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Der kalte Traum - Bottini, O: Der kalte Traum

Der kalte Traum - Bottini, O: Der kalte Traum

Titel: Der kalte Traum - Bottini, O: Der kalte Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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Schutz vor den Türken geholt, wie er von Milena wusste, dem schönsten Mädchen von Briševo. Auch sie waren anfangs entlang der Militärgrenze angesiedelt worden, erst später in der ganzen Pannonischen Tiefebene.
    »Du fragst in der Stadt nach Ćavar. Lebt er noch?«
    »Und wenn?«, erwiderte Jordan.
    Sava trat einen Schritt vor. »Das lass unsere Sorge sein, Kroate.«
    »Er würde sich für das verantworten müssen, was er getan hat«, sagte der Mann.
    »Dann haben wir dasselbe Ziel«, entgegnete Jordan.
    »Die Frage ist: Glaubst du, er lebt noch?«
    »Möglich ist alles.«
    Jordans rechte Hand war an seinem Körper entlang nach oben geschnellt, bevor Vlad reagieren konnte. Als er das Messer bewegen wollte, schwebte die Klinge längst in der Luft. Jordan hatte sich ein Stück aus der Umklammerung herausgedreht, hielt die Messerhand nun mit der Linken fest. Während er Vlad mit der Rechten nach vorn stieß, rammte er das ausgestreckte rechte Bein und die Hüfte mit Wucht nach hinten und brachte ihn so zu Fall.
    Vlad schrie auf, das Messer fiel zu Boden. Jordan spürte, wie der Arm aus dem Schultergelenk sprang.
    Als Vlad lag, brach er ihm das Handgelenk.
    »Nicht, Sava!«, rief der Mann.
    Der Sohn hatte die Pistole gehoben, auch er zu spät, Jordan hatte Vlad bereits halb nach oben gezerrt, kniete geschützt hinter ihm, die Schneide des Messers lag an der bloßen Kehle.
    »Du hast zwei Sekunden, dann wird er sterben«, sagte er.
    Der Mann schlug Savas Pistolenhand nach unten. »Jetzt haben sie gelernt.«
    »Noch nicht«, sagte Jordan und stieß Vlad das Messer in den Oberschenkel. Im Aufspringen zog er die Pistole aus dem Wadenholster und richtete sie auf Savas Vater. » Jetzt haben sie gelernt.«
    Der Mann war aschfahl geworden. Er stieß Sava vor. »Kümmer dich um ihn«, sagte er, reichte ihm ein Taschentuch. »Aber er muss aufhören zu schreien.«
    Jordan hob seine Waffen auf, spürte den Blick des Mannes auf sich. Er dachte, dass er von nun an sehr wachsam sein musste.
    Sie entfernten sich ein paar Schritte.
    »Wenn du länger in Rottweil bleibst, werden sie sich rächen«, sagte der Mann. »Und ich werde ihnen helfen.«
    Jordan nickte. Die Jungen fürchtete er nicht. Vor dem Mann hatte er Respekt.
    Dumpf klang Vlads Wimmern herüber, Sava hatte ihm das Taschentuch in den Mund gesteckt.
    »Ich habe nie geglaubt, dass man seine Leiche nicht findet, weil er in einem Massengrab liegt«, sagte der Mann. »Die serbischen Massengräber sind eine Erfindung der Muslime und der Faschisten, sie sind Propaganda. Ihr seid gut gewesen in Propaganda. Wo drei tote Muslime am Straßenrand lagen, wurde ein Massengrab daraus gemacht.«
    »Die Leiche meines Bruders wurde in einem serbischen Massengrab gefunden.«
    »So?«
    »Die Redak-Grube bei Ljubija, zehn Kilometer westlich von Prijedor.«
    »Republika Srpska.«
    Jordan sah, wie ihn der Mann im Halbdunkel musterte. Beide, dachte er, fragten sich, wo der jeweils andere gekämpft haben mochte. Prijedor lag nicht weit von der kroatischen Krajina entfernt.
    Genauso Briševo und Omarska.
    »Warst du auch in Benkovac und Ervenik?«, fragte der Mann.
    »Nein. Und du in Bosnien?«
    »Nein, nur in der Krajina.« Der Mann nickte nachdenklich. »Hast du das Grab deines Bruders gesehen?«
    »Fotos, zwei, drei Jahre später.«
    »Fotos?« Der Mann lachte. »Die waren manipuliert.«
    Jordan zuckte die Achseln. »Darum soll es jetzt nicht gehen.«
    Er stand so, dass sich der Mann zwischen ihm und den beiden Jungen befand. Von Vlad war nichts mehr zu hören. Er hatte beschlossen, wenigstens tapfer zu sein, dachte Jordan, wenn er schon so furchtbar dumm gewesen war.
    »Also«, sagte der Mann. »Lebt Ćavar?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Falls er lebt, was wirst du tun?«
    »Ihn töten«, sagte Jordan.

10
    MITTWOCH, 13. OKTOBER 2010
    BERLIN
    Nach und nach zerplatzten die Schaumblasen, legten den kaputten, alten Körper frei. Ein liebgewonnenes Ritual an Badewannenabenden: erraten, welches Bläschen als Nächstes dran sein würde. Manchmal behielt er recht, meistens scheiterte er.
    So brachte man die Minuten rum.
    Sein Penis tauchte zwischen den Bläschen auf.
    Der Sex mit Margaret an jenem Abend auf dem Flokati … Richard Ehringer erinnerte sich an jedes Wort, jedes Detail. Das galt für die meisten Momente, die ihm mit Margaret vergönnt gewesen waren. Seit achtzehn Jahren rekonstruierte er die Stunden und Minuten mit ihr zwischen 1985 und 1992.
    Das schwarze Kleid, der schwarze BH auf

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