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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Virgin in der Frederick Street gegangen, um Platten zu klauen. Bei Bruce's war das nicht ganz so einfach gewesen. Der Typ, der damals das Bruce's geführt hatte, war später Manager der Simple Minds geworden. Jerry hatte sie schon gesehen, als sie sich noch Johnny and the Self Abusers nannten.
    Ja, das alles hatte ihm damals verdammt viel bedeutet. Die Wochenenden, die Adrenalinstöße, die einen ganz schwindelig machten.
    Heutzutage passierte ihm das beim Tanzen nicht mehr. Er ließ sich auf das Sofa fallen. Drei Platten, dann reichte es ihm.
    Er drehte sich einen Joint und schaltete den Fernseher an, obwohl er genau wusste, dass es ohnehin nichts Vernünftiges zu sehen gab. Jayne arbeitete heute eine Doppelschicht und würde erst um neun, vielleicht zehn zurück sein. Er hatte also zwölf Stunden, um abzuspülen. Manchmal hatte er Bock, wieder zu arbeiten, in irgendeinem Büro zu hocken, vielleicht sogar mit Anzug und Schlips, Entscheidungen treffen, Anrufe entgegennehmen. Nic hatte angeblich sogar eine Sekretärin. Eine Sekretärin. Wer hätte das gedacht? Er konnte sich noch gut erinnern, wie sie zusammen zur Schule gegangen waren und nachmittags in der Sackgasse gebolzt und dann hinterher meist in Jerrys Zimmer wie wild getanzt hatten. Nics Mutter mochte nämlich keine Besucher. Wenn Jerry mal an der Tür geläutet hatte, hatte sie ihm mit grimmigem Gesicht aufgemacht. Inzwischen war sie tot, die alte Kuh. In ihrem Wohnzimmer hatte es nach den Hamlet-Zigarren gerochen, die Nics Vater rauchte. Alle anderen, die Jerry kannte, rauchten Zigaretten, nur bei Nics Vater mussten es unbedingt Zigarren sein. Jerry hielt die Fernbedienung in der Hand und musste lachen, als er daran zurückdachte. Zigarren! Wofür hielt der Blödmann sich eigentlich? Nics Alter hatte einen Schlips und eine Strickjacke getragen… Jerrys Vater hatte meist nur ein Unterhemd angehabt, und der Gürtel hatte ihm locker gesessen, wenn es mal wieder was zu bestrafen gab. Aber Jerrys Mutter war ein echter Schatz: Nie hätte er seine Eltern gegen Nics eingetauscht.
    »Nie und nimmer«, sagte er laut.
    Er schaltete den Fernseher aus. Der Joint war jetzt fast zu Ende. Er zog noch einmal daran, warf den Stummel dann ins Klo und spülte ihn herunter. Nicht dass er sich wegen der Bullen Gedanken machte, nein, aber Jayne mochte es nicht, wenn er sich volldröhnte. Jerry fand hingegen, dass der Stoff ihn erst richtig klar im Kopf machte. Ja, eigentlich sollte es das Zeug auf Rezept geben, damit Typen wie er nicht völlig ausrasteten.
    Er ging ins Bad und rasierte sich: Vielleicht 'ne kleine Nummer, wenn Jayne zurückkam. Er summte noch immer »Captain Kirk« vor sich hin. Super-Scheibe, eine der besten. Er dachte an Nic, wie er sich mit ihm angefreundet hatte. Seit dem fünften Lebensjahr waren sie in derselben Klasse gewesen. Aber erst seit der Hauptschule hatten sie öfter was zusammen gemacht und Alex Harvey und Status Quo gehört und versucht rauszukriegen, in welchen der Texte es um Sex ging. Nic hatte sogar ein Gedicht geschrieben, Hunderte von Versen über eine Orgie. Jerry hatte ihn erst kürzlich daran erinnert, und sie hatten ohne Ende darüber gelacht. Ja, das war doch schließlich das Wichtigste: ablachen.
    Plötzlich fiel ihm auf, dass er in den Badezimmerspiegel starrte. Er hatte Schaum im Gesicht und hielt den Rasierer in der Hand. Unter den Augen fielen ihm Tränensäcke und Falten auf. Ja, es ging allmählich bergab mit ihm. Jayne sprach immer wieder über Kinder und über das Ticken der biologischen Uhr. Und er sagte dann, dass er noch mal darüber nachdenken müsste. Tatsache war, dass er mit Gören nicht viel am Hut hatte. Wie oft hatte er nicht schon von Nic gehört, dass Kinder jede Beziehung ruinieren. Von Typen, die schon seit der Geburt ihres Sprößlings keinen Sex mehr gehabt hatten – Monate, manchmal Jahre. Und die Mütter ließen sich gehen, gingen immer mehr in die Breite. Nic verzog angewidert die Nase, wenn er darüber sprach.
    »Keine schönen Aussichten, was?«, sagte Nic, wenn er davon erzählte.
    Und Jerry konnte nicht anders als ihm zustimmen.
    Jerry hatte angenommen, dass er mit Nic nach der Schule in ein und derselben Firma arbeiten würde, vielleicht in einer Fabrik. Doch dann hatte Nic eine Bombe platzen lassen: Er wollte noch ein Jahr dranhängen, einen höheren Abschluss machen. Trotzdem hatten sie sich weiterhin gesehen. Nur dass da plötzlich in Nics Zimmer diese ganzen Bücher herumlagen, aus denen Jerry beim

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