Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der kalte Kuss des Todes

Der kalte Kuss des Todes

Titel: Der kalte Kuss des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanowa
Vom Netzwerk:
Übrigens musst du dich in Sachen Sladkich mittlerweile an die Gebietsstaatsanwaltschaft wenden. Die übernehmen den Fall. Wir schicken alle Materialien dorthin.«
    »An Kassjanow, ich weiß. Ich habe heute schon mit ihm telefoniert und ein Interview vereinbart.«
    »Du arbeitest wirklich effektiv.« Er grinste spöttisch. »Im Unterschied zu mir.«
    »Nicht doch, Nikita. Ärgere dich nicht. Was konntest du schon tun? Du hast ja nicht einmal sicher gewusst, dass Jakowenko tot ist. Sind das seine Freunde, die gekommen sind? Arbeitskollegen?«
    Kolossow nickte. Katja seufzte erneut. »Dieser Sidorow«, sagte sie, »hat mir in epischer Breite von seiner Fahndung erzählt. Wie der sich aufspielt – schrecklich! Er schwört, höchstpersönlich den Mörder aufzustöbern.« Katja warf einen verstohlenen Blick auf den Chef der Mordkommission, dessen Miene so finster war wie eine Gewitterwolke. »Er hat mir von den Listows erzählt. . . Zuerst waren sie ja wohl scharf auf den Sekt und die Pralinen. Offenbar hatte Jakowenko das alles gekauft, um es seiner Exfrau zu bringen. Vielleicht hatte er Sehnsucht nach ihr, wollte die Beziehung wieder aufnehmen . . . Nikita, hast du mit diesen Jungen gesprochen?«
    Wieder nickte er schweigend.
    »Das heißt, die Möglichkeit, dass sie etwas mit dem Mord zu tun haben, habt ihr sofort ausgeschlossen? Warum eigentlich? Sie sind zu zweit, sie sind offensichtlich psychisch nicht ganz normal und . . .«
    »Katja, Jakowenko war sowohl im Boxen wie im Taekwondo ausgebildet. Du weißt doch, wo er gedient hat, in welcher Einheit. Und dann diese beiden schwachsinnigen Rotznasen . . . Sowohl Grant als auch Jakowenko waren gesund, durchtrainiert, erfahren und vorsichtig. Mit ihnen wäre nur ein ebenso Starker fertig geworden.«
    »Darf ich mir die Listows mal selber ansehen?«
    »Nur zu. Der Kleinere ist schon entlassen, aber der Ältere sitzt vorläufig noch unten. Lenja ist von seinem Stiefvater abgeholt worden.«
    »Meinst du den, der die Kater. . . verstümmelt?«, fragte Katja stockend.
    »Ja, bei denen geht’s drunter und drüber. Hast du keine Lust, dir das mal anzusehen? Da könntest du tolle Fotos für deine Käseblättchen machen, mit gepfefferten Überschriften: »Kastration im Klobecken ‹ .«
    »Du solltest nicht so viel trinken, Nikita«, sagte Katja trocken.
    Er hörte gar nicht hin, schüttelte den Kognak auf und gab wieder einen ordentlichen Schuss in seinen Tee.
    »Vielleicht wärst du trotzdem so nett, mich zu diesem Listow zu führen?«, erinnerte sie ihn. »Sonst wird es noch zu spät.«
    Die Zellen für Untersuchungsgefangene befanden sich im Souterrain. Dorthin führte eine steile Treppe, die nur von einer trüben Glühbirne beleuchtet wurde. Katja stieg auf ihren hohen Absätzen langsam und vorsichtig hinunter, stolperte am Ende der Treppe trotzdem und griff krampfhaft nach Kolossows Schulter. Er führte sie behutsam zur Stahltür des Gefängnistrakts und drückte auf den Klingelknopf.
    »Wenn du einen Mann anfasst, Katja, solltest du es mit dem entsprechenden Gesichtsausdruck tun, damit er sich auch als richtiger Mann fühlt und nicht wie ein Türpfosten«, bemerkte er.
    »Entschuldige, ich wollte gar nicht. . . Wenn du keine Zeit hast, lass mich einfach hier und sag dem Wachhabenden, dass du mir erlaubt hast, mit Listow zu sprechen.«
    »Keine Angst vor einem Unzurechnungsfähigen? Du bist ja mutig wie eine Löwin, Katerina.« Kolossow nickte dem Wachhabenden zu, der ihnen die Tür öffnete. »Dann mal her mit unserem Kostik ins Vernehmungszimmer. Er schläft doch nicht mehr?«
    »Wenn er schläft, wecken wir ihn.« Der Wachhabende schritt an einer Reihe von Zellen entlang, blieb vor einer stehen, öffnete die Essensklappe und schaute hinein. »Listow, zum Verhör!«
    Während der Häftling herausgeführt wurde, waren Kolossow und Katja schon in das kleine Vernehmungszimmer gegangen. Katja nahm am Tisch Platz. Kolossow stellte sich ans Fenster und kreuzte die Arme vor der Brust. Katja spürte seinen Blick auf sich ruhen.
    »Du brauchst also frische Eindrücke für einen Artikel?«
    »Ja.« Sie hatte keine Lust, mit ihm zu streiten: Er war in einer eigenartigen aufgebrachten, aggressiven Stimmung – kein Wunder bei der Menge Kognak, die er in sich hineingeschüttet hatte! Ihr gefiel das nicht.
    Kostik Listow betrat das Büro, blinzelte in dem hellen Licht, kratzte sich wie ein Affe am Bauch und unter den Achseln, gähnte ausgiebig und ließ sich auf den am Fußboden

Weitere Kostenlose Bücher