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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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versank unter der Wasseroberfläche. Enna bekam es mit der Angst zu tun. Gwendalon war endlich zur Stelle, griff ins Wasser und zog den strampelnden Halbling heraus. Der Elfenkrieger klemmte sich Jorim unter den Arm; in der anderen Hand hielt er das Schwert und suchte nach einem möglichen Angreifer. Dann sah er zu Alvendorah und zuckte mit den Schultern, worauf die Elfe den Bogen senkte.
    Wenige Augenblicke später hatten sie das rettende Ufer erreicht, wo Jorim sich eilig aus Gwendalons Griff befreite.
    »Was war denn los?«, wollte Enna wissen.
    Ihr Bruder ließ sich auf sein Hinterteil plumpsen und schob seinen grauen Fußpelz zur Seite.
    »Ein Ungeheuer!«, behauptete er, noch immer schwer atmend und triefend nass. »Es muss mich in den Fuß gebissen haben.«
    Mit gerunzelter Stirn besah sich Gwendalon Jorims breiten Fuß. Einen Augenblick später hielt er, nach einem kurzen Aufschrei Jorims, eine winzige sich windende Kreatur in der Hand. »Das Ungeheuer war lediglich ein Blutegel.« Missbilligend schüttelte der Elf den Kopf. »Deshalb hast du also im Wasser gewütet wie ein Berserker.«
    »Ich dachte … also … es fühlte sich tatsächlich wie der Biss eines Seeungeheuers an«, verteidigte sich Jorim und zog seine verrutschte Hose ein Stück hoch, woraufhin prompt noch ein weiterer Blutegel sichtbar wurde. Wehleidig verzog er das Gesicht, aber dann entfernte er das hungrige Tierchen kurzerhand und stand auf.
    »Lasst uns gehen«, sagte er und griff sich unter seinen nassen Umhang.
    »Noch ein Blutegel?« Alvendorah schien das Ganze zu amüsieren. Belustigt beobachtete sie Jorim und schürzte die Lippen.
    »Nein«, entgegnete Jorim und seufzte erleichtert. »Noch alles heil.«
    Kaum merklich nickte er Enna zu. Auch sie war froh, dass das Drachenei ganz offensichtlich nicht zerbrochen war.
    »Dann los jetzt«, drängte Gwendalon. »Die warme Luft wird dich rasch trocknen.«
    Sie setzten ihren Weg fort, und aus dem Buschland wurde nach und nach zerklüftetes Felsgestein. Überall ragten geborstene Felsen in die Höhe, tiefe Risse und Furchen durchzogen den Boden. Bald schon wurden die Spalten immer breiter, sodass die Halblinge springen mussten, während die Elfen mit großen Schritten darüber hinwegsetzten.
    Zu allem Unglück wurde der Himmel über ihnen noch schwärzer, und der Sturm schwoll an. Ein schrilles Pfeifen schreckte sie auf, doch sie fanden heraus, dass es nur der Wind war. Dieser fing sich nämlich in all den Rissen und Löchern der Steine und malträtierte ihre Ohren mit ungewohnt hohen Tönen. Mühsam kämpften sie sich voran, an eine Unterhaltung war bei diesem Lärm nicht mehr zu denken.
    Am späten Nachmittag stieg das Gelände langsam an, und mittlerweile mussten sie sich aneinanderklammern, um nicht vom Wind von den Füßen gerissen zu werden. Enna fühlte Wut in sich aufsteigen und starrte auf Gwendalon. Sie erwartete von ihm, dass er sie endlich aus dieser unwirtlichen Gegend herausbrachte. Der tobende Sturm, der sich anhörte, als würden sich Tausende kreischende Erinyen auf sie stürzen, brachte Enna um den Verstand. Sie sah, dass auch Jorim und Bronn sich zornig anbrüllten, doch sie konnte kein Wort verstehen.
    Kurz vor Einbruch der Dunkelheit stolperten sie endlich in eine Höhle.
    »Weshalb hältst du hier an?«, knurrte Enna und ging geradewegs auf Gwendalon zu. »Ich will aus diesen verdammten Bergen raus!«
    »Enna!« Mit erstaunlich festem Griff packte Alvendorah Enna und drehte sie zu sich herum. »Hör auf! Das ist der Wind! Er schürt unseren Zorn. Lass nicht zu, dass er die Oberhand über dich gewinnt. Kämpfe dagegen an!«
    Plötzlich hielt Enna inne, als ihr bewusst wurde, wie sie sich verhalten hatte. »Verzeiht, ich … ich weiß nicht, was mit mir los ist.« Verwirrt blickte sie zu Jorim und Bronn. Auch die beiden standen angespannt da, die Kiefer fest aufeinandergepresst.
    »Es ist der Wind«, erklärte nun auch Gwendalon. »Er bringt unsere Sinne durcheinander.« Düster blickte der Elf zum Höhleneingang, wo der Sturm noch immer tobte, wenngleich die schrillen Geräusche im Inneren der Höhle gedämpfter klangen. »Fast könnte man meinen, dieses Land will uns daran hindern, es zu verlassen.«
    Gwendalons Worte machten Enna Angst, denn sie wollte hier raus – und zwar schnell!
    Obwohl sie alle erschöpft waren von der Reise, fanden sie in dieser Nacht keinen Schlaf. Stattdessen lauschten sie auf den Sturm und hofften inständig, dass dieser bald nachlassen

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