Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der kalte Himmel - Roman

Der kalte Himmel - Roman

Titel: Der kalte Himmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
Böden investiert, ich hab jedes Jahr steigende Erträge. Schenkhofer, du selber hast mir einen Festpreis in die Hand versprochen! «
    » In Aussicht gestellt « , entgegnete Schenkhofer ungerührt.
    » Versprochen hast du’s. « Pauls Stimme kippte.
    » Vielleicht « , räumte Schenkhofer ein.
    » Du wolltest die Qualität doch honorieren « , versuchte es Paul noch einmal.
    » Als Unternehmer darf ich mich da nicht knebeln lassen, von niemandem « , entgegnete Schenkhofer.
    Alles in Paul rebellierte. Was dachte sich dieser Kerl, ihn wie einen dummen Jungen vorzuführen?
    » Ich verkaufe meinen Hopfen nicht unter Wert. «
    Jetzt war es raus. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Schenkhofer maß Paul mit einem durchdringenden Blick. Er erhob sich.
    » Wenn das so ist, Paul, werde ich mich nach einem anderen Bauern umschauen müssen. Einem, der nicht abhebt. «
    *

Die Erstklässler hatten sich von ihren Bänken erhoben und schauten ihre Lehrerin, Fräulein Baller, erwartungsvoll an. Ihre waagerecht gespreizten Arme wanderten in Zeitlupe nach oben, während sie mit den Kindern ihr Begrüßungslied sang. Aufmunternd wanderten ihre Blicke zu jedem Schüler, zufrieden betrachtete sie, wie die Kinder mit ihren Händen ihre Bewegungen nachmalten.
    » Guten Morgen, liebe Sonne, guten Morgen, lieber Tag. Alle Lerchen im Himmel, alle Blumen im Hag … «
    Frau Ballers Sopran brach mitten in der Strophe ab. Sie suchte den Blick des Jungen, der stumm und reglos an seinem Platz stand und keine Anstalten machte, auch nur eine der gezeigten Bewegungen aufzunehmen.
    » Felix, wie geht die Sonne auf, hm? «
    Felix Blick ging nach innen. » Sie scheint. «
    » Ja, genau « , antwortete Frau Baller rasch. Mit ruhigem Ton baute sie dem Jungen eine Brücke: » Aber was passiert denn da? «
    » Sie scheint « , erwiderte Felix erneut.
    An dieser Antwort war nichts auszusetzen. Doch noch immer konnte sich Felix nicht überwinden, ihren Blick aufzunehmen. Starr schaute er an ihr vorbei und fixierte einen imaginären Punkt auf dem Holzboden.
    » Schau mich an. Schau mich an, Felix! « , ermunterte ihn die Lehrerin. » Du musst das nur nachmachen. «
    Doch ihr Appell blieb wirkungslos. Der Junge ließ sich zu keiner Regung verleiten. Er stand da und rührte sich auch dann nicht, als die Lehrerin erneut ihre Arme hob, um den Lauf der Sonne, das Zwitschern der Vögel und das Blühen der Blumen für die Kinder anschaulich zu machen. Während sie das Begrüßungslied ein zweites Mal anstimmte, beobachtete sie den stummen Jungen genau und runzelte die Stirn.
    *

Wie jeden Donnerstag hatte Marie ihren Gemüsestand auf dem Wochenmarkt vor der Barockkirche aufgebaut, als Alex Brunners zweifarbiger VW -Bus von der Dorfstraße aus auf den steinernen Platz bog. Laute Musik dröhnte aus dem geöffneten Fenster und ließ die Passanten zusammenzucken.
    Als Alex den Motor abstellte, kehrte die vorherige Stille wieder ein. Marie war gerade damit beschäftigt, einer Kundin frischen Feldsalat in Zeitungspapier zu wickeln, als die junge Organistin schnellen Schrittes auf sie zukam.
    » Marie? « Alex’ Stimme klang atemlos. » Marie, ich hab mir was überlegt. «
    Marie verabschiedete die Kundin und lächelte die junge Frau an. Alex hatte ihr im schwärzesten Moment des Weihnachtstages das Du angeboten, dem Moment, an dem Paul dem Pfarrer seinen Sohn entriss und beide wie gehetzte Tiere die Kirche verlassen mussten. Mit dem letzten Ton des verklingenden Solos war Alex von der Orgel aufgestanden, hatte Marie einfach in die Arme genommen und geflüstert: » Wundervoll! Du warst einfach großartig. « Als beide nach dem Gottesdienst mit den anderen Chormitgliedern die Treppe herunterstiegen und ihr das halbe Dorf missbilligende Blicke zuwarf, war Alex einfach vor ihr stehengeblieben. » Alex heiß ich « , sagte sie und grinste. Demonstrativ gab sie ihr vor allen anderen die Hand. » Es wäre mir eine Ehre, wenn ich du sagen dürfte. «
    » Ich habe mir was überlegt « , gestand ihr Alex nun vor dem Markstand. » Deine Stimme ist viel zu schön, als dass wir nur zu allen heiligen Zeiten eine Aufführung machen sollten. Lass uns unseren eigenen Chor gründen. «
    Marie schaute die junge Organistin völlig überrascht an.
    » Dann könnten wir auch außerhalb der Kirche auftreten und vielleicht auch in München oder Nürnberg Konzerte geben. Was hältst du davon? «
    Erwartungsvoll suchte Alex ihren Blick.
    » Wär schon schön « , antwortete Marie zögerlich.
    »

Weitere Kostenlose Bücher