Der Kammerjäger
der richtige Geldmacher hier die CocaPflanze, aus der ein anderes, etwas potenteres Alkaloid gewonnen wird.
Ungefähr auf halbem Weg zwischen La Paz und Nevado Illimani, in etwa dreitausend Meter Höhe, war kürzlich ein prachtvolles Anwesen in einen Berghang der Anden hineingekerbt worden. Und auf der ausladenden Veranda dieses bolivianischen Palasts konnte man eine Tasse Yerba Mate schlürfen und die Wanderschmetterlinge vorbeiziehen sehen. Dieses Anwesen war die Heimstatt von Ronaldo DeJesus Riviera und seinem Bruder Miguel DeJesus Riviera, Bosse eines rücksichtslosen und ungemein erfolgreichen Kokain-Kartells.
Ronaldo, der ältere der beiden, verbrachte seine meiste Zeit damit, vollgekokster zu sein als ein Hochofen. Ihm gefiel, was er tat, und er tat, was ihm gefiel - ein Riesen-Ego und eine schlechte Einstellung. Er war ein Oberarschloch, und er konnte sich leisten, eins zu sein, da sein Nettowert knapp fünfhundert Millionen Dollar betrug.
Ronaldo und Miguel waren gerade bei einer MarketingBesprechung in einem der Zimmer ihres Palasts. An einer Wand hing eine große Karte der Vereinigten Staaten, die nach Verkaufszonen eingeteilt war.
Sich von der Karte abwendend, ging Ronaldo zu einem Tisch, wo er eine große Straße seines Kassenschlagers von einem wertvollen alten Spiegel herunterschnupfte, bevor er sich davon auch noch etwas aufs Zahnfleisch rieb. Er stocherte gegen seine Wangenknochen, in der Hoffnung, seine geschwollenen Nebenhöhlen zu öffnen. Als das nichts bewirkte, tauchte er seine Finger in ein Glas Tequila, hielt sie sich unter die Nase und schnüffelte. Er würgte ein wenig, als die Mischung aus Tequila, Kokain und Schleim den hinteren Teil seiner Kehle erreichte.
Miguel, der gewissenhafte jüngere Bruder, stand neben dem Faxgerät, das gerade ratterte.
Ronaldo fuchtelte und rief aufgeregt quer durch den Raum: «Das muß die Marketing-Studie zur J unior-High-School sein, die ich angefordert habe. Bring sie sofort her, bevor irgendjemand anders sie in die Finger kriegt!»
«Entspann dich», sagte Miguel. «Das ist bloß etwas von unse- rem Interpol-Kontakt.» Er wartete geduldig, während das Gerät langsam das Blatt in seine wartende Hand ausspuckte. Das Fax war eine Dritte-Generation-Kopie des Fotos von Bob mit seiner TERMINATOR-Mütze. Das zweite Blatt war Textinformation, die Miguel durchlas. Er lachte.
Ronaldo, der es nicht mochte, wenn man ihn nicht einbezog, ärgerte sich über das Gekicher seines Bruders. «Was ist denn so verdammt komisch, Brüderchen?»
«Sieh selbst», meinte Miguel. «Anscheinend ist Uncle Sam ein bißchen sauer, daß du deine Zahlungen eingestellt hast. Deine Freunde bei der CIA haben wieder jemand auf dich angesetzt. Diesmal ist es einer, der sich nennt.»
Darüber mußte Ronaldo ebenfalls grinsen ... bis er das Fax sah. Er wurde kreidebleich. «Jesus, Maria und Joseph!» verkündete er und bekreuzigte sich mechanisch. «Ich sehe Tod in den Augen dieses Mannes.»
«Entspann dich», sagte Miguel und deutete auf den Spiegel. «Du ziehst dir soviel von dem Zeugs da rein, daß du schon paranoid wirst.»
«Paranoid?!» schrie Ronaldo mißtrauisch. «Ich bin nicht paranoid!» Er zog seine Waffe und rammte sie Miguel ins Gesicht. «Ich geh nur auf Nummer Sicher.»
Wütend packte Miguel die Pistole und stieß sie seinerseits seinem Bruder ins Gesicht. «Du Idiot! Wenn du dir weiter diese Scheiße da in die Nase schiebst, versaust du noch alles, wofür wir gearbeitet haben!»
Die Wut verflog schnell, und dann wurde Miguel klar, was er getan hatte. Angewidert von seinem eigenen Verhalten, warf er die Waffe durch den Raum. Hübsch schlidderte sie über den teuren Kachelboden.
«Gottverdammt», murmelte er, als er einen Schritt von seinem schwierigen älteren Bruder zurücktrat. «Was heißt das schon, wenn irgend so ein pendejo Cowboy hier runterkommt? Der kommt nicht weiter als bis zum Tor. Du solltest dir lieber Sorgen machen, wie du dich selbst wieder clean kriegst.»
Ronaldo war immer noch sauer. Und geladen. Er kippte das Glas Tequila herunter. «Faß mich nie wieder an, Brüderchen! Das hier ist meine Organisation, vergiß das nicht!»
Im Wohnzimmer von Klaus' prunkvoller Villa gab es verschiedene Fotos von ihm mit diversen internationalen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Dazu gehörte ein jüngerer George Bush, etwa um 1977 - die im Hintergrund sichtbaren kleinen bunten Kacheln im Boden dienten als Beweis, daß
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