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Der Kammerjäger

Der Kammerjäger

Titel: Der Kammerjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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kräftigen Mundwerkzeugen die Gitter durchzubeißen. Winzige Spuren von Insektenspeichel befeuchteten ihre rasiermesserscharfen Mandibeln, während sie nach einer Chance gierten, an die französische Riesenkakerlake heranzukommen, die keine zwei Meter entfernt stand.
    «Du wirst weich, Chantalle», sagte Klaus.
    «Mitleid, ich?» Sie spuckte die Worte aus. «Cest plus qu'un crime, cest une fizute.» Chantalle nahm Bobs Stirn aufs Korn, um ihre Worte zu beweisen. <~ bientot, Monsieur
    «Moment!» rief Bob, Krümel von Kit-Kat auf den Boden spuckend. «Wenn Sie mich schon umlegen, dann erklären Sie mir wenigstens, was Sie mir gerade gesagt haben. Das sind Sie mir schuldig.»
    Wieder übersetzte Klaus: «Sie hat gesagt, Mitleid ist schlimmer als ein Verbrechen, es ist ein Fehler.»
    «Oh. Vielen Dank», sagte Bob. «Wissen Sie, meine Eltern haqen mich gezwungen, auf der High-School Latein zu lernen, weil es mir bei den romanischen Sprachen helfen sollte, aber es hat eigentlich überhaupt nichts gebracht, wenn man die ganzen Namen und Klassifizierungen der Insekten nicht mitzählt.»
     
    Bob handelte unter der irrigen Auffassung, daß er am Leben bleiben würde, solange er redete. «Bienen und Wespen sind zum Beispiel in der Ordnung Hymenoptera, was bedeutet."
    Gelangweilt von Bobs prosaischer Verzögerungstaktik, begann Chantalle den Finger am Abzug zu krümmen. Der Hahn bäumte sich auf wie eine Kobra, kurz bevor sie zuschlägt.
    Überzeugt, daß er im Begriff war, an die Himmelspforte zu klopfen, stand Bob erstarrt und hilflos da. Das nächste, was er hörte, war kein Pistolenschuß, sondern eher ein Quietschen, das aus den Insektarien kam. Er sah nach unten und erkannte sofort, daß er noch eine Chance hatte, aus diesem Schlamassel herauszukommen, und so rief er: «Warten Sie!"
    «Was ist denn jetzt noch?!» fragte Chantalle gereizt. Ihr Arm wurde allmählich müde, weil sie die Pistole schon so lange auf Bob gerichtet hielt.
    «Ich möchte Ihnen noch eine letzte Frage stellen», bat Bob. «Ach, in Herrgottsnamen ... ach ... na los!» sagte Chantalle, ne sachant a quel saint se vouer, was bedeutet, daß sie nicht wußte, zu welchem Heiligen sie beten sollte, was die französische Entsprechung ist für «mit seiner Geduld am Ende sein», was Chantalle in diesem Augenblick war. Während sie darauf wartete, daß Bob seine Frage stellte, ließ sie ihren müden Arm herabhängen.
    «Was meinen Sie, wie Sie reagieren würden, wenn ich das hier mache?» Bob stieß alle drei Insektarien um, so daß die Scheiben zerbrachen und etwa sechshundert verhungernde Mordwanzen freikamen.
    Chantalles Fehler bestand darin, daß sie den Blick auf Bob und Klaus gerichtet hielt, um sicherzugehen, daß sie nicht zu fliehen versuchten. Und normalerweise wäre das auch für eine Person in ihrer Lage das richtige Verhalten gewesen, da Ablenkungen gewöhnlich nicht mehr als das sind. Aber wenn du zufälligerweise wie eine Kakerlake riechst und sechshundert Mordwanzen in deine Richtung wetzen, wie es hier der Fall war, dann ist das ein grober Fehler.
     
    Wahrend Chantalle ihre Pistole zwischen Bob und Klaus hin und her schwenkte, verständigten sich die Gezackten Raubwanzen, Radwanzen und Blutsaugenden Kegelnasen mit ihren Fühlern. Sie orientierten sich und bereiteten sich vor, ihre riesige Beute anzugreifen.
    «Hast du wirklich gedacht, ich würde meine Konzentration verlieren und dich entkommen lassen?» fragte Chantalle. Sie lachte spöttisch.
    Und dann, urplötzlich, griffen die Insekten in einer, wie es schien, wohlkonzertierten Aktion an.
    Die Radwanzen - stämmige grau-schwarze Kerle und kräftige Springer - katapultierten sich Chantalle ins Gesicht. Sie interessierten sich besonders für das weiche Gewebe ihrer Augen und durchstachen mit ihren Rüsseln die Lederhaut und Augapfelgefäßhaut. Rasch injizierten sie ihren toxischen Speichel und fingen an, den Glaskörper herauszusaugen, womit sie Chantalle fast umgehend erblinden ließen.
    Wahrend sich die Radwanzen durch Chantalles Kornea kauten, fanden die Blutsaugenden Kegelnasen mit ihren spitzen, nadelartigen Rüsseln das weiche Fleisch ihres Nackens und ihre dicke pulsierende Schlagader und begannen die üppigste Blutmahlzeit ihres kurzen Lebens.
    Die Gezackten Raubwanzen klammerten sich mit ihren muskelbepackten Vorderbeinen an das einzige andere zugängliche Fleisch von Chantalles Körper. Die schmerzhaften Stiche ihrer Mundwerkzeuge

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