Der Kammerjäger
ich jemanden umbringe, und ich hab mich nur gefragt, ob Sie mir bestätigen können, daß diese Typen wirklich bei Ihnen angestellt sind. Ich meine, ich verstehe schon, daß Sie mir nicht sagen können, ob Sie von der CIA sind oder nicht, jedenfalls hießen die bei den, glaube ich, Wolfe und Parker.»
«Tut mir leid, Sir», sagte die Stimme am anderen Ende. «Ich bin nicht befugt, derartige Auskünfte zu geben. Und selbst wenn Agent Wolfe und Agent Parker hier arbeiten würden, müßte ich das dementieren.»
«Nun», meinte Bob, «könnten Sie mir dann vielleicht sagen, ob sie nicht dort arbeiten?»
«Nein, Sir», erwiderte die Stimme. «Das kann ich auch nicht.» «Aha», sagte Bob. «Gibt es vielleicht eine Mord-Abteilung, mit der Sie mich verbinden könnten?»
«Tut mir leid, Sir, da kann ich Ihnen auch nicht behilflich sein.»
«Na, vielen Dank, Sie haben mir wirklich riesig geholfen.» Bob legte auf. Was soll's, dachte er, wenigstens hatte er es probiert.
Schon wollte er sich entfernen, bereit, sich auf einem anderen Stockwerk an die Arbeit zu machen, als er innehielt. Er drehte sich um und starrte das Telefon an und dachte an Mary. Vielleicht sollte er einen Schritt auf sie zu tun?
«Okay, ich hab dich auch lieb, Doodlebug. Kannst du mir jetzt wieder die Mami geben?»
Mary war wieder dran.
«Hallo. Äh, paß auf, Liebling ... » Bob griff in seine Tasche und zog Marys goldenen Anhänger heraus. «Wieso kommt ihr beide nicht nach Hause?» fragte er. «Ja, ich weiß, was du gesagt hast, aber als ich den Anhänger sah, wußte ich, daß du nicht endgültig gegangen bist. Was ich also -» Mary unterbrach ihn, um ein Fern-Argument anzubringen.
Aber auf jede Frage, die Mary hatte, wußte Bob eine Antwort.
Er erklärte, daß er den Silverstein-Auftrag bekommen habe und von einem der Gebäude anrufe. Mary war nicht beeindruckt. Sie wollte wissen, ob er bezahlt worden war.
Bob erklärte, wenn er das hier schaffte, würde Sy ihn ins Geschäft bringen, und sie würden an der Konzessionierung der Idee finanziell beteiligt. Wenn es funktionierte, könnten sie endlich aus New York raus, hinziehen, wohin sie wollten, und wenn es soweit war, könnten sie es sich leisten, Katy aufs College zu schicken.
«Ist das nicht genausogut wie ein Scheck?» fragte Bob hoffnungsvoll.
Klick, Freizeichen, Tschüs.
«Hallo? Schatz? Bist du da?» Bob hatte seine Antwort.
Marys Hand glitt langsam von dem Hörer. Schon bereute sie es, einfach aufgelegt zu haben.
«Ich vermisse Daddy», sagte Katy und sah ihre Mama traurig vom andern Ende des Zimmers an. Obwohl Katy ein eindrucksvolles Paar eingespielter Rehaugen hatte, war dies jetzt aufrichtiges Gefühl.
«Ich weiß, Liebes», seufzte Mary. «Ich vermisse ihn auch.» Katy sah weg und schmollte zur Hintertür hinaus, als hätte ihre Mutter sie hintergangen. Mary machte den Mund auf, aber es kam nichts heraus. Sie wußte nicht, was sie sagen sollte, und so sah sie zu, wie Katy traurig durch den Garten schlenderte zu der kleinen Betonstelle, die als Grillplatz diente.
Mein Gott, dachte Mary, was geht hier vor? Sollte ihre Ehe so enden? Zusammenbrechen und brennen wie so viele Late Night Talk Shows oder ein schlecht gewarteter Verkehrshubschrauber, nur weil Bob seinen dummen kleinen Traum nicht aufgeben wollte?
Oder war es Marys Schuld, weil sie nicht bereit war, ihn zu unterstützen, während er seinen dummen kleinen Traum verfolgte? Und Katy? Wie wirkte sich das alles auf sie aus?
Sie mußte irgendwas sagen. Sie mußte versuchen, Katy zu er- klären, was hier los war. Also ging sie hinaus und setzte sich auf den Beton neben Katy, die angestrengt auf den Boden starrte. «Was machst du da?» fragte Mary.
«Ich beobachte die Ameisen», erwiderte Katy.
Eine Kolonne von Pharaonenameisen (Jetramorium caespitum) marschierte den Beton entlang, jede mit einer Last, die im Vergleich zu ihrer Körpergröße unverhältnismäßig groß war.
Katy fand Ameisen ziemlich cool, vor allem nachdem Dad ihr von den Gemeinen Wanderameisen (Labidus coecus) erzählt hatte, die manchmal auch Soldatenameisen genannt wurden. Diese wilden Schädlinge verspeisten routinemäßig andere Insekten sowie kleine Wirbeltiere wie Hühnchen. Fasziniert und motiviert von diesem grausigen Leckerbissen, hatte Katy etwas eigene Forschung betrieben, sich ein paar von den Insektenbüchern ihres Vaters ausgeliehen und entdeckt, daß einige Ameisen tatsächlich Ameisen anderer Arten versklavten. Mann! Wahnsinn!
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