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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Abteilungen abkommandiert worden waren, hingen ebenfalls am Telefon. Chefinspektorin Gill Templer unterhielt sich gerade mit dem Farmer. Eine Polizistin trat zu ihnen und überreichte Watson einen dicken Stapel Telefonnotizen – die von einem riesigen Klipp zusammengehalten wurden. Watson sah sich die Papiere stirnrunzelnd an und hörte dann wieder Templer zu. Er hatte sein Jackett abgelegt und die Ärmel seines weißen Hemdes hochgerollt. In dem Raum herrschte ein permanentes Kommen und Gehen, zahllose Computertastaturen klapperten, und ständig läutete irgendwo ein Telefon.
    Auf seinem Schreibtisch fand Rebus die Protokolle der Gespräche, die einige seiner Kollegen mit den Familienangehörigen geführt hatten. Dabei hatte Cammo Grieve das Pech gehabt, ausgerechnet von Bobby Hogan und Joe Dickie befragt zu werden.
    Cammo Grieve:  Und wie lange dauert dieser Quatsch?
    Hogan:  Tut mir Leid, Sir. Wir möchten Ihnen nicht zur Last fallen.
    Grieve:  Mein Bruder ist ermordet worden, wissen Sie.
    Hogan:  Deshalb möchten wir ja gerade mit Ihnen reden, Sir.
    (Rebus lächelte in sich hinein: Bobby Hogan hatte eine Art, »Sir« zu sagen, die durchaus beleidigen konnte.)
    Dickie:  Sie sind also an jenem Samstag nach London zurückge
    reist, Mr. Grieve?
    Grieve:  Ja, sobald wie irgend möglich.
    Dickie:  Haben Sie ein gespanntes Verhältnis zu Ihrer Familie?
    Grieve:  Da geht Sie einen Scheißdreck an.
    Hogan  (zu Dickie): Notieren Sie, dass Mr. Grieve in diesem Punkt die Aussage verweigert.
    Grieve:  Herrgott, was für eine Farce.
    Hogan: Es  besteht kein Grund, hier den Namen des Herrn ins Spiel zu bringen, Sir.
    (Rebus musste laut lachen, als er das las. Von den drei unvermeidlichen Anlässen – Hochzeiten, Beerdigungen und Taufen
    – einmal abgesehen, konnte er sich kaum vorstellen, dass Hogan je eine Kirche von innen gesehen hatte.)
    Grieve:  Also bitte, können wir die Sache bitte zu Ende bringen?
    Dickie:  Ganz in unserem Sinne, Sir.
    Grieve:  Ich bin Samstag Abend wieder in London angekommen. Sie können ja meine Frau fragen. Wir haben auch den Sonntag zusammen verbracht, allerdings habe ich mich zwischendurch mit meinem Referenten getroffen, um über Wahlkreisfragen zu sprechen. Abends haben wir dann gemeinsam mit einigen Freunden gegessen. Montag Morgen war ich gerade auf dem Weg ins Parlament, als ich über Handy erfahren habe, dass Roddy tot ist.
    Hogan:  Und wie haben Sie auf die Nachricht reagiert, Sir… ?
    Und so ging es immer weiter. Cammo Grieve aggressiv, während Hogan und Dickie seine Feindseligkeit einfach von sich abprallen ließen und mit immer neuen Fragen und bissigen Kommentaren zurückschlugen.
    Lorna Grieve und ihr Gemahl hatten es im Einzelverhör mit dem etwas umgänglicheren Gespann Detective Bill Pryde und Sergeant Roy Frazer zu tun bekommen. Keiner von beiden hatte Roddy an jenem Sonntag gesehen. Lorna hatte Freunde in North Berwick besucht, und Hugh Cordover hatte zusammen mit einem Toningenieur und diversen Musikern zu Hause in seinem Privatstudio gearbeitet.
    Auch gab es niemanden, der Roddy Grieve am Sonntag Abend gesehen hatte, als er angeblich mit ein paar Freunden ausgegangen war. Keiner seiner Freunde war mit ihm zusammen gewesen. Und so drängte sich die Schlussfolgerung auf: Roddy hatte außerhalb seiner Ehe ein Geheimleben geführt. Und dieser Umstand erschwerte die Ermittlungen natürlich ganz erheblich.
    Denn manche Geheimnisse lassen sich nun mal nicht lüften, egal was man auch anstellt.

11
    Die Bausparkasse hatte ihren Sitz in der George Street. Als Siobhan Clarke nach Edinburgh gezogen war, war in der George Street mit schönen Häusern und mäßig belebten Geschäften noch nicht viel los gewesen. Die Büroflächen standen größtenteils leer, und an vielen Gebäuden waren »Zu vermieten«-Schil-der angebracht. Inzwischen hatte sich das Erscheinungsbild der Straße verändert. Es gab jetzt reichlich teuere Geschäfte und ebenso viele schicke Bars und Restaurants, die meist in die ehedem von Banken genutzten Gebäude eingezogen waren.
    Dass C. Mackies Bausparkasse noch immer hier ansässig war, erschien unter diesen Umständen wie ein mittleres Wunder. Siobhan Clarke saß im Büro des Filialleiters, während dieser nach Mackies Akte suchte. Mr. Robertson war ein freundlich lächelnder, kleiner rundlicher Mann mit einem großen kahlen Kopf. Seine Nickelbrille ließ ihn wie einen Angestellten aus einem Dickens-Roman erscheinen. Clarke stellte ihn sich

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