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Der Kammerjäger

Der Kammerjäger

Titel: Der Kammerjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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Meehl, ein einfacherTyp aus Brooklyn, der mit Bob zusammengearbeitet hatte. Johnny stapfte in den Kopierladen.
    «Yo, Bobby-Boy, wie läuft's so? Siehst ein bißchen bedusselt und verwirrt aus.»
    «Hey, Johnny, kopier grade meinen Bewerbungstext.»
    «Wieso das denn?» fragte Johnny. «Ich dachte, du machst dich selbständig, nachdem du Rick gesagt hast, er soll sich verpissen.» «Ja, ich arbeite dran. Diese Dinge brauchen Zeit, verstehst du?»
    «Das hab ich gehört», sagte Johnny, als er einen der Handzettel las. «Hör mal, bist du hier bald fertig? Wie wär's, wenn wir danach auf ein kaltes Bier zu rübergehen?»
    «Liebend gerne, Johnny, aber ich bin völlig abgebrannt.»
    «Hey, ich will keine Ausreden hören. Geht auf meine Rechnung.»
    Bob dachte, ein Bier, das er nicht bezahlen mußte, wäre genau das Richtige für ihn, und so stapelte er voller Vorfreude die warmen Kopien seines Flugblatts zusammen mit ein paar Umschlägen und Briefmarken und verließ mit Johnny den Laden.
    Neben dem Kopierladen befand sich «Freddie's Tavern», das nicht gerade eine Schickimicki-Bar war. Die Kundschaft bestand aus Meistern der Verdrängung. Hier gab's keine Ehefrauen oder Freundinne~; Ko-Abhängigkeit war das unbenutzte geheime Paßwort und billiges Bier vom Faß die einzige Hilfe zur Selbsthilfe.
    Das Dekor war Standardausrüstung: Poster von verschiedenen New Yorker Sporthelden, die üblichen Neon-Bierschilder und elektrisches Brimborium mit Bierwerbung. Und hinter der Theke klebten Hunderte von Polaroid-Schnappschüssen von Gästen in verschiedenen Stadien der Trunkenheit.
     
    Bob und Johnny saßen an der Theke hinter zwei leeren Krügen, während sie sich gerade durch einen dritten durcharbeiteten. Johnny ergriff den Krug und saugte geräuschvoll dran. Einen Moment später gab er ein ungeheures AAARRRRRRRRRRRRRRRuP! von sich.
    «Jeder Schuß ein Treffer!» kommentierte Bob.
    Das fanden die beiden Schädlingsvernichter zum Schießen, und sie lachten und klopften sich gegenseitig auf die Schulter und benahmen sich insgesamt so, wie Männer es in solchen Kneipen zu tun pflegen.
    Als eine kleine Kakerlake über den Boden der Bar huschte, kam Bob ein bierseliger geschäftlicher Vorschlag in den Sinn. Er wandte sich zum Barkeeper: «Yo, Freddie, weißt du, daß du Kakerlaken hast? Du solltest mich engagieren. Ich mach mich selbständig.»
    «Hey, das gehört zur Atmo», erklärte Freddie. «Ich misch mich da nicht ein. Wollt ihr Typen noch eins?»
    In dem Moment fiel Bob auf, daß das Leben schön war. Er hatte eine wunderschöne Frau und ein Kind, einen Freund, der das Bier bezahlte, und - am allerwichtigsten - er hatte einen Traum. Natürlich, nach drei Krügen Budweiser hat das Leben die Tendenz, schön auszusehen, egal wie die Dinge wirklich sind, das ist schließlich der Sinn des Biertrinkens.
    Als Krug Nummer fünf zur Hälfte geleert war, begannen Bob und Johnny die philosophischen Implikationen zu diskutieren.
    Johnny, der keinen akademischen Abschluß in Philosophie besaß, wartete trotzdem mit einer Analyse auf: «Issalb leer ... »
    Bob, der einmal eine Vorlesung über den Existentialismus besucht hatte und daher qualifizierter war, sich mit derartigen gewichtigen Konzepten zu befassen, konterte mit: «Issalb voll ... » Die Debatte wütete weiter.
    «Du bis' bloß son Opmotis ... son Otpomis ... son Op ... Du siehs' die Dinge immer vonner guten Seite.»
    «Der Optimist», nuschelte Bob, «sieht den Krapfen, und die Brezel sieht das ... Moment, das stimmt nicht.» Bob hielt inne, um seine Gedanken zu sammeln. «Der Optimist sieht die Brezel, und der Pessimist sieht - das Loch. Ich weiß nicht, wieso ich auf Krapfen gekommen bin."
    «Ich weiß, wo's Super-Krapfen gibt!" sagte Johnny. «Neinneinnein. Krapfen haben nichts damit zu tun. Wovon haben wir grade gesprochen?" fragte Bob. «Ach ja, jetzt weiß ich's wieder ... Ich will dich mal was fragen, Johnny ... Was willst du eigentlich vom Leben?"
    Das war so eine Frage, um die sich Johnny gewöhnlich nie kümmerte, also ließ er sich jetzt etwas Zeit, um mal ernsthaft drüber nachzudenken. Nach einigen Sekunden war ihm die Antwort klar.
    «Weiß nich, alles, was ich so hab, schätz ich. Job, Familie, Kabel. 'ne Satellitenschüssel wär schön, ab und zu mal 'n paar gute Hockey-Karten. Und du?"
    «Alles, was ich vom Leben haben will, ist mein eigener Kombi mit einer von diesen großen Glasfaserwanzen obendrauf. Verstehst du, was ich

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