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Der kalte Himmel - Roman

Der kalte Himmel - Roman

Titel: Der kalte Himmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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fern. Im Winter wie im Sommer geh ich zur Schule gern « , sangen die Zweit-und Drittklässler am achten Januar in der Volksschule Hollertau zur Begrüßung der Neuankömmlinge.
    Alex begleitete die Klassen an einem alten Klavier, dessen Saiten so ausgeleiert waren, dass die tiefen Töne beim Spielen schnarrten.
    » Liebe Kinder, damit der Ernst des Lebens nicht gar so garstig wird, steht euch das Fräulein Baller zur Seite. Fräulein Baller, das ist eure Lehrerin « , sagte Rektor Meyer und schaute ermunternd in die Runde der Erstklässler, die sich in Begleitung ihrer Eltern und Großeltern in ihrem zukünftigen Klassenraum versammelt hatten.
    Marie und Paul standen etwas unschlüssig nahe der Tür, während andere Eltern sich bereits an den Wänden entlang in allen Ecken des Raumes platziert hatten.
    Jedem Kind war ein Platz in den Zweierbänken zugewiesen worden, auf den Tischen davor lagen quer die Schultüten. Felix teilte sich die Bank mit dem jüngeren Schenkhofer-Sohn, der erwartungsvoll nach vorne zu der neuen Lehrerin schaute. Felix tat das nicht. Sein Blick fixierte den Fußboden und wanderte die Linien zwischen den Holzdielen entlang, die mal mehr und mal weniger Luft ließen. Auch Marie sah nun, dass sich dort reichlich Staub angesammelt hatte, der im trüb hereinfallenden Tageslicht grau vor sich hin schimmerte.
    Die junge Lehrerin lächelte die Kinder gewinnend an.
    » Grüß Gott, ich bin das Fräulein Baller « , sagte sie, » Ich freue mich, dass ich euch unterrichten darf. «
    Marie lächelte, als sie in das sensible und aufmerksame Gesicht der jungen Frau blickte. Bei ihr war Felix ganz sicher in guten Händen. Während Marie die junge Frau unauffällig musterte, bemerkte sie nicht, dass sich Felix leise erhoben hatte.
    » Grüß Gott, ich bin der Felix Moosbacher « , sagte er mit fester Stimme und schüttelte seinem Sitznachbarn die Hand.
    » Grüß Gott, ich bin der Felix Moosbacher « , sprach er erneut und lief bereits in die nächste Reihe.
    » Felix, bitte setz dich « , sagte der Rektor nachsichtig lächelnd, doch Felix schien ihn nicht zu hören und stellte sich bereits bei einem weiteren Klassenkameraden mit seinem Namen vor.
    » Der spinnt « , kicherte der kleine Schenkhofer.
    » Eine Schand ist das « , empörte sich eine Mutter.
    » Zucht und Ordnung fehlen da « , legte Frau Schenkhofer nach.
    Als Felix ungerührt ein viertes Kind mit » Grüß Gott, ich bin der Felix Moosbacher « begrüßt hatte, bat Paul verzweifelt seine Frau: » Jetzt tu doch was! «
    Doch Marie wirkte wie gelähmt. Zögernd machte sie einen Schritt auf ihren Jungen zu, da hatte ihn der Brauereibesitzer schon am Arm gepackt und drohte ihm eine Backpfeife an.
    » Obacht, Schenkhofer « , rief Paul nun völlig außer sich.
    Im Klassenzimmer war ein einziger Tumult entstanden. Alle riefen durcheinander. Der Rektor hob beschwichtigend die Hände und warf Marie einen vielsagenden Blick zu. Er hatte sie gewarnt.
    *

Marie spürte deutlich, wie schwer es Paul fiel, seinen Zorn zurückzuhalten. Schweigend waren sie in dem blauen Ford Taunus zurück zum Hof gefahren. Sofort sprang Felix aus dem Auto, warf seinen Ranzen achtlos in das Rosenbeet neben dem Haus und lief hinüber in die Scheune.
    Marie starrte auf den neuen Ranzen aus genarbtem braunem Leder, den sie noch am Vorabend poliert und liebevoll mit einem dunkelblauen Schreibmäppchen versehen hatte. Nun lag er auf der gefrorenen Erde, und als ihn Marie hochhob, fiel ihr auf, dass er einen ersten langgezogenen Kratzer auf dem Leder davongetragen hatte.
    » Das geht auf keine Kuhhaut « , platzte es aus Paul heraus, der noch immer um Fassung rang. » Das ganze Dorf lacht über uns. «
    » Dann stehst halt endlich mal zu deinem Buben « , antwortete Marie und wollte ins Haus.
    Paul stellte sich ihr in den Weg. » Du siehst doch selbst, dass das nichts wird « , sagte er aufgebracht und sah seine Frau vorwurfsvoll an.
    Marie hatte das Gefühl, dass Bleigewichte auf ihren Schultern lägen. Sie war so müde, dass sie sich – ohne auf die Kälte zu achten – am liebsten auf den Erdboden hätte sinken lassen.
    » Das wird nichts, wenn du nicht an ihn glaubst und wenn ich nicht an ihn glaube « , sagte sie betont fest, obwohl sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen.
    Doch als Elisabeth, die das Auto hatte kommen hören, die Haustür öffnete und ihre Schwiegertochter neugierig ansah, riss sie sich zusammen. Keine Träne würde fließen, kein Wort würde

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