Der Kammerjäger
fortzusetzen, entdeckte Bob - zu seinem Entsetzen - ein besonders großes Exemplar der Schabenart Supella supellectillium, das gerade über einen ansonsten unbesetzten Tisch wetzte. Blitzschnell fing Bob das störende Insekt ein, ließ es in seine Tasche verschwinden und klatschte sich - KROCH! mit der offenen Handfläche gegen den Schenkel.
Er schnüffelte den Geruch, der von der pulverisierten Schabe aufstieg, und fächerte die Luft, in der Hoffnung, Henri würde von seinem Versagen nicht Wind kriegen.
In der Küche inspizierte Henri die Arbeitsfläche, als Bob ein weiteres Paar großer gesprenkelter Flügel entdeckte, deren rötliche Färbung auf ein Weibchen hindeutete. Mit routinierter Präzision fing Bob die Schabendame, stopfte sie in seine Tasche und gab auch ihr - KROCH! - einen Klaps. Sein Oberschenkel brannte von der Heftigkeit des Schlages. Ahn-rii drehte sich um, als er das Klatschen und Knacken hörte.
Wieder fächerte Bob die Luft und tat so, als wolle er sich kühlen. «Schrecklich heiß hier drin, Ahn-rii. Wieviel bringen diese Öfen da - fünfhundert Grad?»
Ahn-rii hielt inne, als er etwas Fauliges roch, schrieb es aber dem Käse zu.
Alsbald war seine Inspektion beendet, der Franzose war zufrieden. «Nun, es scheint, Ihre methode du naturel hat misch befreit von meine Problem. Kommen Sie ins Büro, und isch werde Ihnen Ihr restlisches 'onorar auszahlen.»
Bob lächelte und dachte, er hätte es geschafft. Schon fing er an, sich seinen Kombi vorzustellen, mit der großen Glasfaserwanze obendrauf, als plötzlich einer der Köche einen herzzerreißend schrillen Schrei ausstieß und entsetzt zurückwich, womit er Bob jäh von seinem Traumparkplatz zurückholte.
Bob und Henri eilten zu einem Topf mit Suppe hinüber, der, zu Bobs großem Kummer, jetzt als ein Olympia-Schwimmbecken für Kakerlaken diente. Mehrere der fünfundfünfzig bekannten Spezies waren in dem Becken vertreten, und es hatte den Anschein, als sei die Australische Schabe (Periplaneta australasiae) dabei, mit einem schönen Bruststil zu gewinnen.
Henri, kein Sportfan, reagierte wenig erfreut: «Merde! Mon dieu! Ami de cour! Un tour de cochon!»
Bob konnte sehr wenig Französisch, aber Henris Ton entnehmen, daß er nicht glücklich darüber war, wie sich seine Suppe entwickelt hatte. Verzweifelt drehte Bob die Flamme unter dem Topf auf.
«Aha! Sterbt, ihr kleinen Dreckskerle!» brüllte Bob, als er sich zu Henri wandte. «Dies ist der letzte Schritt meiner Methode, Ahn-rii. Meine Mordwanzen haben sie aus ihren Verstecken gejagt und sie in einen großen Behälter getrieben, damit wir sie ... » Das gesamte Küchenpersonal stand mit offenem Mund da. Bob wußte, daß er geliefert war, aber er war noch nicht bereit aufzugeben.
«Wissen Sie», meinte Bob, während er eine der Schaben aus dem Topf fischte, «diese Dinger passen großartig zu Schnecken.» Henri war nicht amüsiert. Schließlich gab Bob auf.
Die Rechnung war nicht überaus kompliziert, das zumindest war positiv. Bob rechnete in seinem Scheckbuch den neuen Saldo aus:
$ 512,47 - 500,00
$ 12,47
Nach vollzogener Subtraktion reichte Bob den Scheck über fünfhundert Dollar einem ungeduldigen und verwirrten Henri. «Da», sagte er schwach. «Ihr Vorschuß.»
Henri nahm den Scheck, ohrfeigte Bob damit feierlich auf jede Wange und stapfte eingeschnappt von dannen.
Zerknirscht stand Bob da. Ungeachtet der beiden plattgekloppten Insekten in seiner Tasche hatte er wirklich gedacht, er hätte es geschafft - hatte gedacht, daß er gleich bei seinem ersten Versuch eine Rasse von Mordwanzen eingesetzt hätte, die ein kommerzielles Gebäude vollständig von Schädlingen befreien könnten - und ausgerechnet ein französisches Restaurant!
Es war dumm von ihm gewesen, sich von einer Tagesinspektion so ermutigen zu lassen. Damit Schaben tagsüber überhaupt rauskommen, müssen sie schon durch eine Bevölkerungsexplosion herausgedrückt werden. Was also hatten seine Mordwanzen die ganze Zeit getrieben?
Bob stellte sich vor, wie seine Hybriden in den Wandzwischenräumen Seminare über Fortpflanzung veranstalteten.
Als er gerade die Küche verlassen wollte, näherte sich mit erhobener Nase ein Kellner, der zwei blattreiche Salate auf seinem Tablett vor sich hertrug. Bob konnte nicht widerstehen. Er griff in seine Tasche und warf unauffällig die beiden vielbeinigen «Croutons» in die Salate.
Er war schon draußen auf dem Bürgersteig, als ihm die Schreie von drinnen sagten, daß
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