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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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Entrinnen aus dem Griff um seinen Körper. Bilder von Westendtal schossen ihm durch den Kopf. Er sah sich und Enna durch Wälder und über grüne Auen rennen, hörte noch einmal den Klang fallender Eicheln, die während eines Sturmes auf das Dach seines Baumhauses prasselten.
    Plötzlich gab es einen Ruck, dann lockerte sich der Griff um seine Hüfte ein klein wenig – und plötzlich wurde Jorim aus dem Wasser herausgerissen. Was auch immer ihn gepackt hielt, hob ihn nun hoch, und jetzt konnte er Yrm und Bronn einige Fuß unter sich stehen sehen. Wie besessen stieß Yrm seinen Speer mehrmals ins Wasser. Offensichtlich hatte er das Wesen, das Jorim festhielt, getroffen. Dann holte er aus und schleuderte die Waffe. Zischend sauste das Geschoss durch die Luft, flog bedrohlich nahe an Jorim vorüber, der – gefangen in einem dieser Fangarme – durch die Luft pendelte, und bohrte sich mit einem schmatzenden Geräusch in die Kreatur. Jorim gelang es, sich umzuwenden, und da erkannte er, dass die Waffe unterhalb der beiden schwarzen Augen mitten im Körper des Ungeheuers steckte.
    Noch nie hatte Jorim ein derartiges Wesen erblickt. Es sah aus wie ein Baum, mit dunklen Augen am oberen Ende des Stammes, doch anstatt aus Borke bestand seine Haut aus grau-grünen Schuppen. Und nicht Blätter hingen an den unzähligen, astähnlichen Armen, sondern dicke grüne Algen. Die Enden dieser Arme waren mit Moos bewachsen, das Nestern großer Vögel ähnelte. Doch wie Jorim rasch begriff, waren es keine Nester, sondern Mäuler; und in einem solchen steckte er gerade fest. Das, was vorhin nach festem Moosboden ausgesehen hatte, war in Wirklichkeit ein offener Schlund, der den Ahnungslosen verschlang.
    Ein Brüllen ertönte, die Bestie schüttelte sich, und endlich löste sich der Griff um Jorims Hüfte. Er stürzte in die Tiefe und platschte ins Wasser. Mit Händen und Füßen strampelte er, um sich von dem Untier zu entfernen, und endlich bekam Bronn ihn zu fassen und half ihm aus dem Schlamm heraus.
    »Weg hier!«, hörte er Yrm schreien, und während die Sumpfkreatur im Wasser versank, stürmten die drei in das verkrüppelte Unterholz, das überall im Moor wucherte. Yrm rannte vorweg, schlug hier einen Bogen nach links, machte dort einen Satz nach rechts, und Jorim hoffte nur, dass der Fremde einen sicheren Pfad kannte. Noch einmal brachte ein ohrenbetäubendes Brüllen den Sumpf zum Erbeben. Doch endlich waren sie weit genug entfernt und in Sicherheit. Auf einem kleinen grasbewachsenen Hügel hielt Yrm an. Bronn und Jorim ließen sich schwer atmend nieder.
    »Bei aller Borkenkäferscheiße, was war das?«, keuchte Jorim.
    »Eine Sumpfkreatur. Ich kenne keinen Namen dafür.« Yrm warf Jorim einen tadelnden Blick zu. »Pass beim nächsten Mal gefälligst auf, wohin du …«, weiter kam er nicht.
    Abermals hallte ein Brüllen durch den Nebel, doch dieses klang anders: lauter, markerschütternder, mächtiger.
    »Ein Gulvar!«, flüsterte Bronn und starrte in den Dunst. »Nie werde ich seinen Ruf vergessen!«
    Schon erkannte Jorim eine Bewegung im Nebel. Die weißen Schwaden wurden durcheinandergewirbelt, dann sah er mächtige rote Schwingen, die einen langen, schwarzen Körper durch die Lüfte trugen. Zwei gewaltige, mit roten Hörnern versehene Köpfe wurden sichtbar, die aus dem schlangengleichen Rumpf herausragten. Drei lange, mit roten Dornen bestückte Schwänze schlugen durch die Luft. In einem der Mäuler hielt der Gulvar etwas von der Gestalt eines Baumes gepackt. Schnell erkannten die drei, dass es sich nicht um einen Baum handeln konnte – denn dieser würde nicht zappeln und um sein Leben ringen. Es war die Kreatur aus dem Sumpf. Eben noch Jäger, war sie nun selbst zum Gejagten geworden.
    Aber dort draußen war noch etwas: Ein weiteres Wesen zerteilte plötzlich den dichten Nebelschleier, der über diesen Sümpfen trieb. Mächtige Flügelschläge peitschten die Winde, sodass selbst hier unten auf dem kleinen Hügel, wo Jorim, Bronn und Yrm sich niederkauerten, das Gras platt gedrückt wurde. Ein blauer Schemen glitt durch das Weiß, leise und schnell. Abrupt änderte der Gulvar seine Flugbahn, doch da prallte ihm sein Verfolger schon in die Seite. Mit unglaublicher Wucht wurde der Gulvar aus seiner Flugbahn gerissen. Seine Köpfe ruckten herum, woraufhin die baumartige Sumpfkreatur, die er gepackt hielt, in hohem Bogen durch die Luft geschleudert wurde und im Nebel verschwand.
    »Ein Drache!« Bronns Stimme war von

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