Der Kammerjäger
anderer, besser honorierter Arbeit um und fand bald welche als Auftragsmörder.
Mit fünfzehn war er von zu Hause weggegangen, vertrieben von der Armut und Mißhandlung seiner Eltern, und hatte seine Jugend damit verbracht, am Rand der Black Kettle National Grasslands Herden zu betreuen. Die meisten Männer, die derartige Arbeit machten, waren asoziale Typen, die Probleme mit Autoritätspersonen hatten. Dort jedenfalls lernte er bei einem Freund des abnehmenden Kiowa-Apachen-Stammes, gerade zu schießen und Tabak zu kauen.
Die wenigen Leute, die ihn kannten, nannten ihn "Cowboy», und sie legten sich nie mit ihm an, weil er hundsgemein war.
Nachdem er das Rodeo-Geschäft verlassen hatte, verdiente er mit seinem ersten Job tausend Dollar für den Mord an einem Rancher in Montana, der sich hartnäckig weigerte, einige Bodenrechte abzugeben, die er besaß. Bald danach kam ein frustrierter Doktorand von der Oklahoma State University auf ihn zu mit dem Auftrag, seinen Doktorvater umzubringen, der in der Doktorarbeit des Studenten über Tierzucht einige Plagiate entdeckt hatte. Achthundert Dollar später suchte die Oklahoma State einen neuen Professor, der die Unterschiede zwischen den verschiedenen Rinderrassen erklären konnte.
Der Cowboy verbrachte einige Jahre in den Regionalligen mit dem Töten von fremdgehenden Ehemännern und überversicherten Ehefrauen, bevor er seine große Chance bekam. Ein Freund eines Freundes kannte einen Mann, der bereit war, zehntausend Dollar für den Mord an einem Anthony «Artischockenarsch» Puttanesca zu bezahlen, ein hohes Tier in Vegas, der dem Auftraggeber einmal zu oft in die Quere gekommen war.
Zwei Tage nachdem er davon erfahren hatte, fuhr der Cowboy nach Vegas, marschierte in Mr. Puttanescas Büro, steckte ihm eine abgesägte Schrotflinte in den Mund und verpaßte den Wänden einen neuen Anstrich mit Mr. Puttanescas Gehirn.
Hauptsächlich aufgrund dieses Auftrages war der Cowboy die Weltrangliste hochgeschossen und wurde jetzt von vielen als der sechstbeste Auftragsmörder der Welt betrachtet. Aber die meisten alten Profis schätzten ihn als ein Strohfeuer ein, ein falsches Wunderkind, dem ein paar Zufallstreffer gelungen waren. Sie fanden, ihm fehlten die Subtilität und Raffinesse, die nötig waren, um es wirklich weit zu bringen.
Aber der Cowboy achtete nicht darauf, was andere dachten.
Er hatte das Gefühl, daß er hier seine Berufung gefunden hatte, und vor einigen Tagen hatte er ein Zeichen bekommen, das dies bestätigte.
Er trank gerade ein Bier in einem Schuppen in Anadarko, Oklahoma. Der Barbesitzer hatte kürzlich eine Satellitenschüssel montiert und versuchte, einen alten Western auf TBS reinzubekommen, als er auf die Meldung von CNN stieß über Miguel Rivieras Angebot von zehn Millionen Dollar für den Kopf des «Schädlingsvernichters». Der Cowboy erkannte ein gutes Geschäft, wenn er eins sah, und so kaufte er sich einen Busfahrschein und machte sich auf Richtung Osten.
Nun schlenderte er in den Geschenkladen der Port Authority, wo er einen Stadtplan und eine Packung Kautabak kaufte. Auf dem Weg nach draußen fiel sein Blick auf eine blaue MetsSatinjacke. Ihm gefiel es, wie sich der Stoff anfühlte, wenn er ihn zwischen den Fingern rieb, aber als er das Preisschild sah, schüttelte er den Kopf und zog weiter. Soviel Geld hatte er nicht, jedenfalls nicht, um es für eine Jacke auszugeben, zumindest noch nicht.
Obwohl er fast zweihunderttausend Dollar in einer engen, insektenverseuchten Höhle im Badlands National Park in South Dakota versteckt hatte, saß die Brieftasche ihm ungefähr so lokker wie Roseanne ein Kleinmädchenslip.
Er bat einen Passanten, ihm auf seinem neuerworbenen Stadtplan zu zeigen, wo er sich befand und wo Norden war. Nach gefundener Orientierung dankte der Cowboy dem Fremden und trat auf die 42nd Street hinaus, grimmige Entschlossenheit in seinem Blick und einen Priem zwischen Wange und Zahnfleisch.
Unsicher, wie er in dieser großen Stadt sein Ziel finden sollte, hielt der Cowboy es für das Beste, sich ein Motelzimmer zu suchen und einen Plan zu machen.
Ein Stück weiter in der 42nd Street Richtung 9th Avenue befand sich das triste backsteingraue zweistöckige Elk Motel. Der Cowboy blickte zum zweiten Stock hoch und sah einen Mann sich splitternackt aus dem Fenster lehnen und lässig hinunter auf die Straße blicken. Etwas entnervt starrte der Mann aus dem Westen, während der eindrucksvolle Penis des Motelgastes in der
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