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Der kalte Himmel - Roman

Der kalte Himmel - Roman

Titel: Der kalte Himmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Gehöften ein einsamer Schneerest hervor. Marie fühlte sich daran erinnert, wie alles begonnen hatte. Ein grauer Novembertag und eine große Stille, dachte sie. So hatte es angefangen.
    *

Elisabeth räumte gerade die frischgespülten Teller des Mittagessens in den Küchenschrank zurück, als sie den Ford Taunus von der Landstraße aus auf den ungepflasterten Weg zum Hof abbiegen sah.
    Lena und Max hatten ihre Köpfe tief über ihre Hausaufgabenhefte gebeugt und stöhnten in regelmäßigen Abständen vor sich hin.
    » Was glaubt ihr, wer jetzt kommt? « , fragte Elisabeth und machte die Schranktür hinter sich zu.
    » Die Mama? « , fragte Lena ungläubig.
    Elisabeth nickte. Sie lächelte.
    Lena und Max stießen ihre Stühle fast gleichzeitig um und rannten hinaus. Sie liefen um die Wette, jeder wollte der Erste sein. Xaver, der still in einer Küchenecke gesessen hatte, reichte seiner Frau die Hand. Gemeinsam stellten sie die umgefallenen Stühle wieder auf.
    Marie hielt ihre beiden Großen fest umschlungen. Felix, der sich im Angesicht dieses Trubels unbemerkt aus dem Auto schleichen wollte, wurde von Xaver gepackt und geherzt. Dann ließ er den Jungen los und sah ihm lächelnd nach, wie er neugierig über den Hof lief und alles inspizierte.
    » Mama « , fragte Max später neugierig, als alle längst bei einem heißen Kaffee im Wohnzimmer saßen, und frischgebackenen Streuselkuchen von den guten Tellern aßen, die sie sonst nur an hohen Festtagen benutzten. » Ist Berlin eigentlich größer als die ganze Hollertau? «
    » Na ja, irgendwie schon « , sagte Marie. » Ich habe mich oft verlaufen. «
    Paul sah sie nachdenklich an. In diesem Moment schob ihr Max ein Schulheft vor die Nase.
    » Donnerwetter « , sagte sie.
    » Eine Eins, mit nur einem Fehler « , kommentierte ihr Ältester stolz.
    Paul räusperte sich. » Komm « , sagte er. »Jetzt lassen wir die Mama ihren Kaffee trinken. «
    » Ist schon gut « , beschwichtigte ihn Marie und führte die heiße Tasse vorsichtig zum Mund.
    Ihr Blick traf sich mit dem Elisabeths. Für einen langen Moment sahen sich die beiden Frauen an.
    » Ich glaube, ich habe einen Fehler gemacht « , sagte Elisabeth plötzlich.
    Marie und Paul trauten ihren Ohren nicht.
    » Mit dir « , sagte Elisabeth leise. » Mit dem Buben. «
    Marie wusste nicht, was sie antworten sollte.
    » Ich habe nachgedacht « , fuhr Elisabeth mit einem Seufzer fort.
    » Wir haben alle Fehler gemacht « , sprang Xaver ihr bei. Er stand auf und öffnete die Tür des Wohnzimmerschrankes. » Da « , sagte er und reichte Paul ein Schriftstück. » Schau her. «
    Paul traute seinen Augen nicht, als er die getippten Zeilen überflog. » Den Weiherner Acker als Schenkung « , sagte er tonlos. » Das kann ich nicht annehmen. «
    Marie sah sprachlos von einem zum anderen.
    » Ungewöhnliche Umstände erfordern ungewöhnliche Maßnahmen « , sagte Xaver entschieden.
    Paul schluckte. » Vater, ich habe alles geregelt « , erwiderte er und suchte Xavers Blick. » Der Sepp hat die Maschine abgeholt, und jetzt kann ich den Kredit zurückzahlen. Auch die Rechnungen vom Felix. «
    Xaver lächelte, er und Elisabeth warfen sich einen liebevollen Blick zu. Einen solchen Blick hatte Marie noch nie zwischen ihren Schwiegereltern gesehen, und auch Paul musste viele Jahre in seiner Erinnerung zurückgehen, um sich an ein solches Einverständnis zu erinnern.
    » Du hast alles geregelt « , sagte Xaver gelassen. » Ich weiß. «
    *

Paul glaubte zu träumen. Schwungvoll wie ein junger Mann war Xaver nach draußen geeilt, und wie in Trance war Paul ihm nachgelaufen. Sein Vater schob das Scheunentor auf, und da stand sie. Im glitzernden Licht des sonnigen Nachmittags stand die Hopfenmaschine, die Paul so heiß ersehnt und so bitter verloren hatte.
    » Du führst jetzt den Hof « , sagte Xaver. » So, wie du es für richtig hältst. «
    Die Männer sahen sich an. Xaver klopfte seinem Sohn auf die Schulter, dann ließ er ihn allein. Das tote Holz der Scheunenwände schimmerte silbrig in den tiefliegenden Strahlen, und Paul musste die Augen zukneifen, so sehr blendete ihn das Licht.
    *

» So « , sagte Marie etwa eine halbe Stunde später. Sie kniete vor ihrem Sohn, rückte ihm die blaue Mütze zurecht und schloss die Knöpfe seines Mantels. Wie immer band sie einen Doppelknoten in seine Schnürsenkel – doch diesmal hatte Felix nicht gezappelt, sondern die Prozedur ruhig über sich ergehen lassen. » Jetzt kannst du wieder

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