuhl, der bei jeder Bewegung quietschte. Da die Dame lebhaft sprach, war dies ständig der Fall. Grant Hood stand an der Wand und machte sich Notizen. Er stand hinter der Frau, um sie nicht abzulenken.
»Die Wand war schon immer holzvertäfelt«, sagte die Frau gerade. »Jedenfalls so weit ich zurückdenken kann.« Sie sprach mit einer etwas schrillen, äußert selbstbewussten Stimme.
»Sie meinen, so wie dort drüben?«, fragte Wylie. Sie zeigte auf ein Stück Vertäfelung, das nahe der Tür noch an der Wand befestigt war.
»Ja, ich glaube schon.« Jetzt erst bemerkte die Frau Rebus und lächelte ihm entgegen.
»Das ist Inspektor Rebus«, sagte Wylie.
»Guten Morgen, Inspektor. Ich heiße Marcia Templewhite.«
Rebus ging zu ihr hinüber und schüttelte ihr die Hand.
»Miss Templewhite hat in den Siebzigerjahren für das Gesundheitsamt gearbeitet«, sagte Wylie.
»Und schon viele Jahre zuvor«, fügte Miss Templewhite hinzu.
»Sie erinnert sich noch an den Umbau damals«, fuhr Wylie fort.
» Alles ist umgebaut worden«, sagte Miss Templewhite. »Der ganze Keller. Neue Heizungsanlage, neue Fußböden, neue Rohre… Ein ziemliches Chaos war das damals, das sag ich Ihnen. Alles musste nach oben gebracht werden, und dann wussten wir nicht, wohin damit. So ging das wochenlang.«
»Und dabei wurde auch die Vertäfelung entfernt?«, fragte Rebus.
»Also, wie ich gerade zu Miss… gesagt habe.«
»Detective Wylie«, half Ellen Wylie ihr.
»Wie ich gerade zu Detective Wylie gesagt habe – wenn man diese Kamine damals entdeckt hätte, wäre mir das bestimmt zu Ohren gekommen.«
»Dann haben Sie also davon nichts gewusst?«
»Erst seit Detective Wylie mir davon erzählt hat.«
»Aber die Bauarbeiten«, mischte sich jetzt Grant Hood ein, »fallen etwa in die gleiche Zeit wie die Ermordung des Mannes, dessen Skelett man hier gefunden hat.«
»Glauben Sie vielleicht, dass sich einer der Arbeiter hier eingemauert hat?«, fragte Miss Templewhite.
»Das wäre ganz sicher aufgefallen«, sagte Rebus. Trotzdem mussten natürlich die damaligen Bauunternehmer noch genau befragt werden. »Wer hat denn die Bauarbeiten durchgeführt?«
Miss Templewhite hob die Hände in die Luft. »Na ja, irgendwelche Baufirmen halt, Subunternehmer… Ich hab schon damals den Überblick verloren.«
Wylie sah Rebus an. »Miss Templewhite glaubt, dass es noch irgendwo Unterlagen geben müsste.«
»Aber sicher doch, ganz sicher.« Sie sah sich in dem Raum um. »Und jetzt auch noch die Geschichte mit Roddy Grieve. Dieses Haus war schon immer vom Unglück verfolgt, und das wird wohl auch so bleiben.« Sie nickte den drei Polizisten bedeutungsvoll zu und machte ein Gesicht, als ob ihr diese Wahrheit überhaupt nicht behagte.
Er stand wieder an dem Imbisswagen und orderte drei Becher Tee.
»Schlechtes Gewissen?«, fragte Wylie, als sie ihren Becher entgegennahm. Ein Streifenwagen war inzwischen eingetroffen, um Miss Templewhite nach Hause zu fahren. Grant Hood half ihr vorsichtig beim Einsteigen und winkte ihr dann nach.
»Wieso ein schlechtes Gewissen?«, fragte Rebus.
»Man hört, dass wir Ihnen diesen Fall verdanken.«
»Wer hat das gesagt?«
Sie zuckte
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