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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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entsprang.
    Allmählich begann sich die Umgebung zu verändern: Das Tal wurde tiefer und zerklüfteter. Schon seit langer Zeit bahnte sich hier das Wasser des Erenin seinen Weg durch das Gestein, und fast konnte man meinen, es hätte sich am Anfang nicht entscheiden können, wo es entlangfließen sollte. Überall waren tiefe Kerben, als hätte sich eine gewaltige Axt in den Fels gegraben.
    Die Unwegsamkeit des Geländes behinderte das Fortkommen der Armee ebenso wie die aufziehenden Wolken und der Regen. Am Nachmittag wandte sich Zervana an Yorak, und sogleich gab der Erinya den Befehl zu einer Rast.
    Das Zwielicht in der tiefen Schlucht verdichtete sich zunehmend. Immer mehr Erinyen-Fackeln leuchteten auf und erfüllten das diesige Grau mit einem gedämpften Lichtschein. Regenschleier trieben umher, und es roch nach nassem Fels.
    Ennas und Jorims Stimmung wurde immer schwermütiger, doch auch an den Erinyen schien das erdrückende Wetter nicht spurlos vorüberzugehen. Ihre Gesichter waren tief unter ihren Kapuzen verborgen – und Enna und Jorim waren dankbar dafür. Die Ghule schlurften in geduckter Haltung voran, gaben keinen Laut von sich und waren von dem grauen Fels kaum zu unterscheiden.
    Die Geschwister ließen sich unter einem Felsvorsprung nieder, da kam Zervana auf sie zu. Als Einzige der Erinyen hatte die Usurpatorin ihre Kapuze zurückgezogen. Ihre langen schwarzen Haare klebten nass auf ihren Schultern. Sie glänzten im Licht ihrer Fackel und umrahmten ihr hartes, bleiches Gesicht.
    Yorak begleitete sie wie ein stiller Schatten.
    Hanafehl, der Anführer der Ghule, hatte sich ein wenig abseits auf einem Stein niedergelassen, blieb aber nahe genug, sodass er das Geschehen beobachten konnte. Mit der dunklen Haut hätte man ihn auch für einen Felsbrocken halten können.
    Der Blick der Erinya bohrte sich in Enna, und sie konnte nicht anders, als den Kopf zu senken. Ihr Herz begann zu rasen. Jorim, der dies zu bemerken schien, ergriff ihre Hand und drückte sie fest. Doch Enna spürte, dass auch er ganz leicht zitterte.
    »Meine Kundschafterinnen haben mir von dem verborgenen Land der Halblinge erzählt«, säuselte die Erinya. »Ich jedoch werde es nun zum ersten Mal erblicken. Sagt, wie ist eure Heimat?«
    »Es ist ein friedliches Land«, antwortete Jorim, »doch hässlichen Erinyen und stinkenden Ghulen wird es die Füße verbrennen.«
    Enna schloss die Augen, sie befürchtete schon das Schlimmste. Zervana jedoch warf den Kopf in den Nacken und lachte – zumindest einen Augenblick lang. Dann sprang sie plötzlich nach vorne, blitzschnell und geschmeidig. Ihre Hand vergrub sich in Jorims braunem Haar und bog ihm den Kopf nach hinten, sodass er ihr in die Augen sehen musste. »Sieh mich an, Halbling!«
    Jorim trotzte dem Blick erstaunlich lange, doch dann wandte er den Kopf ab, so gut es in ihrem Griff ging.
    »Da siehst du es!«, sagte Zervana triumphierend. »Zwar weiß ich nicht, warum ihr Halblinge bei meinem Anblick nicht sofort dem Wahnsinn verfallt, aber ebenso wie du deinen Kopf vor mir senkst, wird sich Westendtal und auch der klägliche Rest der Welt den Erinyen beugen.«
    Zervana ließ Jorim los und setzte sich auf einen Fels vor ihnen. Regen rann ihr über das Gesicht und tropfte zischend auf die glimmende Fackel, die die Usurpatorin nun in eine Halterung aus dunklem Leder schob. Ein Schmunzeln legte sich auf ihr Gesicht.
    »Ihr wollt mir also nichts über eure Heimat erzählen? Nun gut, umso besser. Ihr müsst wissen, ich liebe den Reiz des Verborgenen. Nicht zu wissen, welche Herausforderung auf mich lauert, macht mich nur gieriger«, sie wandte den Kopf und sah Yorak an, der wie ein stummer Wächter hinter ihr stand, »… und es erregt mich. Ich kann dem Verborgenen nicht widerstehen.« Sie lachte leise und dunkel.
    Doch Enna hörte schon nicht mehr genau hin. Bei Zervanas Worten schoss ihr plötzlich ein Gedanke durch den Kopf. Es war eine irrwitzige Idee, verrückt und gefährlich, trotzdem saugte sie sich an ihr fest, wie kürzlich der Blutegel an Jorims Fuß.
    Die Flamme eines Drachen ist die Mutter allen Feuers, so wie der Gulvar Herr über Tod und Dunkelheit ist . Im Verborgenen liegt, was das finstre Herz begehrt .
    Das hatte das rote Drachenweibchen in ihrem Traum zu ihr gesagt, und nun hörte sie die Worte laut und deutlich in ihrem Inneren. Angestrengt dachte Enna nach, während ihr Blick zwischen Zervana und Hanafehl hin und her wanderte. Wenn sie ihren Gedankenblitz in die Tat

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