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Der Kalte Kuss Des Todes

Der Kalte Kuss Des Todes

Titel: Der Kalte Kuss Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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logischsten wäre es wohl, zu dem Zeitpunkt zurückzukehren, in dem ich das letzte Mal erwacht war, als Malik meine Seele zum zweiten Mal in meinen Körper zurückgeholt hatte. Ich war mit der Erkenntnis erwacht, dass nicht der Autarch mich gejagt und getötet hatte, sondern Malik.
    Ich spürte, wie meine Hand von der Kordel abglitt, so als würde sie auf meine Gedanken reagieren. Ich fiel schneller, der Wind rauschte an meinen Ohren vorbei, und plötzlich löste sich die schwarze Seidenkordel auf.
    Wie betäubt hing ich in der rötlichen Schwärze, drehte mich leise um mich selbst. Jetzt hielt ich nur noch den roten Faden in der Hand, der sich in meine Fingerknöchel gehakt hatte. Eine tiefe Verzweiflung machte sich in mir breit, so scharf und spitz wie das Schwert, mit dem Malik mich durchbohrt hatte. Verdammt . Das Band, mit dem Malik meine Seele an die seine gefesselt hatte, war gerissen.

    Was jetzt? Einfach warten und hier herumhängen, bis Nekro-Neil stark genug geworden war, um mich zu Hannah und ihrem Ostereierkorb voll verlorener Seelen zurückzureißen? Oder …
    Ich schaute auf den roten Faden, der sich unter mir in der Tiefe verlor. Nekro-Neil hatte gesagt, er hätte seinen Haken bei unserer Begegnung in der HOPE-Klinik gesetzt …
    Ich holte tief Luft – nicht, dass es hier was zum Atmen gegeben hätte – und ließ mich fallen.
     
    … beiger Linoleumboden kam mit unheimlicher Geschwindigkeit auf mich zugerast, pfirsichfarbene Wände rauschten verschwommen an mir vorbei, und grelle orangerote Stühle drängten sich in mein Gesichtsfeld. Ich sah mich selbst wie aus der Ferne mit Nekro-Neil reden. Thaddäus, der monströse Kobold mit der Samurai-Haarfrisur, stand neben ihm.
    Dann prallte ich gegen eine unsichtbare Mauer, starrte unmittelbar in Nekro-Neils ausdrucksloses, leeres Gesicht, die Miene eines Menschen, dem eine Gedankenfessel angelegt worden ist. Hinter ihm erstreckte sich wie ein Kaleidoskop von Bildern unsere kurze gemeinsame Vergangenheit, ein Schnappschuss nach dem anderen bis zurück zu dem Zeitpunkt, als er mir sein Taschentuch reichte und ich meine blutenden Knöchel damit abtupfte.
    Genau da hatte er den Haken in meine Seele gesetzt.
    »Dich hab ich schon gesucht, Sidhe!«, drängte sich die schrille Stimme eines Mädchens in mein Bewusstsein. »Ich hab was für dich.«
    Ich wandte mich zu der Stimme um. Das Mädchen zeigte mit ihrem dreißig Zentimeter langen Schlachtermesser auf mich. Ihr hüftlanges weißes Haar wogte in einem unsichtbaren Wind, und auch ihre aus schmutziger grauer Spitze, abgetragenem Samt und schäbiger Seide bestehender Zwiebellook
umflatterte sie wie zahllose kleine Engelsflügel. Sie roch nach Blut und Lakritz, aber es war ein schaler, alter Geruch wie kalter Rauch.
    Die Tatsache, dass die Motte mich sehen konnte, verhieß nichts Gutes, weder für mich noch für sie.
    Ich blickte an ihr vorbei. Bobby, alias Mister Oktober, lag vor den Aufzügen in einer dunklen Blutlache. Malik schaute stirnrunzelnd auf mein blondes Bimbo-Ich, das wiederum ganz auf Grace konzentriert war, die sich der bewusstlosen Motte annahm – oder besser gesagt, der toten Motte, wie ich befürchtete, da ihr Geist ja vor mir stand. Die beiden Sicherheitsbeamten verharrten wachsam daneben.
    Offenbar war ich mitten in Maliks Massenhypnose geplatzt – konnte ich deshalb nicht weiter?
    Ein leiser Ruck ging durch den dünnen roten Faden an meiner linken Hand.
    »He, ich rede mit dir, Sidhe«, brüllte mir die Motte ins Ohr, »hörst du mich nicht?«
    Ich zuckte erschrocken zusammen und wandte mich ihr zu. »Doch, doch, ich höre dich.«
    »Gut, weil, ich muss dir was geben.« Sie fuchtelte mit ihrem Fleischermesser vor meiner Nase herum, dann zupfte sie das weiße Bändchen auf, das sie um den Hals hatte. »Weißt du, was das ist?«
    »Ja.« Ich verzog das Gesicht. »Du bist ein Geschenk von einem Vampir an einen anderen.«
    Ihre lila geschminkten Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. »Genau! Also, mein Daryl, du kennst ihn als Darius, hat gesagt, ich soll dir ausrichten -«
    »Darius?«, unterbrach ich sie. »Der zahme Vampir von dieser Magierin?«
    »Zahm? Na ja. Aber den meine ich. Er hat ein Tänzchen für dich gemacht.« Sie ließ vielsagend ihre Hüften kreisen. »Er
ist mein Daryl, wir kennen uns schon seit der Schulzeit.« Sie spielte mit dem weißen Band. »Und er hat gesagt, wenn ich dir das hier zeige, dann heißt das, er kann dich um deine Hilfe bitten.«
    Ich hob abwehrend die

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