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Der kalte Himmel - Roman

Der kalte Himmel - Roman

Titel: Der kalte Himmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Ja und? « drängelte Alex.
    Marie überlegte. » Du warst ja am ersten Schultag dabei. Mit dem Felix ist es wirklich nicht immer einfach. «
    Alex sah Marie nachdenklich an.
    » Also, ich mag ihn « , sagte sie entschieden. » Und wenn er eigen ist, das kann viele Gründe haben. «
    In diesem Augenblick setzte die nächste Kundin ihren Korb vor Marie ab.
    » Grüß Gott, Frau Deissler « , grüßte Marie und blinzelte rasch zu Alex hinüber. Die gab ihr einen Fingerzeig und signalisierte, dass Marie sie nach dem Markt von der Orgelprobe abholen sollte.
    Lächelnd hörte Marie von ihrem Gemüsestand aus, wie Alex’ Orgelspiel zu ihr hinüberdrang. Diese Frau war so anders als alle anderen Frauen, die sie je kennen gelernt hatte. Sie war anders als alle hier. Dass sie aus Berlin kam, konnte nicht die einzige Erklärung sein. Alex war frei. Geradeheraus vertrat sie offen ihre Meinung und stand zu ihren Überzeugungen. Den Männern des Dorfes allerdings war Alex suspekt. Eine Frau ohne Mann? Die als Fremde hier im Dorf eine Stelle antrat, sich allein ein halbes Haus mietete und sich ungezwungen in der dörflichen Gemeinschaft bewegte? Und obwohl eine solche Lebensform auch für Marie völlig neu war, hatte sie sich in Alex’ Gegenwart von Anfang an wohl gefühlt. Ein Gefühl war das, als ob sie sich schon ewig kannten. Marie konnte es nicht erklären. Doch sie wusste, dass sie Alex vertrauen konnte.
    *

Als der Markt gegen Mittag schloss, war die Gelegenheit gekommen, das abgebrochene Gespräch mit Alex fortzusetzen. Sie packte ihre Sachen zusammen und lief zur Kirche hinüber. Als sie die Eingangstür öffnete, stieß sie fast mit Hochwürden Huber zusammen.
    » Ich möchte zu Frau Brunner « , sagte Marie in kühlem Ton.
    Der Pfarrer machte eine wegwerfende Handbewegung und eilte wortlos an Marie vorbei ins Freie. Für einen Moment stand Marie allein im Mittelgang. Sie legte den Kopf in den Nacken, um Alex an der Orgel ein Zeichen zu geben, als plötzlich von der Empore aus ein Stapel Notenblätter nach unten flog.
    Wenige Minuten später saß Marie mit Alex in deren VW -Bus. Alex ließ den Motor laufen, um die eisige Kälte zu vertreiben, und zündete sich eine Zigarette an. Sie war noch immer wütend.
    » Die Menschen haben ihre Gewohnheiten, Fräulein Brunner « , äffte sie den Pfarrer nach. » Eine Frau als Kantor, das geht einfach nicht. Nicht hier in Bayern. Ich hätte es wissen müssen … «
    Marie sah Alex vorsichtig von der Seite an. » Sag mal, hast du das eigentlich extra gemacht auf der Bewerbung? Alex für Alexandra? «
    Alex nahm einen letzten tiefen Zug und grinste. » Mich haben immer alle Alex genannt. Von Kindheit an. «
    Marie lächelte. » Du wusstest genau, was du tust. «
    Alex drückte ihre Zigarette im Aschenbecher aus und sah Marie an. » Jetzt mal im Ernst. Wir Frauen sind genauso gut wie die Männer. Und warum sollen wir das nicht zeigen können? «
    Marie musste sich eingestehen, dass sie vorher nie darüber nachgedacht hatte. Hier auf dem Land, in ihrer Familie, da hatte jeder seine Aufgabe. Es war nicht so, dass die Frauen hier nichts zu melden hatten, im Gegenteil, in vielen Familien gaben die Frauen den Ton an. Sie musste da nur an ihre Schwiegermutter denken. Aber in der Öffentlichkeit, da sah das schon anders aus. Da gehörte es sich einfach nicht, dass sich die Frauen nach vorne drängelten. Am Stammtisch, im Kirchenvorstand, im Gemeinderat, da waren es immer noch die Männer, die den Ton angaben.
    » Gehst du wieder zurück nach Berlin? Ich meine, in der Großstadt ist es doch sicher leichter für dich? «
    Es war das erste Mal, dass Marie die junge Organistin so direkt nach ihren Plänen befragte. Für einen Moment war es in dem Wagen ganz still.
    » Ich weiß nicht « , sagte sie leise. » Es wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben. «
    Marie sah sie nachdenklich an. Doch Alex bemerkte ihren Blick nicht. Sie hatte ihren Kopf leicht auf ihre Brust sinken lassen und schien mit den Gedanken weit weg zu sein.
    » Du hast gesagt, wenn der Felix eigen ist, kann das mehrere Gründe haben « , begann Marie nach kurzer Zeit vorsichtig. » Wie meinst du das? «
    Alex richtete sich auf und drehte ihren Kopf zu ihr hin. » Ich meine, dass manche Verhaltensweisen bestimmte Gründe haben « , sagte sie mit fester Stimme. » Und das kann man untersuchen lassen, mit Tests und so. Ist der Felix denn schon einmal untersucht worden? «
    Marie schüttelte den Kopf. » Eigentlich nicht, nur

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