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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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auf dem Gehsteig. Es war so kalt, dass die beiden bibbernd von einem Fuß auf den anderen traten.
    Als seine Zigarette fast zu Ende war, fragte er sie – vielleicht um den unvermeidlichen letzten Zug noch ein wenig hinauszuzögern –, ob ihr der Verfasser des Briefes bekannt sei.
    »Nein, keinen blassen Schimmer.«
    »Aber es muss doch jemand gewesen sein, der Sie beide gekannt hat.«
    »Oh ja. Ich schätze, jemand aus dem Ortsverband. Oder vielleicht ein beleidigter Verlierer. Bei der Auswahl des Kandidaten ist es manchmal ziemlich hoch hergegangen.«
    »Wieso?«
    »Die Labour-Fossilien gegen die neue Richtung. Dabei sind natürlich viele alte Geschichten wieder hochgekommen.«
    »Wer ist denn eigentlich gegen Mr. Grieve angetreten?«
    »Es gab noch drei weitere Anwärter: Gwen Mollison, Archie Ure und Sara Bone.«
    »Und – war es eine faire Kandidatenkür?«
    »So weit man bei solchen Verfahren überhaupt von fair sprechen kann – ja. Ich meine, niemand hat mit schmutzigen Tricks gearbeitet.«
    Irgendetwas in ihrer Stimme ließ ihn nachhaken: »Aber?«
    »Natürlich waren die anderen etwas gekränkt, als Roddy die Kandidatur für sich entschieden hat. Vor allem Ure. Das müssen Sie doch in der Zeitung gelesen haben.«
    »Nur falls der Sportteil darüber berichtet hat.«
    Sie sah ihn an. »Aber zur Wahl gehen Sie doch wenigstens?«
    Er starrte auf den kümmerlichen Rest seiner Zigarette. »Und wieso war Archie derart aufgebracht?«
    »Archie ist schon hundert Jahre bei Labour. Außerdem ist er ein Verfechter der Dezentralisierung. Schon '79 hat er in halb Edinburgh Plakate geklebt. Dann kommt dieser Roddy daher und schnappt ihm die Kandidatur vor der Nase weg. Archie war der Meinung, dass die Kandidatur sein natürliches Recht ist. Sagen Sie, sind Sie 1979 zu der Abstimmung gegangen?«
    Am 1. März 1979, dem Tag der fehlgeschlagenen Volksabstimmung. Schon damals war es um die schottische Selbstverwaltung gegangen. »Weiß ich nicht mehr«, log Rebus.
    »Also sind Sie nicht hingegangen.« Er zuckte mit den Achseln. »Und warum nicht?«
    »Ich war doch nicht der Einzige.«
    »Nur so aus Interesse. Es war bitter kalt an dem Tag damals. Vielleicht hat der Schnee Sie ja abgeschreckt.«
    »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen, Miss Banks?«
    Sie schnippste ihren Zigarettenstummel auf die Straße. »Wie könnte ich, Inspektor.«
    1979
    Seine Frau Rhona hatte damals ständig eine ganze Rolle »Schottland sagt JA«-Aufkleber mit sich herumgeschleppt. Daran erinnerte er sich nur zu gut. Auf seinen Jacken hatten die Dinger geklebt, auf der Windschutzscheibe des Autos, ja sogar auf dem Flachmann, den er manchmal mit zur Arbeit nahm. Der Winter war schrecklich gewesen: dunkel, elend kalt – und dann noch ständig irgendwelche Streiks. Die Zeitungen hatten von einem Winter des Missbehagens gesprochen, eine Charakterisierung, die den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Seine Tochter Sammy war damals vier gewesen. Wenn er sich mit Rhona herumstritt, sprachen sie leise, damit die Kleine nicht aufwachte. Einer der Streitpunkte war seine Arbeit: Der Tag hatte einfach nicht genug Stunden. Außerdem hatte Rhona kurz zuvor ihre politische Ader entdeckt und machte sogar Wahlkampf für die SNP – also die Schottische Nationalpartei. Sie sah in dem geplanten Autonomiestatut nur einen ersten Schritt Richtung Unabhängigkeit. James Callaghan und seine Labour-Regierung hingegen verstanden darunter…, na ja, Rebus wusste es selbst nicht so genau. Eine Art Beruhigungspille für die Nationalisten? Oder für Großbritannien insgesamt? Doch Rebus zweifelte daran, ob ein solches Statut die Einheit zwischen Schottland und den übrigen Teilen des Vereinigten Königreichs wirklich stärken konnte.
    Rhona diskutierte mit Rebus am Küchentisch so lange über Politik, bis er fast durchdrehte. Ja, manchmal schmiss er sich einfach auf das Sofa und sagte zu seiner Frau, dass ihn die ganze Autonomie einen Scheißdreck interessierte. Anfangs hatte sie bei diesen Gelegenheiten noch Aufstellung vor ihm genommen und ihm die Sicht auf den Fernseher versperrt. Und dann hatte sie einmal mehr eine ihrer leidenschaftlichen Predigten abgeliefert.
    Wenn sie damit fertig war, sagte er: »Meinst du, du kannst mir Angst machen?« Und dann fing sie an, ihn mit Kissen zu bewerten, bis er sie schließlich zu Boden zog und beide sich kaputtlachten.
    Vielleicht war es ja nur aus Trotz gewesen. Jedenfalls war seine Ablehnung immer stärker geworden. Eines Abends kam er mit

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