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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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versuchen, sie vor Zervana zu schützen, oder gar sein eigenes Leben riskieren. Damit wäre ihnen wohl kaum geholfen.
    Deshalb schwieg Enna und warf Jorim einen warnenden Blick zu. Ihr Bruder biss sich auf die Unterlippe und schwieg ebenfalls.
    Der Ghul namens Hanafehl legte indes den Kopf schräg und musterte Jorim aus zusammengekniffenen Augen. Dann ging er auf Enna zu. Unwillkürlich trat sie einen Schritt zurück. Einen Moment lang glaubte sie, er werde sich auf sie stürzen, aber dann begriff sie, dass dieser Ghul niemals so unbesonnen handeln würde. Dafür lag zu viel Intelligenz und Tücke in diesen eisblauen Augen.
    »Wir brechen auf, sobald der Weg frei ist!«, entschied Zervana kurzerhand, wobei sie sich an Yorak wandte und Hanafehl keine Beachtung mehr schenkte. »Ein großer Trupp Ghule soll vorangehen und weitere Hindernisse beseitigen, wenn nötig.«
    »Seite an Seite, Zervana von Myrador«, grollte der Ghul, wobei er sich aufrichtete und seine mächtige Brustmuskulatur anspannte. »Habt Ihr unsere Abmachung vergessen?«
    Blitzschnell wirbelte die Usurpatorin herum, und im selben Moment hielt jede in der Nähe stehende Erinya eine Waffe in der Hand. Auch Yorak hatte den Griff seiner Peitsche gepackt.
    Der Ghul jedoch ließ sich davon keineswegs beeindrucken. Seine Augen blieben einzig und allein auf Zervana gerichtet.
    »Habt Ihr nicht gerade erst die starken Arme der Ghule gelobt?«, fragte sie gelassen. Falls die Usurpatorin wütend war, so zeigte sie es nicht.
    »Ein starker Arm bedarf auch eines wachsamen Auges an seiner Seite«, entgegnete der Ghul. »Welche Augen könnten da besser sein als die der Erinyen?« Die Herausforderung in Hanafehls Stimme war unüberhörbar.
    »Dann soll es so sein«, sagte Zervana leise und begegnete dem Blick des Ghuls, ohne mit der Wimper zu zucken. »Seite an Seite, bis in den Tod.«
    Beim Klang von Zervanas Stimme bekam Enna eine Gänsehaut. Jedes einzelne Wort der Erinya war ein Todesversprechen, kein Zugeständnis. Der Ghul wusste das, da war sich Enna sicher. Ihre Aufmerksamkeit wurde von Hanafehl abgelenkt, als sie leise Schritte vernahm und eine weitere Erinya sich zu Zervana stellte. Die Frau mit den elegant geschwungenen Augenbrauen verbeugte sich respektvoll. Kurz glitt ihr Blick über die Halblinge, dann wandte sie sich der Usurpatorin zu.
    »Fünfzig Eurer Streiterinnen stehen bereit, so wie Ihr es wünscht.«
    »Das freut mich.« Zervana legte der Erinya eine Hand auf die Schulter und ließ sie dann – sehr zu Ennas Erstaunen – langsam, fast schon genussvoll, über deren Rücken gleiten.
    »Was hat es damit auf sich?«, wollte Yorak wissen, und auch der Ghul schien gespannt auf Zervanas Antwort zu sein.
    »Die Gerölllawine wurde absichtlich zu Tal gelassen«, erklärte die Usurpatorin. »Ich möchte vorbereitet sein, und deshalb wird Moydana fünfzig Fackelträgerinnen in die Berge oberhalb der Täler führen. Dort werden sie nach Fallen und anderen«, kurz sah sie zu den Halblingen herüber, »kleinen Hindernissen suchen. Ganz bestimmt genügt eine kleine Vorhut, um uns den Weg nach Westendtal zu bereiten. Wenn Moydana das Land der Halben erreicht hat, wird sie uns eine kleine Gruppe Erinyen vom anderen Ende des Tales entgegenschicken, nicht wahr, Moydana?«
    Die Erinya nickte. »Und dabei werden wir vielleicht der ein oder anderen Halblingswache in den Rücken fallen.«
    Zervana schürzte die Lippen und fuhr mit ihrem langen, spitzen Fingernagel über Moydanas Wange, wobei sie kurz deren Lippen berührte. »Dann geh jetzt, Moydana. Und kündige den Tod an in Westendtal.«
    Enna wurde eiskalt. In Zervanas letzten Worten hatte keinerlei Spott oder Belustigung mitgeschwungen. Sie hatten einfach nur kalt und grausam geklungen – die Vorboten großen Unheils.
    Moydana verneigte sich abermals und verschwand, allerdings nicht, ohne ihrer Herrin einen letzten, wie Enna fand, beinahe lüsternen Blick zuzuwerfen.
    Noch einmal stolzierte die Usurpatorin vor den Halblingen auf und ab. »Ihr seht, ich habe an alles gedacht. Was auch immer ihr ersinnen mögt, Westendtal wird fallen, so oder so – und die Nordlande nur kurze Zeit später.« Sie wandte sich ab, ihr zerfetzter Lederumhang schleifte über den Boden, als sie davonging. »Du bist für sie verantwortlich, Yorak!«, rief sie dem Erinya zu. »Sicher werde ich noch Fragen an die zwei Halben haben.«
    Damit verschwand sie endgültig, wurde von der Dämmerung verschluckt. Groteskerweise breitete sich mit

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