Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters
dem Bekanntwerden der wahren Geldgeber starb 1967 auch der CCF. Seine Nachfolger waren bei weitem nicht mehr so erfolgreich.
Im Osten gab es aufgrund der finanziellen Beschränkungen nichts Vergleichbares zum CCF. Aber auch die «Westarbeit» des Ostblocks finanzierte Zeitschriften, Bücher, Organisationen, Kongresse und Ausstellungen. So gab das KGB zum Beispiel zwischen
1976 und 1979 in Frankreich das Blatt Synthesis heraus. Thematisch stand es dem linken Flügel der Gaullisten nahe und wurde kostenlos etwa an Multiplikatoren verteilt. In der Bundesrepublik waren es zum Beispiel Veröffentlichungen des Kölner Verlags Pahl-Ru-genstein («Rubelschein») oder die Zeitschrift Konkret, die zum Teil von der DDR finanziert wurden. In welchem Umfang dies geschah, wurde erst nach dem Ende des Kalten Krieges öffentlich.
Leistungsschauen, Kunstausstellungen oder Messen spielten im Kampf der Systeme auf beiden Seiten von Anfang an eine große Rolle. Schon in der Inkubationszeit des Kalten Krieges waren 1946 solche Veranstaltungen organisiert worden. Die Amerikaner ließen sie in Südamerika, in Asien und Afrika ebenso wie in Europa -und schließlich sogar in der UdSSR stattfinden. Bis zur erzwungenen Schließung des letzten U.S. Outposts hinter dem Eisernen Vorhang im Jahr 1951 hatten nicht nur in Westeuropa, sondern auch in Bulgarien, der Tschechoslowakei, Ungarn, Polen, Rumänien, der UdSSR und Jugoslawien Amerikahäuser bestanden. Nach langwierigen Verhandlungen konnten dann wieder Kunstausstellungen und verschiedene Messen gezeigt werden. Die Sowjets ihrerseits beteiligten sich bis 1955 allein an 133 solcher Leistungsschauen außerhalb ihres Landes. 53 Auch andere Staaten der jeweiligen Blöcke nahmen an solchen Veranstaltungen teil.
Von allen Beteiligten wurden solche Veranstaltungen in der Regel als große Erfolge über die jeweils andere Seite gefeiert. Ihr größter Erfolg war aber zweifellos, daß sie überhaupt regelmäßig während des Kalten Krieges stattfinden konnten. Selbst in Krisen blieb es möglich, sie durchzuführen, und das Publikumsinteresse war erheblich. So konnte selbst auf einem der Höhepunkte des Kalten Krieges - mitten in der brisanten Zweiten Berlinkrise 1959
- die American National Exhibition in Moskau stattfinden. Ob sie die Gegenseite überzeugen konnte, blieb allerdings umstritten. Obwohl man sie in den USA als die «effektivste Form der Propaganda» feierte, mußte man auch einräumen, daß diese Ausstellung moderner Kunst wohl «ein wenig zu fern für den Durchschnittsrussen» gelegen habe. 54 Die parallel veranstaltete sowjetische Konsumwarenschau im Coliseum in New York City dagegen traf offensichtlich eher den Publikumsgeschmack, wenngleich die Zweifel an der sowjetischen Selbstdarstellung erheblich blieben. Die New York Times vermerkte: «Ein Besucher kann hier in zwei Stunden viel mehr sehen als ein Korrespondent in zwei Jahren in der Sowjetunion [...]. Die sowjetische Ausstellung bemüht sich um die Darstellung von Reichtum in einem Umfang, den wenige Russen tatsächlich erleben, mit Kleidung und Pelzen, die man selbst auf Moskaus Straßen nur selten sehen kann, und mit endlosen Zusammenstellungen von Fernsehern, Radios, Aufnahmegeräten, Kameras und Ferngläsern, die man sicherlich nicht so einfach und in dieser Auswahl in sowjetischen Läden bekommen kann.» 55
Auch an anderen Schnittstellen des Kalten Krieges trafen die Präsentationen der beiden Systeme direkt aufeinander. Gezielt plazierten die beiden Blöcke an den Grenzen zwischen den beiden Koreas, zeitweilig auch zwischen den beiden Vietnams und natürlich nicht zuletzt zwischen den beiden Deutschlands Sichtpropaganda in Form von Plakaten, Parolen und Losungen. Heute zeigt allein die Grenze zwischen Nord- und Südkorea noch diese Atmosphäre. In Sichtweite der Gegenseite, nur durch die 1953 eingerichtete UN-Demarlcationslinie geteilt, wurden gigantische Flaggenmasten montiert sowie eine Vielzahl von Propagandaplakaten und Lautsprechern. Zwei eigens eingerichtete kleine Ortschaften -das südlich der Grenze gelegene Taesöng-dong und das nördlich davon gelegene Kijöng-dong - wurden so etwas wie die Schaufenster der Systeme, die zwar von der gegnerischen Seite nicht betreten, aber aus der Ferne als Präsentationen des anderen begutachtet werden können.
Im Gegensatz zur weitgehend abgeriegelten Grenze zwischen den beiden Koreas konnte sich das geteilte Berlin, das durch seine Insellage im gegnerischen Territorium
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