Der Kammerjäger
genetisch zu weit voneinander entfernt. Er behielt die Käfer jetzt als Kuriosität und erwog nur manchmal, sie in seinen Anschlag gegen Pratt einzubauen.
Bob kehrte zur Wärme des Drehstuhls zurück und nahm das gerahmte Bild von sich selbst mit Mary und Katy in die Hand. Er überlegte sich, ob er Mary anrufen und ihr von seinem Fortschritt erzählen sollte, aber in letzter Zeit war ihre Mutter dazu übergegangen, ihm zu sagen, daß sie beschäftigt sei und nicht ans Telefon kommen könne.
Gott, wie er sie vermißte ! Mit ihr zu schmusen, einfach mit ihr zusammenzusein. Er liebte Mary nicht nur, er war verrückt nach ihr. Sie brachte ihn zum Lachen, und er sehnte sich danach, seinen Finger in ihren Bauchnabel zu stecken und sie zu kitzeln, auch wenn sie manchmal protestierte, daß sie nicht so bestochert werden wollte.
Vielleicht wäre schreiben besser als anrufen. Bob hatte immer gefunden, daß er sich auf Papier besser ausdrücken konnte, weil er seine Worte mit mehr Bedacht wählen konnte. Er nahm einen Notizblock, schrieb «Liebe Mary» und kam dann mit seinem Eröffnungssatz nicht weiter. Eine Weile kaute er auf seinem Bleistift herum, bevor er die Erleuchtung hatte. Er würde ein Gedicht schreiben:
Ein junger Mann namens Bob, er liebte seine Mary so sehr, daß es piepte.
Aber seine Schwäche für Wanzen
war Gift für seine Chancen
bei Mary, so daß er ihr schriebte.
Okay, es war also kein Gedicht, es war ein Limerick, und dazu noch kein besonders guter, also versuchte er es noch mal:
Der Bob Dillon war so'n Entomologe, aber dann war da diese saudumme Lüge.
Seine Mary reist ab, extrem sauer auf Bob.
Und jetzt versprech ich, daß ich dich nie mehr betrüge.
Auch das war ziemlich mies, also versuchte er es noch einmal:
Ein Mordwanzenfreund mit 'nemTraum wegen seinem Plan verlor seine Frau'n. Ein Gedicht ihnen schrieb er:
Kommt nach Haus, denn euch liebt er.
Und als Team kann uns drei nichts umhau'n.
Sie wurden immer schlimmer, fand er. Vielleicht strengte er sich zu sehr an. Es war schon spät, und er war müde. Bob lehnte sich in dem knarrenden alten Stuhl zurück, legte die Füße hoch und war bald fest eingeschlafen, das Foto ans Herz gedrückt.
Auf dem Flug von Athen suchte Klaus nach etwas, um sich von seinen Sorgen abzulenken. Der Bord-Film war ein Thriller über einen Auftragsmörder, der zum Abschuß freigegeben worden war - nicht unbedingt etwas, was Klaus sehen wollte, während er unterwegs war, jemanden zu töten, den er mochte.
Er bestellte noch einen Martini und sinnierte über die Ironie, daß jemand, der als der beste Killer der Welt betrachtet wurde, so verletzlich sein konnte. Aber ein guter Killer zu sein bedeutete nicht, daß man besonders geschickt darin war, am Leben zu bleiben. Das waren zwei verschiedene Spiele, und Klaus war nur Experte im ersteren. Als er sich diese unerfreuliche Realität klarmachte, kippte er den Martini hinunter und bestellte einen dritten.
Klaus verachtete seine Lage, aber an dem, was der Schattenmann gesagt hatte, war etwas Wahres. Wenn er weiter in dem Stil leben wollte, an den er sich gewöhnt hatte - wenn er überhaupt weiterleben wollte (was allerdings fraglich war) -, mußte er Bob töten, und das verstieß gegen jedes Prinzip, das Klaus hatte.
Moment! Es gab eine Lösung.
Bob umzubringen würde seine wichtigste Regel verletzen.
Und das, kam es Klaus jetzt plötzlich, könnte genau das Richtige sem.
Wenn er jemanden tötete, der dieses Schicksal nicht verdiente, könnte er sich vielleicht dazu bringen, Selbstmord zu begehen. Sein eigener Tod wäre die Sühne für den Mord an Bob, und es würde gleichzeitig seiner eigenen jämmerlichen Existenz ein Ende bereiten. Er würde die zehn Millionen Mary und Katy geben und sich dann mit reinem Gewissen in die Ewigkeit katapultieren.
Mein Gott, wunderte er sich, wie konnte es nur so weit kommen?
Klaus bestellte noch einen Martini und verbrachte die restliche Zeit des Fluges damit, sich zu überlegen, wie er Bob töten konnte.
12
Nachdem er dem Pagen ein großzügiges Trinkgeld gegeben hatte, machte der kleinwüchsige Mann die Tür zu und schloß sie hinter sich ab. Ein lüsternes Grinsen breitete sich über sein winziges Gesicht aus, während er sich bis auf sein liliputanisches Adamskostüm auszog, und dann begann er einen exzentrischen und anzüglichen Tanz, der aus den gruseligen Traumsequenzen in Twin Peaks geklaut worden sein könnte. Das gnomenhafte Kreisen bot einen
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