Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kammerjäger

Der Kammerjäger

Titel: Der Kammerjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
Vom Netzwerk:
Fadenbeinwanze. Dieser Hybride hatte die verlängerte Coxa und das gestachelte dritte Beinglied der Mutter geerbt. Er wies die ungewöhnlichste Körperform aller Kreuzungen auf - ein kräftiger und gedrungener amberfarbener Thorax, der auf dunklen, dünnen, doch erstaunlich starken Gliedern saß.
    Bob klopfte gegen die Hintertür und wurde von Henri persönlich in die Küche gelassen.
    «Bon jour», sagte Henri. «Sie 'aben Ihre mörderischen Insekten gebracht, nehme isch an?»
    Er beugte sich vor und klopfte gegen die Seite der Schachtel, und die Fadenbeinigen Korsare stießen ein wütendes Quietschen aus. Henri sprang zurück und wischte sich die Hände ab, als hätte er sie sich schmutzig gemacht.
     
    «Ich an Ihrer Stelle würde nicht allzu nahe da rangehen», warnte Bob den Franzosen. «Diese Kerle sind stinksauer, daß sie in diesen Kästen eingesperrt sind, und sie sind hungrig genug, um einem toten Stinktier den Arsch abzubeißen, wenn Sie verstehen, was ich meine.»
    «Ma lai», stieß Henri aus, als hätte das Bild ihm irgendwie Gewalt angetan. Noch einmal spähte er auf die quietschenden Insekten hinunter und beäugte Bob mißtrauisch, bevor er verschwand und Bob seine Arbeit machen ließ.
    Dieser ging in den Hauptspeiseraum und deponierte seine Wanzenkästen auf einem Tisch für vier. Seinen Werkzeugkasten stellte er auf den Boden und entnahm ihm einen Bohrer, einen kurzen durchsichtigen Schlauch und einen Behälter mit Kitt. Seine Neopren-Knieschützer fest um die Knie geschnallt, wodurch die Durchblutung unterbrochen wurde und seine Füße kribbelten, verbrachte Bob den restlichen Tag damit, seine Hybriden der Rasse Null in die Wandzwischenräume von «Maison Henri» einzuführen, während er von seiner Zukunft träumte.
    Der Pinto rülpste waffenblaue Rauchschwaden, als er Mary zurück über die Queensborough Bridge trug. Sie befand sich irgendwo über dem West Channel des East River und träumte ihren eigenen Traum davon, inwieweit sich mit dem Geld, das ihnen der Auftrag bei «Maison Henri» einbrachte, ihre exzellente Kreditwürdigkeit erhalten ließ und ob vielleicht für sie sogar noch eine neue Strumpfhose herausspringen könnte. Doch irgendetwas nagte an ihr.
    Obwohl Bob versprochen hatte, Gift zu verwenden, fragte sie sich, ob sie hätte bleiben und es überprüfen sollen ... nur um sicherzugehen.
    Auf halbem Wege über die Brücke, hoch über Roosevelt Island, warf Mary einen Blick nach rechts zum Goldwater Memorial Hospital und dachte, da würde Bob landen, wenn er es versäumte, im «Maison Henri» großzügige Portionen Gift zu benutzen.
     
    Die mittägliche Kundschaft in dem modischen Bistro war be-
    tucht und hungrig. Das vornehme Geklapper von Silber gegen Porzellan überdeckte kaum die Kaugeräusche, als die Gäste bisque de homard und seile de veau verspeisten.
    Rasse Null war seit zehn Tagen aktiv. Bob, in einem flotten khakifarbenen Overall, und Henri, in seinem traditionellen Chef-Weiß, drehten eine Runde durch das schicke Eßlokal, um zu sehen, ob die Wanzen ihre Aufgabe erfüllt hatten.
    Zuerst inspizierten sie den privaten Eßsaal, der mittags nicht benutzt wurde. Er war makellos. Henri sah zu, während Bob einige dunkle Stellen prüfte, wo sich Kakerlaken um diese Tageszeit normalerweise verstecken. Keine Kakerlake weit und breit. Allerdings gab es auch keine Hybriden, aber das war Henri ganz recht. Sie gingen durch den geschäftigen Hauptsaal, den sie nur mit einem flüchtigen Blick bedachten, um sich die Küche vorzunehmen.
    «Nun, Henri», sagte Bob zuversichtlich, «sieht aus, als hätten wir's den kleinen Dreckskerlen gezeigt, nicht?»
    Eine fleischige Witwe, die sich gerade den Mund mit Souffle Rothschild vollgestopft hatte, blickte auf, als sie den khakifarbenen Overall zum Chef-Weiß reden hörte. Ihr besorgter Blick besagte, daß sie bei den Preisen etwas Authentischeres erwartete als «Henry».
    «Wie isch Ihnen gesagt 'abe, isch 'eiße Ahn-rii», tadelte Henri mit gekräuselter Lippe und einem Akzent, der dicker als pate war. «Ahn-rii, Monsieur Käferrjägerr. Isch bin von Anjou.»
    Ahn-rii beugte sich zu der stämmigen Witwe hinunter und flüsterte in einem übertriebenen Ton: «Mauvais quart d'heure», als wollte er sagen, dies sei ein unerquicklicher Augenblick, der bald vorüber sein würde.
    Wissend nickte sie, ohne einen blassen Schimmer zu haben, was der Franzose gesagt hatte.
    Als Henri herumwirbelte und auf die Küche zusteuerte, um die Inspektion

Weitere Kostenlose Bücher