Der Kammerjäger
beeinflussen.
Miguel deutete auf Ramon. «Ich schicke meinen besten Mann, um den Tod meines Bruders zu rächen.» Er hämmerte mit der Faust auf das Rednerpult und gelobte mit zunehmender Heftigkeit: «Ich werde nicht ruhen, bis der amerikanische Attentäter, dieser , kalt in seinem Grab liegt und die Würmer sich an seinem verfaulenden Fleisch laben!»
Mike Wolfe betrachtete lächelnd Ronaldo Rivieras Akte, holte einen Stempel aus der obersten Schublade seines Schreibtisches, befeuchtete ihn mit roter Tinte und stempelte die Akte ab INAKTIV.
Dann gab er sie an Parker weiter. «Nun, ich glaube, unser Mr. Dillon könnte vielleicht gerade die Liste der Top ten geknackt haben. Bezahlen Sie den Mann aus.»
Pflichtbewußt ging Parker in sein Büro und setzte sich an seinen Pe. Er wanderte mit der Maus auf dem Bildschirm entlang, rollte und klickte und schickte elektronisch die notwendige Information an die Buchhaltung, wo sie umgehend bearbeitet wurde.
Zwei Stockwerke weiter unten spulte die Papierwalze einen Blanko-Scheck in den Drucker. Der Konto-Inhaber auf dem Papier lautete Consolidated International Associates, Inc.
Auf der Zeile «Zahlen Sie gegen diesen Scheck» spuckte ein laserscharfer Strahl schwarzer Tinte säuberlich den Namen «Bob Dylan» aus. Dann hielt die Maschine inne, als würde sie ihren Fehler merken. Schnell machte sie kehrt und löschte n-a-I-y-D. Eine Sekunde später druckte sie nunmehr korrekt D-i-I-I-o-n aus. Dann, unter «Betrag»: «Eine Million Dollar.»
Der Lexington Avenue Local war mit den früh morgendlichen Pendlern vollbesetzt - gierige Anwälte und Investment-Banker auf dem Weg in die City vergruben die Köpfe in Vogel-StraußManier in den Sand ihres Wall StreetJournal, Sekretärinnen starrten leer in ihre graue Zukunft, und verängstigte ältere Paare klammerten sich verzweifelt aneinander und hofften, daß sie nicht noch vor dem Mittagessen umgebracht würden.
Inmitten der zusammengekauerten Menschenmenge, die sich nach Freiheit sehnte, stand Bob mit seinem Werkzeugkasten und mehreren Kästen, die die Aufschrift MÖRDER, RASSE 2 trugen.
Im Gegensatz zu der ihn umgebenden Mehrheit freute sich Bob auf den Tag. Er war unterwegs zur Lower East Side, wo er seine Hybriden der Rasse Zwei in einem baufälligen Wohnblock unterbringen wollte. Das, so hoffte er, würde ihn einen weiteren Tag näher an die Perfektionierung seiner Methode bringen - und somit einen Tag näher an das Wiedersehen mit Mary und Katy.
Wahrend er sein Bestes tat, niemanden mit Blickkontakt zu bedrohen, las Bob die Werbung über seinem Kopf. Neben der Hotline für psychisch mißbrauchte schwule und lesbische Liebespartner befand sich eine Anzeige, die schöne reine Haut mittels einer Art chemischer Schälung versprach.
Direkt unter dieser Anzeige stand eine ältere Frau im Gang.
Sie gab sich die größte Mühe, gleichzeitig ihre Handtasche und die Haltestange festzuhalten. Direkt vor der wankenden alten Dame saß ein Mann in einer Armeejacke und mit einem buschigen blonden Bart, der wie eine Katze unter Strom aussah.
Plötzlich kreischte der Mann: «Sie ist jetzt ein großes Mädchen, verdammt noch mal, und sie gehört mir!» Er sah sich um, ob irgendjemand Widerspruch anmelden wollte. Es wollte niemand.
Bob erinnerte sich, daß es der Typ war, den er an dem Tag in der Subway gesehen hatte, als er seinen Job bei Käfer-EX gekündigt hatte. Der verdächtige, unstete Blick des Mannes bildete eine gelungene Ergänzung zu dem nervösen Zucken, das auf seiner linken Gesichtshälfte herumtanzte. Man brauchte keinen Rorschach-Test, um zu merken, daß dieser Typ vollkommen durchgeknallt war - Jahrgangsbester aus der paranoiden Schule der Schizophrenie. Er war so einer, der sich kratzte, wo es nicht juckte.
Trotzdem, dachte Bob, unzurechnungsfähig oder nicht, es war unhöflich, dem Großmütterchen keinen Platz anzubieten, und so brach er eines der vielen ungeschriebenen Gesetze der Stadt und machte den Mund auf.
«Hey, Kumpel, wie wär's, wenn Sie der Lady Ihren Platz anbieten?» sagte er. Noch bevor die Worte seinen Mund verlassen hatten, wußte Bob, daß er Mist gebaut hatte.
Mit einer aggressiven Geste griff der Irre in seine Jackentasche, wobei sich sein Gesicht derart zusammenknotete, daß ihm die Nase abzuspringen drohte.
«Äh, hören Sie», meinte Bob, der es für geraten hielt, einen Rückzieher zu machen. «Wenn Ihnen nicht danach ist, dann ist das schon okay. Ich meine, ich
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