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Der Kammerjäger

Der Kammerjäger

Titel: Der Kammerjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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Bandenmord?
    Kürzlich hatte Bob in der Times gelesen, daß in New York im Durchschnitt alle achtundachtzig Minuten jemand durch Schüsse verletzt oder getötet wurde. Fast fünftausend Menschen jedes Jahr. Sage und schreibe jeder zehnte Mord in den Vereinigten Staaten wurde hier in New York begangen.
    Bob begann, den Text von «New York, New York» umzudichten, um diese Wirklichkeit zu berücksichtigen, während er mit seinen mit MÖRDER, RASSE 4 beschrifteten Kästen den Bürgersteig entlangging.
    Dies war die Kreuzung von Fadenbeinwanze und Blutsaugender Kegelnase, der hinterhältigste und gefräßigste der Hybriden. Ohne zu zögern, kannibalisierten sie ihre eigene Art, wenn keine andere Nahrungsquelle zur Verfügung stand. Es waren kleine Haie mit Gelenkfühlern, die selten schliefen - wahre NonstopFreßmaschinen.
    Ihre Beutezüge waren grausame, blutige Orgien, zu denen die unnötige Verstümmelung ihrer Opfer gehörte, bevor sie sie mit Verdauungs enzymen vollpumpten und ihnen ihre Körpersäfte aussaugten. Bob hatte bei dieser Rasse ein gutes Gefühl und fand, daß die Industrielandschaft gut zu ihrem Tötungsstil paßte.
    In Sys Lagerhaus traf Bob Walter an, den Wachmann, der in einem Klappstuhl saß und Zeitung las. Sie hatten sich eine Woche zuvor kennengelernt, als Bob vorbeigekommen war, um sich die Lokalität anzusehen.
    Walter war ein verhutzelter alter Kerl von achtundachtzig Jahren, der an Gicht litt, eine große Pistole hatte sowie einen Hut, der seinen Kopf verschluckte. Er trug ein Hörgerät, hatte aber nicht mitgekriegt, daß die Batterien alle waren, so daß man ihn anbrüllen mußte, wenn man mit ihm reden wollte.
    Auf seine bevorstehende Aufgabe konzentriert, vergaß Bob Walters besondere Hörsituation und operierte unter der irrtümlichen Annahme, der Wachmann hätte ihn kommen hören. «Hey, Walten>, sagte er.
    Erschreckt und verwirrt ließ Walter die Zeitung fallen und grapschte nach seiner Pistole, bevor er begriff, daß es Bob war. «Oh, Bruce, Sie sind's bloß. Sie sollten sich lieber nicht so anschleichen, ich bin nämlich schnell mit dem Finger am Abzug. Also, im Ersten Weltkrieg - oder war das der Zweite? Ich bring die immer durcheinander ... » Er verstummte, während er sich zu erinnern versuchte. «Jedenfalls, wie geht's so?»
    Nach einem Austausch von Höflichkeiten widmete sich Walter wieder seiner Zeitung, und Bob machte sich an die Arbeit, bohrte Loch um Loch, schuf vollkommen runde Portale für seine Mörder Rasse Vier.
    Stunden später sah Bob mit väterlichem Stolz zu, wie der durchsichtige Schlauch den letzten Wanzenkasten mit dem Wandzwischenraum verband. Ein Strom von Wanzen-Mutanten marschierte die Plastik-Gangway hinunter, bis die Schachtel fast leer war. Bob klopfte gegen den Schachtelboden, und eine letzte Wanze flitzte durch den Schlauch. Schnell kittete er das Loch zu, stand auf und klopfte sich die Hände ab, zufrieden nach getaner Arbeit.
    Walter war gerade auf seinem Kontrollgang, als Bob sich ihm von hinten näherte. «Bis dann, Walter», sagte Bob laut.
    Es sah aus, als könnte Walter einen Schlaganfall erleiden, aber der widerstandsfähige alte Wachmann erholte sich von seinem Schrecken, ging langsam seine geistige Kartei durch und erwiderte: «In Ordnung, Bart, schönen Abend noch.»
    Bob war erschöpft von dem stundenlangen Herumkriechen auf den Knien, dem Bohren, Wanzentransfer und Zukitten der Winde sowie der Brüllerei mit Walter bei ihren häufigen Gesprächen, während der Wachmann seine Runde machte. Jetzt wollte Bob nichts anderes als einen Sitzplatz in der Subway für die Fahrt nach Hause.
    Der schlaksige Typ war des Sitzens müde, und als er im Port Authority Bus Terminal ausgestiegen war, streckte er erst mal seine Einsneunzig, als hätte er die letzten zweieinhalb Tage in einem Bus aus Oklahoma verbracht, was tatsächlich genau zutraf.
    Er überprüfte seinen Cowboy-Hut, um sich zu vergewissern, daß der Rand steif war und der Falz gen au richtig, dann drückte er ihn sich wieder auf seinen fettigen Kopf. Hemd und Gürtel waren reines Rodeo, irgendwo zwischen John Wayne und dem Marlboro-Mann. Seine Gürtelschnalle war tatsächlich eine schwerverdiente Rodeo-Trophäe, ein Andenken daran, daß er achteinhalb höllische Sekunden auf einem Bullen namens Butt Pucker über-standen hatte.
    Der Cowboy war ziemlich bald dahintergekommen, daß verglichen mit dem, was man leisten mußte, Rodeo-Reiten nicht allzu gut bezahlt wurde, und so sah er sich nach

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