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Der Kammerjäger

Der Kammerjäger

Titel: Der Kammerjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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Mißachtung des ansonsten wohlgeordneten Straßenmusters ab der 14 th Street durch Manhattan schlängelte, war dieses Gebäude nicht eines der vielen tristen Rechtecke, die die Skyline verunstalten. Stattdessen war es trapezförmig, wobei die beiden parallelen Seiten auf der 31st beziehungsweise 32 nd Street waren.
    Ein gewiefter Privatdetektiv, der einen bedrohlichen Verfolger abhängen wollte, könnte also auf der Broadway-Seite in das Gebäude hineingehen und auf der 6th Avenue wieder hinausschlüpfen.
    Jedenfalls betrat Bob das nunmehr verlassene Kaufhaus von der 6th Avenue aus, wegen der Bürgersteigkonstruktion, die den Eingang am Broadway verstellte. Er hatte seinen Werkzeugkasten und mehrere Kästen mit der Aufschrift MÖRDER, RASSE 1 bei sich, stellte seine Ladung bei einer der Verkaufstheken im zweiten Stock ab und ging dann weiter in dem Raum umher, um für seine Arbeit Maß zu nehmen. Unter einer verstaubten Schachtel mit Geschenkpapier erspähte Bob mehrere Ohrwürmer, die in Dekkung huschten. Sie erinnerten ihn an diese alte Geschichte, und unwillkürlich steckte er sich einen Finger ins Ohr und kratzte sich.
    Dieser Platz war ideal, um Rasse Eins seiner Hybriden zu testen. Wenn die anderen Gebäude ähnlich geeignet waren, konnte ihn nichts mehr aufhalten, nicht einmal seine eigenen eklatanten Fehleinschätzungen, wie zum Beispiel das, was mit Rasse Null geschehen war.
    Nach dem Fiasko im «Maison Henri» war Bob noch einmal seine Unterlagen durchgegangen, um festzustellen, was mit Rasse Null schiefgelaufen war. Die einzige Erklärung, die ihm blieb, war sein Versäumen, die Reproduktionszeit mit einzubeziehen. Es war ein simples Rechenexempel. Seine Mordwanzen mußten sich so schnell oder noch schneller vermehren als die Viecher, hinter denen sie her waren, sonst würden sie die Schlacht aus dem gleichen Grund verlieren wie George Custer gegen die Sioux und Cheyenne.
    Doch Bobs Aufzeichnungen zeigten, daß sich Rasse Null im Komfort des Insektariums gut fortgepflanzt hatte. Blieb also die Frage - wieso hatte sie versagt, als es galt, sich in der Wildnis von «Maison Henri» zu vermehren?
    Um das zu beantworten, mußte er noch mal in das Restaurant zurück. Infolge des «Schaben-Crouton»-Zwischenfalls wurde Bob von Henri leider als Schädlingsvernichter-non-grata betrachtet, also mußte er einen Sous-Chef bestechen, der ihn eines Nachts nach Geschäftsschluß hereinließ, damit er das Gelände inspizieren und Proben seiner Hybriden sammeln konnte. Bob entdeckte, daß durch die Restpestizide, die von früheren Be-kämpfungsversuchen übriggeblieben waren, Rasse Null absolut steril, unfruchtbar und impotent geworden war. Konnten ihre winzig kleinen Pullermänner nicht dazu bringen, strammzustehen und zu salutieren, selbst wenn sie welche gehabt hätten, was natürlich nicht der Fall war.
     
    Vorübergehend von der Ironie des Schicksals entmutigt, saß Bob immer noch mitten in New York und hatte den vollbiologischen Schädlingsvernichtungs-Blues. Aber er hatte aus dieser Lektion gelernt und ein paar wichtige Korrekturen in der Selektion von pestizidresistenten Eigenschaften bei seinen Züchtungen gemacht.
    Er sah sich in dem gescheiterten Kaufhaus um und schlenderte um eine tragende Säule herum. Plötzlich sah er sich einer der verwaisten Schaufensterpuppen gegenüber, einem nackten männlichen Exemplar.
    Höflich schüttelte Bob ihm die Hand, die sich dabei vom Arm löste. Er stellte sich vor.
    «Wie geht's? Bob Dillon, Bobs Vollbiologische Schädlingsvernichtung. Vielleicht haben Sie schon mal von mir gehört.» Er tat so, als würde er zuhören, was die Schaufensterpuppe zu sagen hatte. «Ach ja, nicht beeindruckt, ha?» Bob deutete auf die fehlenden Genitalien der Puppe. «Also, an Ihrer Stelle würde ich ganz schön still sein.»
    Auf einer der Verkaufstheken klingelte das Telefon, und so entschuldigte sich Bob und gab dem armen nackten Kerl seine Hand wieder.
    Er ergriff den Hörer. «Hallo? ... Ja, Mr. Silverstein, ich hab's problemlos gefunden .... Ja, Sir, ich bin gerade dabei, den ersten Schwung Wanzen zu plazieren .... Ja, Sir, nächsten Donnerstag. Wir treffen uns dann also hier, und dann sehen wir, wie es mit denen läuft. Ja, Sir, bis dahin müßten wir das feststellen können. Wunderbar. Noch mal vielen Dank.»
    Bob legte auf und machte sich an die Arbeit.
    Er nahm seinen Bohrer und einen Behälter mit Kitt aus dem Werkzeugkasten, nahm dann eine der Schachteln mit der Aufschrift MÖRDER,

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