Der Kampf beginnt
-Kröten an Bord war. Der Transporter und die Infanterie vervollständigten die verstärkte Lanze der Republik.
Ein warmer Regentropfen traf Raul am Ohr und er schaute hoch zur dräuenden Wolkendecke. Genau in diesem Augenblick klatschte ihm ein weiterer Tropfen mitten ins Gesicht. Er leckte sich den sandigen Geschmack des Wüstenregens von der Oberlippe und duckte sich ins Cockpit, bevor der Wolkenbruch richtig losging. Nicht nur die Hitze Achernars schien von besonderer Qualität. Auch die Gewitter dieses Planeten waren oft besonders schwer.
Auf der Pilotenliege schnallte sich Raul in den Fünf-Punkt-Gur-tharnisch und griff über sich auf das Bord, auf dem der Neurohelm lag. Er zog den Helm über den Kopf und ruckelte ihn etwas, um si-cherzugehen, dass die Sensoren fest auf der Kopfhaut auflagen. Zwischen seinen Füßen lagen ein zu einer Spirale aufgedrehter, metallverstärkter Schlauch und ein Nylonkabel. Raul fädelte den Schlauch in einen Führungsring am Saum der Kühlweste, dann ließ er den Sicherheitsverschluss in der Buchse einschnappen. Die erste Ladung Kühlmittel ließ ihn zusammenzucken und bildete Gänsehaut auf seinen nackten Armen und Beinen. Er schüttelte sich. Dann befestigte er das Nylonkabel mithilfe mehrerer Velcroschlaufen an der Vorderseite der Weste, bevor er den Stecker an seinem Ende in der Kinnbuchse des Neurohelms befestigte.
Nachdem die Neuralverbindung geschlossen war, löste Raul das Dämmfeld um den Fusionsreaktor des Legionär und fuhr den sonnenheißen Brennofen hoch. Das schwere Wummern mühsam beherrschter Naturgewalten drang durch den Cockpitboden und massierte seine Unterschenkel mit Abwärme und Infraschallvibrationen. Das Rechnerhirn des Legionär arbeitete, wie auf einem Hilfsschirm nachzuverfolgen war, mehrere Systemüberprüfungen ab, dann folgte nach erfolgreichem Abschluss aller Tests die letzte Aufforderung zur Pilotenidentifikation.
»Raul Ortega«, gab er sich zu erkennen. »Captain. Ständige Republikgarde.«
»Identität bestätigt.« Die künstliche Stimme des Computers klang nur einen Hauch weiblich und besaß weder eine wirkliche Intonation noch irgendein Gefühl. Gerade genug, vermutete Raul, damit die körperlose Stimme bei einem MechKrieger kein Unbehagen auslöste, aber nicht genug, um mehr als die nötigste Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. »Leite sekundäres Sicherheitsprotokoll ein.«
Da Stimmmuster nachgeahmt werden konnten und die Möglichkeit, dass ein BattleMech gestohlen und gegen seinen Besitzer eingesetzt wurde, dadurch eine reale Gefahr darstellte, wurde grundsätzlich eine zweite Sicherung als zusätzlicher Schutz eingebaut, die nur den allerbesten Codebrechern noch eine Chance ließ. Zur Aktivierung eines Kampfkolosses war ein einfaches Zitat notwendig, das vom MechKrieger selbst festgelegt wurde, nur ihm bekannt war -und das durch Abgleichung von Stimm- und Hirnwellenmuster überprüft wurde. Ein persönlicher Codeschlüssel.
Raul schaute hoch zum Panzerglas des Kanzeldaches, auf dem der Regen in breiten Spuren hinablief. Der Sichtschirm zeigte den Jupiter . Er hatte sich inzwischen in Bewegung gesetzt und marschierte an seine Position an der Spitze der Republik-Formation. »Alles zu sein, was wir sein können«, rief er sich das Zitat eines antiken terra-nischen Autors ins Gedächtnis, »alles zu werden, was wir werden können, ist der einzige Sinn des Lebens.«
»Verriegelungen aufgehoben«, antwortete der Computer. »Legionär ist kampfbereit.«
Und mit dem Befehl über einen voll bewaffneten BattleMech - die Erinnerung an Tassas heiße Lippen noch auf seinem Mund - war auch Raul endlich bereit für die Schlacht.
Hoffte er zumindest.
15. Prüfungen und Konflikte
Sonorahochebene, Achernar Präfektur IV, Republik der Sphäre
4. März 3133
Ein sintflutartiger Wolkenbruch hämmerte auf die Hochebene, als hätte Geschützfeuer dem Himmel über dem Sonoraplateau tödliche Wunden geschlagen. Dicke, Wüstensand mitführende Regentropfen klatschten auf das Kanzeldach des Tundrawolf und wurden von den Windböen in waagerechte Schlieren getrieben. Der Regen fiel so dicht, dass er sich wie ein dicker Schleier über die Landschaft legte. Die Sichtbehinderung durch das Unwetter war jedoch kein sonderliches Problem, denn das Schrillen der Warnungen vor feindlicher Zielerfassung forderte Torrents ganze Aufmerksamkeit. Der Sterncolonel hatte gerade einmal drei Sekunden Warnung, bevor ein neuer Regen aus Raketen auf ihn herabstürzte.
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