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Der kalte Kuss des Todes

Der kalte Kuss des Todes

Titel: Der kalte Kuss des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanowa
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Hochform. Munter, bissig. . . Ach, was soll’s, ich rede Blödsinn. Ich hab schon verstanden.« Er lehnte sich an die Wand. »Ich krieg einfach nichts auf die Reihe, Katja.«
    »Ich begreife vorläufig auch noch nichts«, tröstete sie ihn. »Aber das alles wird sich schon fügen. Und fahr nach Uwarowka. Bitte.«
    Katja beobachtete, wie das Licht in Kolossows Bürofenster schwächer wurde, als sie mit Nowogorski im alten Wolga der Abteilung für Spezialuntersuchungen davonfuhr. Nach etwa vier Kilometern gab Nowogorski ihren Bitten nach und bog bei Mebelny in Richtung Bahnhof ab.
    »Na, dann hol dir deine frischen Eindrücke, Katja, aber flott, und dann nichts wie weg hier. Mir steht dieser Ort bis sonst wo. Es ist neun Uhr abends, meine Frau wartet schon sehnsüchtig auf mich!«
    Seine wievielte ist das eigentlich?, fragte sich Katja, als sie aus dem Auto stieg. Das Licht der Scheinwerfer ließ in der zunehmenden Dämmerung einen ausgetretenen Pfad erkennen, der in den Wald führte. Nach gut fünfzig Metern erblickte Katja vor sich etwas Dunkles: einen Birkenstumpf, knapp einen Meter hoch; der Stamm des umgestürzten Baumes lag daneben.
    »Hier haben die Listows Jakowenkos Leiche gefunden«, sagte sie zu Nowogorski, der ihr gefolgt war.
    »Er soll quer über dem Stamm gelegen haben. Und sein Grab war da drüben, auf dem Grund der Schlucht.« Er wies in das dichte Buschwerk rechts vom Weg.
    Katja ging noch ein Stück. Zwischen den Bäumen waren die hellen Lichter eines Hauses zu sehen. Ihr fiel wieder ein, dass der Inspektor aus Rasdolsk gesagt hatte, dort wohne ein Streckenarbeiter, dessen Frau Kassiererin am Bahnhof sei.
    »Was ergibt sich also?« Katja kehrte zur umgestürzten Birke zurück. »Die Jungen haben Jakowenkos Leiche vormittags gefunden. Sie haben ihn ausgeplündert, in die Schlucht geschleift und vergraben. Hier lag er wie zur Besichtigung – schließlich ist gleich um die Ecke der Bahnhof. Weshalb haben die Fahrgäste und Datschenbesitzer ihn nicht schon vor den Listows entdeckt?«
    »Von elf bis halb eins kommt kein Zug«, sagte Nowogorski widerwillig. »Hätten diese Trottel sich nicht eingemischt, wäre die Leiche um ein Uhr oder kurz darauf gefunden worden, sobald die Leute aus dem Zug nach Mebelny gekommen wären.«
    Katja nickte. Dieses Detail gab ihr zu denken. Die Leiche hätte also gefunden werden müssen, wenn nicht. . .
    »Los, fahren wir weiter. Was zieht dich überhaupt so zu diesem verfluchten Ort?«
    Nowogorski stapfte zum Auto zurück. Katja ging um die umgestürzte Birke herum und beeilte sich dann ebenfalls, von dort wegzukommen. In einem dunklen Wald, in dem Menschen ermordet werden, fühlte sie sich äußerst unwohl.

12 Männertränen
    Was war das? Katja schlug mühsam die Augen auf. Telefon? Der elektronische Wecker zeigte eine ungeheuerliche Zeit: 4:17! Das war ja mitten in der Nacht! Draußen herrschte schwarzblaue Finsternis. Aber das Telefon klingelte hartnäckig. Katja streckte den Arm nach dem Hörer aus. Bestimmt war das Wadim, der sich in Bad Hall langweilte.
    »Hallo, Wadim. Du hast wirklich kein Gewissen«, murmelte Katja schlaftrunken in den Hörer. »Weißt du nicht, wie spät es bei uns ist?«
    Schweigen im Hörer. Dann ein heiserer Seufzer.
    »Hier ist nicht Wadim. Ich bin’s, Katja.«
    »Wer ist › ich ‹ ?«
    »Dmitri.«
    Das hatte noch gefehlt! Katja richtete sich mühsam auf und stützte sich auf den Ellbogen. Der Zwilling hielt zwar sein Versprechen, bei ihr anzurufen, meldete sich aber ausgerechnet um vier Uhr früh. So eine Frechheit! Und seine Stimme klang irgendwie seltsam. Sicher war er wieder betrunken . . .
    »Dmitri, die Nacht ist nicht die geeignete Zeit für .Gespräche«, sagte Katja so scharf, wie ihr noch halb benommener Zustand es erlaubte. »Alles Gute, und entschuldigen Sie. Wenn Sie wollen, können wir. . .«
    »Bitte legen Sie nicht auf! Bitte nicht! Katja, mein Vater ist gestorben.«
    »Was? Mein Gott, Dmitri. . . Wladimir Kirillowitsch? Wann?«
    »Heute Abend.« Basarow hatte Mühe, zu sprechen; er presste die Worte gleichsam heraus. Es klang wirklich so, als sei er betrunken. »Ich rufe aus dem Auto an. Ich kann jetzt nicht allein sein, Katja. Ich möchte Sie sehen . . . bitte . . .«
    »Natürlich, Dmitri, ich. . . Es tut mir schrecklich Leid. Kommen Sie ruhig. Aber wo sind Stepan, Lisa und Iwan? Wo ist Ihr Onkel?«
    »Sagen Sie mir bitte Ihre Adresse.« Er schien Katjas Fragen gar nicht gehört zu haben.
    Stockend nannte sie ihm

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