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Der kalte Kuss des Todes

Der kalte Kuss des Todes

Titel: Der kalte Kuss des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanowa
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Zähnen. Zum Teufel, natürlich kann die Staatsanwaltschaft tun, was sie will, trotzdem – Iwan Basarow hatte in diesem ganzen Schlamassel gerade noch gefehlt! Kolossow trat das Gaspedal durch und jagte den Wagen bis zur Höchstgeschwindigkeit, obwohl er sehr genau wusste: Selbst wenn es unterwegs keine Staus gab, würde er als Letzter in Rasdolsk eintreffen, kurz vor Toresschluss. Vom Auto aus versuchte er Dmitri anzurufen. Der hatte ihm alle seine Telefonnummern gegeben, die dienstliche, die private, sogar seine Handynummer. Doch unter keiner dieser Nummern meldete er sich, und auf seinem Handy war nur die Mailbox eingeschaltet. Kolossow sprach eine kurze Nachricht darauf, um auch ihn zu warnen: Bei Stepan müsse man jetzt mit dem Schlimmsten rechnen, er sei wie ein tollwütiger Hund . . .
    Zehn Minuten später rief Dmitri zurück.
    »Was ist passiert, Nikita? Von wo ist er geflohen?« Seine Stimme bebte vor Aufregung. »Wie konnte so etwas geschehen?«
    Kolossow wiederholte kurz, was er wusste, und fügte widerwillig hinzu: »Vielleicht will er zu dir.«
    »Ich . . .« Dmitri seufzte tief. »Ich lass alles stehen und liegen und fahr sofort nach Uwarowka, zu Oma und Marussja, sonst geschieht dort womöglich noch ein Unglück.«
    »Iwan ist schon unterwegs zu ihnen.«
    »Was will der denn da, um Himmels willen?« Dmitri fluchte bitter. »Ah, jetzt ist es zu spät, jetzt hockt er schon im Zug! Ins Auto setzt der sich ja für kein Geld der Welt mehr. Mit dem Zug braucht er fast zweieinhalb Stunden, da kommt er erst abends an . . . Nikita, falls ich’s nicht rechtzeitig schaffe, dann bitte einen deiner Mitarbeiter, Iwan abzuholen und zur Datscha zu bringen, ja?«
    »Wird gemacht. Aber sei auch du vorsichtig. Und sollte etwas sein . . . sollte Stepan sich bei dir melden, musst du nach deinem Gewissen handeln.«
    Dmitri gab keine Antwort; er wiederholte nur, er werde sofort nach Uwarowka fahren, und legte auf. Kolossow richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf die Straße und holte die letzten Reserven aus seinem altersschwachen Shiguli. Er hoffte inständig, dass die Karre durchhielt. Bisher hatte sie ihn selten im Stich gelassen.
    Aber das Schicksal macht nun einmal, was es will: Bei Kilometer achtundsechzig an der Jaroslawler Chaussee ging Kolossow das Benzin aus. In der Eile hatte er das Tanken vergessen. Während er auf eine Mitfahrgelegenheit wartete, rief er bei Sidorow in Rasdolsk an.
    »Sascha, ich hab eine Autopanne und komme wahrscheinlich erst später als alle anderen«, erklärte er kurz und knapp. »Hör mir genau zu und tu, was ich sage. Fahr zur Bahnstation und warte sämtliche Vorortzüge aus Moskau ab.«
    »Aber hier bei uns im Bezirk wurde eine Suchaktion angeordnet. Operation › Fangschuss ‹ , Befehl von ganz oben. Ich muss . . .«
    »Sascha, ich verlasse mich auf dich! Mehr als auf jeden anderen in eurem Armenhaus!« Kolossow fluchte wütend. »Tu, was ich sage. Du wartest am Bahnhof von Rasdolsk auf Iwan Basarow und folgst ihm dann zur Busstation und zur Datscha. Dort bleibst du so lange, bis ich oder Dmitri Basarow eingetroffen sind.«
    »Glauben Sie im Emst, der Irre würde seine eigenen Verwandten . . .«
    »Für Vermutungen ist jetzt keine Zeit. Möglich sind mehrere Verhaltensvarianten. Du wirst dich um die familiäre Variante kümmern. Deine Kollegen nehmen sich die anderen vor. Es gibt für alle genug zu tun.«
    »Verstanden, wird erledigt. Katja, seien Sie so nett, und gehen Sie für einen Moment nach draußen«, sagte Sidorow überraschend, nachdem er mit lautem Knall den Hörer aufgelegt hatte. Als er Katjas verblüfftes Gesicht sah, fügte er erklärend hinzu: »Ich muss mich schnellstens umziehen!«
    Eine Minute später kam Sidorow in Zivil aus dem Büro gestürzt, rückte sich im Laufen die Pistolentasche zurecht und stopfte sich das tragbare Funkgerät in die Innentasche seiner Jacke. Katja begriff, dass Kolossow dem Grünschnabel einen wichtigen Auftrag erteilt haben musste.
    »Ich komme mit, Sascha!« Sie rannte hinter ihm her. »Was hat Kolossow gesagt?«
    »Er lässt ausrichten, Sie sollen hier auf ihn warten«, log Sidorow rasch. Von wegen, ich komme mit! Weiber konnte er bei der Arbeit nicht gebrauchen.
    Er stürmte die Treppe hinunter, nahm immer drei Stufen auf einmal. Katja verlangsamte ihre Schritte. Auf dem Flur kamen ihr Männer in Kampfausrüstung entgegen. Ein Bus der Spezialeinheit OMON fuhr auf den Hof. Oberst Spizyn, eine »Uzi«-Maschinenpistole unter dem Arm, kam

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