Der Kalte Kuss Des Todes
die Badehaube mit den Drähten abzunehmen. Sobald er damit fertig war, hängte sie sich das goldene Amulett um den Hals.
»Wow!«, sagte sie und strahlte Janet an. »Weißt du, was? Ich fühle mich einfach toll« – sie streckte ihre Hand vor, die ein wenig zitterte -, »wenn auch noch ein bisschen nervös.«
Sie schwang die Beine vom Altar und musste sich kurz an Janets Arm festhalten, um nicht umzufallen.
»Die Zeit ist knapp. Aber eines nach dem anderen. Erst mal duschen, dann die Sauerei beseitigen, die du in Omas Wohnung hinterlassen hast, und dann gehe ich zur Bank und hole mir das Ei.«
»Wofür ist das Ei?«, fragte ich Cosette.
»Es ist eine Seelenfalle. Ohne das Ei kann sie die Geister, die sie zusammengesammelt hat, dem Dämon nicht übergeben. Und dann würde er sie selbst als Bezahlung nehmen.«
Aha. Also fast so, wie Hannah es erzählt hatte. Bloß ohne die wichtigen Details.
»Was soll das heißen, bei Oma aufräumen?«, fragte Janet trotzig und schob sich eine Lakritzspirale in den Mund.
Hannah musterte sie ungläubig. »Na, weil da noch Omas Leiche herumliegt. Und dann das ganze Sägemehl im Treppenhaus. Die Polizei hat inzwischen vermutlich alles rausgefunden.«
»Kann sein, aber die denken doch sicher, dass es die Sidhe-Schlampe war, oder?«
»Schwesterchen, ich bin jetzt die Sidhe. Und wag es ja nicht, mich noch mal Schlampe zu nennen!« Hannah funkelte Wischmopp streng an. »Außerdem ist deinetwegen auch noch mein behindertes kleines Opferlamm entkommen.«
Sie machte eine herrische Geste. »Doktor, erschießen Sie sie.«
»Was?« Janet riss erschrocken den Mund auf.
Joseph nahm in aller Ruhe seine Betäubungspistole zur Hand, zielte und schoss Janet einen Pfeil in die üppigen Möpse.
Diese schaute mit kugelrunden Augen auf ihre Brust. »Aber -?« Sie ließ ihre Süßigkeiten fallen.
»Schadensbegrenzung, Schwesterchen«, erklärte Hannah gelassen. »Jemand muss mir die Polizei vom Hals schaffen, und da du ja tatsächlich schuldig bist, kannst du ruhig die Verantwortung für den Tod des Bäckers, des Lehrlings und von Oma übernehmen.«
Janets Lider zuckten, dann kippte sie um wie ein Baumstamm.
»Ist Janet wirklich ihre Schwester?«, fragte ich Cosette.
Cosette nickte.
Nicht gerade das, was man eine heile Familie nennen konnte.
Hannah stupste die Bewusstlose mit der Fußspitze an. »Keine Sorge, wenn alles gut geht, hole ich dich wieder raus, bevor sie dich auf den Scheiterhaufen werfen.« Sie schaute Joseph an. »Stehen Sie nicht so herum, fesseln Sie sie. Das ist doch Ihre Spezialität, das machen Sie doch auch in diesem Club, den Sie so gerne frequentieren, nicht wahr?«
Er schob seine Brille hoch und richtete entschlossen die Betäubungspistole auf sie.
Hanna seufzte. »Seien Sie nicht dumm, Joseph. Sonst könnte es sein, dass die DVD, auf der Sie im Latexanzug rumhüpfen, doch noch im Internet landet.«
Er ließ zitternd die Pistole sinken.
»Sie sollten froh sein, dass man Sie als Held feiern wird, weil Sie mich aus den Klauen der bösen Magierin befreit haben. Und nicht als Perversen beschimpft, oder?« Sie grinste gehässig.
Joseph wurde rot wie eine Tomate. Ich musste an all die Kleider in seinem Schrank denken, die, wie er sagte, einem Freund gehörten!
»Ein Zwangszauber mit einer Prise Erpressung. Darin war
sie schon immer gut«, bemerkte Cosette, während Joseph die rote Kordel aus Hannahs Zaubermantel zog und den Wischmopp fachmännisch damit fesselte.
»Ah, wie ich sehe, habt ihr schon ohne mich angefangen.«
Ein Mann kam hereingeschlendert. Seine blonden Haare schimmerten im Kerzenlicht. Er hatte ein Van-Dyke-Bärtchen und trug einen eleganten grauen Anzug, an dessen Revers ein rotes Kreuz prangte.
Neil Banner, der Souler.
Nicht wirklich überraschend, wenn man bedachte, dass auch er hinter dem Fabergé-Ei hergewesen war. Ob die beiden – buchstäblich – unter einer Decke steckten? Oder hatte erst das Ei sie zu seelenräuberischen Komplizen gemacht? Nicht, dass es einen Unterschied machte.
Cosette keuchte leise auf und flüsterte mir zu: »Das ist der Nekromant, der die Seelen für sie gesammelt hat! Ich habe nicht so bald mit ihm gerechnet.«
»Neil!« Hannah breitete die Arme aus und ließ ihre – meine! – Hüften kreisen. »Schau, es hat funktioniert. Willst du mal anfassen?«
Er verzog angeekelt das Gesicht. »Du bist ja noch ganz blutig, Hannah.«
»Genny«, fuhr sie ihn an, »du darfst mich von jetzt an nur noch Genny
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