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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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Auge ihm kaum folgen konnte. Über Bronns Kopf kam es schließlich zum Stehen, flirrte und pulsierte hell.
    »Ein Irrlicht!«, stieß er ungläubig hervor. Zwar hatte er gehofft, die Irrlichter, von denen Jorim und Enna erzählt hatten, zu finden, doch nun, da eines über ihm schwebte, konnte er es kaum glauben.
    Die Farbe des Lichts wechselte von hellem Weiß zu einem gedämpften Gelb, und ein zartes Gesicht wurde darin sichtbar. »Hast du’s auch sehr leis’ geflüstert, von alten Mächten nur gewispert; haben wir dich doch vernommen und sind rasch hierhergekommen.«
    Hell und rein klang die Stimme, und Bronn hatte das Gefühl, die Trauer in seinem Herzen würde sich auflösen. Weiter hinten zwischen den Bäumen sah er noch weitere Lichter durch den Wald tanzen.
    »Schon einmal habt ihr Halblingen den Weg gewiesen«, sagte Bronn. »Willst du auch mir helfen und mich auf schnellem Wege nach Westendtal führen?«
    »Gefahr droht oben in den Bergen, es nahen fünfzig Fackelschergen; in deiner Heimat du nicht findest, was Tod und Feuer ewig bindet. So trau den alten Mächten ganz allein, der Graue Fels soll dein Gefährte sein.«
    Das kleine Gesicht schaute neugierig auf Bronn herab, als prüfe es, ob er verstanden hatte, was in diesen Worten verborgen lag. Bronn zögerte, doch er glaubte zu verstehen, und daher nickte er. Der Graue Fels – so nannte man auch den Geist der Berge.

33. DER BLICK EINER ERINYA
    Schnell und geschmeidig sprang Moydana von einem Stein zum anderen. Fünfzig Erinyen folgten ihr leise. Sie waren fast die ganze Nacht durchgelaufen und hatten nur eine kurze Rast gemacht.
    Nun, da sie immer höher in diese Berge hinaufstiegen, ergriff eine gewisse Aufregung Besitz von Moydana. Sie wusste, ihr Volk stand an der Schwelle zu unbegrenzter Macht. Und diese Schwelle hieß Westendtal. Von hier aus würden sie die Nordlande überfallen, und bald schon würde jedes Wesen – ganz gleich ob Halbling, Zwerg oder Ghul, ob Mensch oder Elf – unter dem Blick der Fackelträgerinnen erstarren.
    Moydana liebte die Angst in den Augen ihrer Feinde, wenn sie wie festgenagelt vor ihr standen, zur Bewegungslosigkeit verdammt. Gefangen in ihrer Angst, verfielen diese niederen Wesen dem Wahnsinn und verloren ihre Sinne. Kein Blick war stärker als der einer Erinya; das würde die Welt schon bald erfahren. Und eines fernen Tages, wenn sich Zervana endlich diesem verhassten Yorak hingab, würde die Usurpatorin verletzlich sein. Dann wäre es Zeit für ein letztes gemeinsames Spiel mit ihr – Zeit für Moydana zuzuschlagen.
    »Einfältige Narren!«
    Die Worte, obwohl von der Fackelträgerin neben ihr nur geflüstert, rissen Moydana aus ihren Gedanken, und sie sah auf. Neben einem Stapel Holz lagen zwei tote Halblinge. Die Boten, die sie selbst ausgewählt und geschickt hatte, hatten sie getötet.
    Achtlos ging sie an den Körpern vorüber und führte die Erinyen ein Stück weiter auf ein schmales Plateau.
    Moydana kannte die Gegend nicht, doch sie musste einfach dem Verlauf des großen Tales zu ihrer Rechten folgen. Und ganz wie sie es erwartet hatte, fanden sie schon bald einen weiteren Holzstapel. Moydana kümmerte sich nicht darum, sie lief unbeirrt weiter. Doch sie genoss die knallenden Peitschen und das gierige Zischen der Fackeln ihrer Streiterinnen, und ebenso die Schreie zweier Halblinge. Kurz lauschte sie dem Widerhall des Todes in den Bergen, gab sich ganz der Erregung hin, die dieser Klang in ihr verursachte.
    Am Nachmittag stießen sie auf eine weitere Feuerstelle, auch hier starben die Wachposten schnell und umstandslos. Niemand würde das Warnfeuer entzünden können, und die Armee, die vielleicht schon auf dem Vormarsch war, würde ungesehen passieren können. Andererseits – selbst wenn die Halblinge in ihrer Heimat gewarnt werden würden: Wie sollten sie zwanzigtausend Erinyen und zehntausend Ghule aufhalten?
    Mittlerweile begann Regen aus tief hängenden Wolken herabzufallen. Moydana spürte seine feuchte Berührung auf ihrem Gesicht. Immer mehr verschwamm die Umgebung, das Grau des Himmels schien mit dem des Felsgesteins zu verschmelzen. Als der Abend herbeikroch, war auf einmal kein Geräusch mehr zu hören. Eine Stille, wie Moydana sie noch nie erlebt hatte, legte sich über das Land. Leise schlichen die Erinyen weiter, während sie ihre Fackeln zückten, doch selbst das Licht der Flammen drang kaum durch den trüben Schleier des fallenden Regens.
    Dann erhaschte Moydana eine Bewegung, nicht weit

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