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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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und seine Hose verschmolz mit dem Grün des Mooses. War die Hose nicht von der gleichen Farbe wie sein Hemd gewesen?, schoss es ihr durch den Kopf. Oder hatte sie sich getäuscht? Sie musterte Urwin, doch jedes Mal musste sie blinzeln, um ihn wieder deutlich zu erkennen. Nun bekam Enna es doch mit der Angst zu tun.
    »Urwin«, wisperte sie leise. »Bring mich aus diesem Sumpf heraus, jetzt gleich!«
    »Der Weg ist bald zu Ende«, entgegnete der seltsame Mann. Die Art, wie er das sagte, beunruhigte Enna noch mehr, und sie schauderte.
    »Gleich kannst du dich ausruhen, auf einer großen Lichtung«, verkündete er und deutete nach vorn, wo nun sonderbare Bäume eine dichte Wand bildeten. In Bodenhöhe wuchsen Äste aus dicken grauen Stämmen, deren große Blätter sich träge im lauen Wind bewegten.
    Urwin führte sie direkt darauf zu, und Enna folgte ihm zögernd. »Komm nur«, forderte er sie auf. Mit einem Mal wirkte er wieder freundlicher.
    Urwin trat durch einen gespaltenen Baumstamm hindurch, während er einen Ast nach dem anderen zur Seite schob, und nur wenige Schritte später fand sich Enna auf einer riesigen, nebelverhangenen Lichtung wieder. Hier wuchsen Gras, das ihr bis zur Hüfte reichte, und unzählige Büsche. Waren alle Gewächse in diesem Sumpf bislang zumeist braun, verdorrt oder verkrüppelt gewesen, so leuchteten diese mannshohen Sträucher in einem kräftigen Grün, und an den Enden der Äste befanden sich kleine, hellblaue Blüten. Langsam schritt Enna auf einen der Büsche zu und fragte sich, wo sie dieses Blau schon einmal gesehen hatte. Es strahlte keinerlei Wärme aus, sondern war kalt und stechend, ja, es schmerzte sogar in den Augen.
    Wie ein Schlag traf sie plötzlich die Erkenntnis. Urwins Augen , schoss es ihr durch den Kopf, und sie wandte sich nach ihrem Führer um. Doch der war verschwunden! Stattdessen ertönte ein Lachen, das sich schnell auf der ganzen Lichtung ausbreitete. Es klang wild und spöttisch zugleich. Enna drehte sich suchend im Kreis. »Urwin?«, rief sie.
    Hektisch sah sie sich um. Die ganze Lichtung war übersät mit diesen blauen Blüten, und ihr war, als wären es Augen, die sie beobachteten. Zwei dieser Blüten, nein – der ganze Busch kam plötzlich näher. Die Luft um ihn herum flirrte und schien in ständiger Bewegung zu sein. Plötzlich verwandelte sich der Strauch – und Urwin stand wieder vor ihr. Seine kalten Augen starrten auf sie herab, seine Haare, eben noch verschmolzen mit dem Nebel, wehten in einer leichten Brise. Sein Körper, der gerade noch ein Strauch gewesen war, schwebte regelrecht auf sie zu. Seine Schritte konnte sie nur daran erkennen, dass das Gras niedergedrückt wurde. Sein Arm, der nun blutig und völlig aufgekratzt war, wurde länger und länger und griff nach ihr.
    »Wer bist du?« Ennas Stimme zitterte und sie taumelte zurück. Überall konnte sie nun diese Bewegungen, dieses Flirren der Luft ausmachen. Die blauen Blüten waren Augen, die kalten Augen von Wesen, die sie nicht kannte. In diesem Moment traf sie die entsetzliche Erkenntnis: Sie war in eine Falle getappt. Wie hatte sie nur so dumm sein können?
    »Halte dich daran fest!«, schrie Bronn und schob Jorim einen langen Stock zu.
    »Hör auf, mit dem Moos zu ringen!«, riet Yrm. »Das hat keinen Sinn!« Jorim beobachtete, wie der Mann mit dem grünen Umhang ein langes Messer hervorholte, auf ein Gestrüpp zustürmte und einen dicken Ast abschnitt.
    Doch da zog etwas erneut an ihm, zerrte ihn unbarmherzig in die Tiefe. Stinkende Luftblasen gluckerten nach oben, der Griff um seine Taille wurde fester. Jorim strampelte, schlug um sich und klammerte sich an den Stock, den Bronn ihm zugeschoben hatte. Der alte Halbling lag auf dem Bauch und hielt den Ast so fest gepackt, dass es aussah, als würden seine Knöchel jeden Augenblick durch die dünne alte Haut stoßen.
    Hinter Bronn band Yrm hektisch sein Messer mit einem Stück Seil an den Ast, eilte mit großen Schritten herbei und holte mit seinem notdürftig gebastelten Speer zum Stoß aus. Dann rammte er ihn in das Wasser, direkt neben Jorim. »Gib ihn frei!«, schrie er und holte erneut aus.
    Was nun geschah, ereignete sich in wenigen Augenblicken. Mit brutaler Kraft wurde Jorim nach unten gerissen, noch einmal schnappte er nach Luft, und schon schlugen Wellen aus morastiger Brühe über seinem Kopf zusammen. Dann wurde es dunkel und kalt. Rasch ging Jorim die Luft aus, er bäumte sich ein letztes Mal auf, aber es gab kein

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