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Der kalte Himmel - Roman

Der kalte Himmel - Roman

Titel: Der kalte Himmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Lena kuschelte sich glücklich an ihre Mutter. Auch Xaver saß vergnügt in der Runde und zog an seiner Pfeife, einzig Elisabeth klapperte nervös mit dem Geschirr des Abendessens umher und schien in der Küche kein Ende zu finden.
    Als Paul gegen zehn Uhr begann, Spielkarten auszuteilen, juchzte Max laut auf. Marie schaute auf die Uhr und erhob sich.
    » Vielleicht sollte ich doch einmal nach dem Felix schauen « , meinte sie, doch Max hielt sie am Ärmel fest.
    » Nicht jetzt, Mama « , bat er eindringlich. » Nicht jetzt, wo es grad so lustig ist. «
    Marie musste lächeln, und bevor sie es sich überlegen konnte, sagte Elisabeth rasch: » Ich geh schon. «
    Max und Lena strahlten. Paul hatte begonnen, die Karten auszuteilen, und bald waren alle so in ihr Skatspiel vertieft, dass die Zeit wie im Flug verrann.
    » Vier Buben, da seht ihrs! « , rief Max.
    » Jetzt bin ich erledigt « , stöhnte Paul, und alle lachten.
    Die Uhr schlug viertel vor zwölf. Erst jetzt fiel Elisabeth auf, dass sie ihre Schwiegermutter seit über einer Stunde nicht mehr gesehen hatte. Sie erhob sich und wandte sich zur Tür.
    » Ich schau noch mal nach dem Felix « , sagte sie.
    » Beeil dich, gleich ist es so weit « , antwortete Paul und sammelte die Karten ein.
    Auch die Kinder waren aufgestanden und sahen sich unschlüssig um.
    » Marsch, alle Mäntel anziehen « , lachte Paul. » Ihr wollt doch das Feuerwerk nicht verpassen. «
    *

Auch Marie lächelte noch immer, als sie in Felix’ Zimmer trat. So ausgelassen und fröhlich hatte sie Paul schon lange nicht mehr erlebt. Wehmütig dachte sie daran, wie sie ihren Mann vor zwölf Jahren bei der Hochzeit ihrer Kusine in Ingolstadt kennengelernt hatte. Sein Lachen hatte sie wie ein Blitz getroffen. Es war ein Lachen, dass ihn von einer Sekunde zur anderen zu einem kleinen Jungen werden ließ, für den die Welt ein großer Zauber und jeder Tag ein Sonntag war. Unbeschwert, ja, losgelöst und frei von den Bedrückungen des Alltagslebens, so klang es, wenn Paul lachte. An seinem Lachen hätte sie ihren Mann unter Hunderten erkannt.
    Wie sehr sie dieses Lachen vermisste. In diesen Stunden vor Mitternacht aber war es zurückgekommen, war Paul zurückgekommen, der Mann, den sie liebte und mit dem sie ihr Leben teilte. Das Herz war ihr mit jeder Stunde dieses Abends leichter geworden. Was immer auch kam, sie würden es schaffen. Zusammen würden sie alles schaffen.
    Felix’ Zimmer lag in völligem Dunkel, kein Laut war zu hören. Marie wollte ihren Jüngsten nicht wecken und schlich sich auf Zehenspitzen an sein Bett heran, um das hoch aufgetürmte und in sich verdrehte Federbett so zu richten, dass es dem Jungen nicht zu heiß würde. Ein Hitzestau in der Nacht konnte leicht zu panischen Träumen führen. Behutsam zog Marie den oberen Deckenzipfel nach unten, doch sie griff ins Leere. Ihre Hand tastete hin zu dem kalten Laken, wühlte sich hastig durch das ganze Bett hindurch und fiel schließlich schlaff an ihrem Körper herab. Felix’ Bett war leer.
    Später wusste Marie nicht mehr, in welches Zimmer sie zuerst gerannt war, in welchem Stockwerk sie zuerst gesucht, auf welcher Stiege sie zuerst die Türen aufgerissen hatte.
    » Felix? « , rief sie immer wieder, » Felix? « , keuchte sie schließlich hilflos, als sie kaum noch bewusst registrierte, wo in dem weitläufigen Gelände sie sich gerade befand. Doch es kam keine Antwort.
    Alles in ihrem Kopf schien sich zu drehen, als Marie mit einer Taschenlampe in der Scheune stand und die Hopfenmaschine anleuchtete. Jeden Winkel erhellte sie, hinter jedem Holzstapel und Heuballen sah sie nach. Nichts. Von Felix fehlte jede Spur.
    *

Max und Lena kannten ihren Vater gut genug, um herauszufinden, wo er die Silvesterraketen versteckt hielt. Die Plastiktüte hinter den Gummistiefeln war leicht zu enttarnen gewesen, und noch bevor Paul aus der Stube hinausgetreten war, liefen sie ihm schon davon und hielten jeder eine Rakete in den Händen. Max juchzte und Lena hüpfte aufgeregt von einem Bein auf das andere, als sie in einem freudigen Wettlauf in den nächtlichen Hof hinaussprangen.
    Beide bemerkten ihre Mutter nicht, die abseits der Lichtkegel, die von den erleuchteten Fenstern auf die Schneereste fielen, über den Hof stapfte. Marie lief lautlos, nur in ihrem Inneren hämmerte ihr Herzschlag, pochte das Blut in ihren Adern in einem fremden, unbegreiflichen Takt. Wo war Felix?
    So lief sie an ihren großen Kindern vorbei, nahm nur aus den

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