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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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der Hoffnung, den Vanuren während seiner Verwandlung überraschen und Enna dann befreien zu können.«
    Yrm schritt kräftig aus, führte Jorim und Bronn durch das gluckernde Moor und warnte sie vor gefährlichen Stellen.
    Nach einer Weile hob er die Hand und hielt an. »Hier sind Spuren.«
    Bronn trat vor und begutachtete den Boden. »Er hat sie in das Herz des Sumpfes geführt«, stellte er fest. »Nur ein Vanure oder jemand, der vollkommen wahnsinnig ist, würde dort hineingehen.«
    Jorim wurde kalt ums Herz. Er betrachtete den Sumpf, der sich vor ihnen erstreckte. Überall erhoben sich verkrüppelte Bäume, wechselten sich ab mit braunem Gestrüpp und Schilf. Dazwischen breiteten sich blubbernder Schlamm oder ganze Teppiche aus Moos aus. Hier und da bemerkte er, wie sich auf dem Wasser Kreise bildeten, doch niemals konnte er erkennen, was oder wer sie verursachte.
    »Es hilft nichts«, sagte er leise. »Wir müssen da rein.«
    Schon eilte er los, trat auf einen Flecken mit grünem Moos, der ihm am sichersten erschien.
    »Halt!«, schrie Yrm, doch da war es bereits zu spät. Der Boden unter Jorims Füßen gab nach, löste sich regelrecht unter ihm auf. Dann war ihm, als würde sich ein grünes Maul auftun – und kurz darauf umschloss ein Schlund aus Moos seine Hüfte. Ein Ruck, und er wurde nach unten gezogen. Mit aller Kraft versuchte er, sich aus diesem Griff zu befreien, aber so sehr er auch an dem Moos riss und zerrte, es gab nicht nach. Jorim schrie auf und sah in die schreckgeweiteten Augen von Bronn Sternenfaust und Yrm, in denen sich blankes Entsetzen spiegelte.

23. KAMPF IM SUMPF
    »Was war das?«, fragte Enna und hob den Kopf. »Es klang wie ein Schrei!«
    »Das Moor lebt, Halbling«, entgegnete Urwin ungerührt, ohne sich umzuwenden, und stapfte weiter.
    »Es hörte sich an wie ein Mensch oder …«, Enna blieb stehen, »wie ein Halbling«, beendete sie den Satz. Sie blickte sich um und erschrak. Eben waren sie noch über dichtes, tragfähiges Moos gelaufen, doch nun konnte sie nur noch undurchdringliches Buschwerk und schlammige Tümpel erkennen.
    »Das Moor verändert sich«, stellte sie leise fest.
    »Ich sagte doch, es lebt«, säuselte Urwin, der ebenfalls angehalten hatte und nun plötzlich hinter ihr stand. Enna fuhr herum. Urwins Augen bohrten sich in ihre. Das Blau, das noch vor Kurzem freundlich ausgesehen hatte, wirkte nun kalt und grausam.
    »Willst du jetzt zu den Drachen, oder nicht?«, fragte Urwin barsch. Seine Stimme schnitt durch den Sumpf und scheuchte einige Vögel auf, die unter hektischem Geflatter davonflogen. »Du kannst jetzt nicht mehr umkehren«, sagte er, als Enna langsam zurückwich. »Du hast doch nicht etwa vor mir Angst? Jemand, der zu den Drachen möchte, sollte mutiger sein.«
    Enna straffte die Schultern. »Nein«, antwortete sie so entschlossen wie möglich. »Bring mich zu ihnen!«
    Urwin grinste und ging weiter. Enna folgte ihm und starrte auf seinen Rücken. Dabei war es ihr, als blicke sie in einen Tümpel, denn die Konturen seines schlammfarbenen Hemdes schienen zu verschwimmen und immer wieder mit der Umgebung zu verschmelzen. Hätte sie vielleicht doch bei Yrm bleiben sollen?
    Bald jedoch schalt sie sich selbst eine Närrin. Sicher lag ihr Unbehagen nur an dem unheimlichen Sumpf, mit all den gluckernden Geräuschen, den Rufen, die aus dahintreibenden Nebelschwaden drangen, und der Vegetation, die sich in stetem Wandel befand. Auch war keine Sonne zu sehen, nicht einmal Wolken konnte Enna ausmachen, denn wabernder Dampf verdeckte den Himmel. Die Bäume, denen es gelungen war, dem Morast zu entwachsen, waren verkrüppelt, und aus der Ferne wirkten sie wie sich vor Schmerz windende Gestalten. Kein Wunder also, wenn einem die Sinne einen Streich spielten und man es mit der Angst zu tun bekam.
    Wortlos und ohne sich umzudrehen führte Urwin sie weiter in das Moor hinein. Hin und wieder hielt er an und kratzte sich heftig am Unterarm. Enna schüttelte den Kopf.
    »Wie Yrm«, flüsterte sie ganz leise. »Was war es noch mal? Ein Schildkäfer?«
    »Schilfkäfer«, schallte Urwins Stimme an ihrem Ohr. Er hatte sie gehört, und das erschreckte sie, waren ihre Worte doch nur ein Wispern gewesen. Und noch etwas fiel Enna auf: Obwohl sie ihren Führer die ganze Zeit beobachtete, verschwand dieser immer wieder aus ihrem Blick. Seine grauen Haare hatten die gleiche Farbe wie der Nebel, sein Hemd zeigte nun dieselben Brauntöne wie der Morast und das verdorrte Buschwerk,

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