Der Kammerjäger
Samsonite-Koffer ausspuckte.
Drei Karussells weiter nahm Klaus seine Umhängetasche und den kleinen braunen Koffer an sich.
Der Kampf um die Taxis war für amerikanische Verhältnisse erbittert, aber für jemand, der aus einer großen europäischen beziehungsweise südamerikanischen Stadt kam, ein Spaziergang. Klaus fand schnell eins, aber als er sich der Tür näherte, trat Ramon eilig heran, in der Annahme, es sei seins. Stets Diplomat, gab Klaus nicht zu erkennen, daß ihn Ramons grotesk entstelltes Gesicht abstieß.
< «Nein, ich glaube, ich war zuerst», erwiderte Ramon.
Klaus machte eine liebenswürdige Handbewegung. «Mein Irrtum. Bitte sehr, es gibt noch andere.»
«Hey; yo! Steigt jetzt einer von euch mal in das gottverdammte Taxi oder was?» erkundigte sich der einheimische Taxifahrer. «Ich hab nicht den ganzen gottverdammten Tag Zeit.»
Ramon taxierte Klaus kurz, beschloß, daß der gutaussehende Europäer okay war, und erwähnte dann, daß er zur West Side musse.
«Ich will in die Innenstadt», sagte Klaus. «Was würden Sie dazu sagen, wenn wir uns das Taxi teilen?» Ramon war einverstanden, und so warfen sie ihr Gepäck in den Kofferraum und glitten auf den Rücksitz.
«Yo! Ist auch höchste gottverdammte Zeit», knurrte der Taxifahrer.
Die ersten paar Minuten der Fahrt verbrachten Klaus und Ramon schweigend nebeneinander. Aber Klaus fühlte sich unbehaglich, so dicht neben jemandem zu sitzen, ohne ihn zu beachten.
«Waren Sie in der Maschine aus Athen?» fragte Klaus. «Nein, ich bin von Bolivien gekommen.»
«Ein wunderschönes Land. Ich mag die Anden besonders gern. Sind Sie geschäftlich oder zum Vergnügen hier?»
«Beides, könnte man sagen», entgegnete Ramon. «Meine Arbeit macht mir Spaß. Ich bin in der ... Plastikbranche. Und Sie?» «Rein geschäftlich, leider», erklärte Klaus dem entstellten bolivianischen Gesicht. «Meine Arbeit macht mir keinen Spaß mehr.»
Das knotige Gesicht nickte, und die beiden Killer schwiegen während der restlichen Fahrt.
Sie kamen zuerst zu Klaus' Hotel, einem eleganten, doch entspannten Etablissement, das günstig zwischen Central Park und dem Theaterviertel lag. Klaus gefiel der erstklassige Service und der hervorragende Wasserdruck in den Duschen. Er dankte Ramon und verschwand durch die goldene Drehtür, während das Taxi mit kreischenden Reifen wieder auf die Straße fuhr.
Nachdem er sich in seiner Suite installiert hatte, öffnete Klaus seinen Koffer und überprüfte den Inhalt. Er enthielt mehrere exotische Handfeuerwaffen sowie Komponenten für einen Sprengsatz. Was alles nicht gerade für die internationale Flughafensicherheit sprach.
Klaus schloß den Koffer und schob ihn unter das Bett.
Er schnappte sich die Fernbedienung, schaltete den Fernseher an und wählte ESPN, um sich ein paar Ergebnisse anzuhören. Klaus hatte bei jeder Sportart, die gerade Spielzeit hatte, mehrere Wetten laufen, also hielt er sich gern auf dem Laufenden. Mitten während der Ergebnisse der NBA Eastern Conference klopfte jemand an die Zimmertür.
Klaus blieb ruhig, als erwarte er Besuch. Er öffnete die Tür und stand einem dunkeläugigen Mann in einem ebenso dunklen Anzug gegenüber, der eine Aktentasche trug. Sie nickten sich beinahe unmerklich zu, und Klaus bat ihn herein.
«Haben Sie, was ich angefordert habe?» fragte Klaus den dunklen Anzug.
Dieser zog eine Aktenmappe aus dem Koffer und wartete, während Klaus den Inhalt durchblätterte: Fotos von Bob, heimlich aufgenommen, eine Geburtsurkunde, eine Heiratsurkunde und Steuerbescheide. Klaus sah in der Einkommensteuererklärung nach und stellte fest, daß Bob seinen Beruf als «Professioneller Schädlingsvernichter» angab. Der Kerl hatte wirklich Humor.
Mit dem Inhalt zufrieden, klappte Klaus die Mappe zu und reichte dem Mann einen Umschlag. «Zweitausend?»
Der Mann nickte, steckte den Umschlag in die Jackentasche und ging wieder, ohne ein einziges Wort gesprochen zu haben. Klaus schloß die Tür ab.
In der Zunft der Privatdetektive war dieser Typ einer der besten und außerdem noch relativ preiswert. Er hatte Klaus mit allem versorgt, was es über einen Robert Dillon aus Queens, New York, zu wissen gab. Wie sich herausstellte, führte jede amtliche Stelle eine Akte über ihn. Die schiere Masse von Informationen legte den Schluß nahe, daß Bob Dillon keine Geheimnisse hatte. Aber Klaus war sich da nicht so sicher.
Er setzte
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