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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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weiterkommen«, sagte Rebus. »Ist doch egal, wie er auf das Gelände gekommen ist und womit man ihn umgebracht hat. Uns interessiert doch nur, wer es getan hat und warum. Sie erinnern mich ein bisschen an einen Bürochef, der sich intensiv mit ein paar Klarsichtfolien beschäftigt, während sich die unerledigten Akten um ihn her meterhoch auf den Schreibtischen stapeln.«
    Linford sah auf die Uhr. »Eigentlich noch ein bisschen früh am Tage für so üble Sprüche.« Er versuchte, die Sache von der humorvollen Seite zu nehmen, weil er wusste, dass fremde Ohren zuhörten.
    »Sie können den Baustellenleiter befragen, so viel Sie wollen«, sagte Rebus nur. »Selbst wenn Sie tatsächlich feststellen, dass irgendein Hammer fehlt, was nützt Ihnen das? Eins ist jedenfalls klar: Wer immer Roddy Grieve ermordet hat, wusste genau, was er tat. Wenn Grieve nur zufällig irgendwen gesehen hat, der ein paar Dachziegel klaut, dann hätte so jemand ihn vielleicht niedergeschlagen. Aber wahrscheinlicher ist, dass ein solcher Dieb
    – auch wenn es mehrere waren – einfach abgehauen wäre. Jedenfalls hätten Werkzeug-Diebe sicher nicht weiter auf ihn eingeschlagen, als er schon am Boden lag. Er hat seinen Mörder gekannt, und er ist auch nicht zufällig hier aufgekreuzt. Wir müssen den Mörder in Roddys beruflichem und politischem oder aber in seinem privaten Umfeld suchen.« Als er aufhörte zu sprechen, sah er, dass die Arbeiter, die vor dem Imbiss Schlange standen, die Vorstellung genau beobachteten.
    »Ende der Lektion«, sagte Ellen Wylie und lächelte in ihre Tasse.

10
    Roddy Grieves Wahlkampfmanagerin hieß Josephine Banks. Sie saß mit Rebus in einem der Besprechungszimmer in der St. Leonard's Street und erklärte ihm gerade, dass sie Grieve seit etwa fünf Jahren kannte.
    »Wir haben uns von Anfang an für New Labour engagiert. Ich hab sogar für John Smith Plakate geklebt.« Sie sah nachdenklich in die Luft. »Er fehlt uns noch immer.«
    Rebus saß ihr gegenüber. Seine Finger spielten mit einem billigen Kuli. »Wann haben Sie Mr. Grieve zuletzt gesehen?«
    »An dem Tag, als er gestorben ist. Wir haben uns nachmittags getroffen. Die Wahlen sind ja schon in fünf Monaten, deshalb hatten wir eine Menge zu besprechen.«
    Sie war zirka einsfünfundsechzig groß und an der Taille und an den Hüften ziemlich füllig. Auch in ihrem kleinen runden Gesicht waren bereits die ersten Vorboten eines Doppelkinns zu erkennen. Ihr dickes schwarzes Haar hatte sie am Hinterkopf zusammengebunden, und sie trug eine Lesebrille mit modisch gefleckter Fassung.
    »Und – haben Sie selbst nie daran gedacht zu kandidieren?«, fragte Rebus.
    »Was? Für das Parlament?« Sie lächelte. »Vielleicht beim nächsten Mal.«
    »Dann haben Sie also politische Ambitionen?«
     
    »Natürlich.«
    »Und wieso haben Sie ausgerechnet Roddy Grieve unterstützt und nicht irgendeinen anderen Kandidaten?«
    Sie trug dunklen Lidschatten, und ihre grünen Augen funkelten gerade/u, wenn sie sich bewegten.
    »Weil ich ihn mochte«, sagte sie. »Außerdem hatte ich volles Vertrauen zu ihm. Er hatte noch Ideale, ganz im Gegensatz zu seinem Bruder beispielsweise.«
    »Cammo?«
    »Ja.«
    »Mögen Sie ihn nicht?«
    »Wieso sollte ich?«
    »Und Roddy und Cammo?«
    »Ach, die haben ständig über Politik gestritten, zum Glück haben sie sich meist nur bei familiären Anlässen gesehen. Und dann haben Alicia und Lorna meist Schlimmeres verhindert.«
    »Und Mr. Grieves Frau?«
»Welche?«
»Roddys?«
»Ja, aber welche? Er hatte zwei, wissen Sie.«
Rebus war einen Augenblick verwirrt.
»Die erste Ehe hat nicht lange gehalten«, sagte Josephine
    Banks und schlug die Beine übereinander. »Eine Teenager-Ge-schichte.« Rebus brachte seinen Stift in Position und öffnete sein Notizbuch. »Und wie heißt sie?« »Billie.« Sie buchstabierte den Namen. »Ihr Mädchenname
    ist Collins. Aber sie hat wieder geheiratet.« »Lebt sie noch hier?« »Als ich zuletzt etwas von ihr gehört habe, hat sie irgendwo
    in Fife unterrichtet.« »Sind Sie ihr je begegnet?« »Um Himmels willen, nein, die war längst weg, als ich Roddy
    kennen gelernt habe.« Sie sah ihn an. »Wissen Sie, dass die beiden einen Sohn haben?« Keines der übrigen Familienmitglieder hatte das erwähnt. Rebus schüttelte den Kopf. Banks sah ihn enttäuscht an. »Er heißt Peter. Er verwendet den Nachnamen Grief. Sagt Ihnen das etwas?« Rebus machte gerade ein paar Notizen. »Nein, eigentlich nicht.« Sie zuckte mit den

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