Der Kampf beginnt
wird nur mit Sir Powers' Genehmigung möglich sein, und vermutlich wird der Befehl auch noch Colonel Blaires Unterschrift benötigen.« Raul schüttelte den Kopf. »Vor morgen früh ist da nichts zu machen, Tassa. Also entspann dich.«
Die Hände auf die Hüften gestützt und den Kopf keck zur Seite gelegt, drehte Tassa sich um und musterte Raul giftig. »Dir gefällt die Idee auch nicht, den Gefangenen freizulassen, habe ich Recht?« Doch sie brachte ihr aufbrausendes Temperament schnell wieder unter Kontrolle. »Vertraust du mir immer noch nicht?«
Raul zuckte die Achseln. »Ich kenne dich nicht. Aber ich strenge mich an.«
»Ja. Manchmal strengst du sogar sehr an.«
Das hast du gerade nötig ... dachte Raul, aber er zuckte nur mit den Schultern und schaute in den fahlblauen Himmel hoch. Die Abende auf Achernar waren oft mild und ein regelrechter Genuss. Nur ein Hauch der Tageshitze lag noch in der Luft. Plötzlich kamen ihm Zweifel, ob es so klug gewesen war, die Offiziersmesse zu verlassen, aber er hatte nicht vor, umzukehren. »Weißt du«, setzte er zögernd an, und seine Stimme gewann zunehmend an Kraft. »Es ist noch früh, und ich habe mein drittes Glas auf dem Tisch stehen lassen.«
»Und?«, fragte Tassa Kay misstrauisch.
Wieder durchzuckte ihn ein kurzes Schuldgefühl, doch er schob es beiseite. Dafür war er schon zu weit gegangen. »Und ich habe eine Flasche Whiskey in meinem Zimmer. Es ist keine Reserve, aber er kommt von Glengarry.«
Tassa überlegte ganze zehn Sekunden lang. »Unter einer Bedingung: kein lächerliches Vier-Gläser-Limit.«
Es würde Tassa kaum entgangen sein, wie er bei dem Gedanken an die Kopfschmerzen, die ihn am nächsten Morgen erwarten würden, das Gesicht verzogen hatte. Aber er nickte trotzdem. »Einverstanden.«
Und was auch immer das Schicksal morgen früh für ihn in petto hatte, er würde sich erst dann damit beschäftigen, versprach Raul sich in Gedanken. Solange es nur heute Nacht keinen Alarm gab.
12. Köder und Finte
Sirenenpass, Achernar Präfektur IV, Republik der Sphäre
1. März 3133
Achernars Sonne war vor nicht ganz einer Stunde hinter den letzten Hochgebirgsgipfeln der Tanagerberge versunken, die den kurzen Weg hinab in die Taibeks markierten. Ein fahler Himmel breitete sich über Tälern und engen Gebirgsspalten aus, die im Schatten ertranken. Der Sirenenpass, der letzte - oder auch der erste - größere Bruch im Massiv der Tanagers, der hinab ins B'her-Agrartal reichte, schwamm in künstlichem Zwielicht.
Der perfekte Ort für einen Hinterhalt.
Erik Sandoval-Gröll wartete mit seinen Truppen im unteren Pass, die schweißnassen Hände um die toten Steuerknüppel des Tomahawk gelegt. Er griff in den Stauraum unter seinem Platz und zog ein Paar Neolederhandschuhe hervor, die er mit entschiedenen Bewegungen überstreifte. Besser. Nichts durfte ihm hier einen Strich durch die Rechnung machen. Keine feuchten Hände, und ganz sicher keine Zweifel. Seit fünf Tagen war er auf Ausschau nach einer Gelegenheit, die Spannungen zwischen den Stahlwölfen und den republikanischen Einheiten auf Achernar zu verschärfen, und jetzt war es so weit. Es gab kein Zurück mehr.
Draußen jagte ein Sturmwind durch den Pass, zog heulend und klagend an den dunklen Schächten des alten Taibek-Bergwerks vorbei. Die Schachtöffnungen boten eine so offensichtliche Gelegenheit für einen Hinterhalt, dass Erik verboten hatte, sie zu benutzen. Fünf umgebaute BergbauMechs und sein BattleMech drückten sich an den kalten Felsen, balancierten auf schmalen Simsen, wenn sie nicht halb in uralten Halden eingegraben waren. Sie würden zuerst zuschlagen.
Und das schon bald.
Auf dem Sichtschirm beobachtete Erik, wie Stahlwolf-Infanteristen die Überprüfung der ersten Schachteingänge abschlossen, sie als frei meldeten und im Laufschritt zu den nächsten düsteren Felshöhlen wechselten, während sich die Hauptstreitmacht der Patrouille aus den zerklüfteten Tanagerbergen hangabwärts vorarbeitete. Ein umgebauter ForstMech ging voran, flankiert von zwei JES-Raketenwer-fern. Hinter ihnen folgte eine Kolonne von Nachschub- und Hilfsfahrzeugen, bereit, die Agrokombinate des B'hertals von Nahrungsvorräten und Maschinen zu befreien. Mehrere Truppentransporter und leichte Panzer eskortierten die Kolonne in guter taktischer Position. Die JESsies bremsten leicht ab, sicher waren die Besatzungen besonders vorsichtig, weil die Bedingungen in dieser Gegend die Magnetortung behinderten. Erz,
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