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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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wandte seinen Blick nicht ab. Eben hatte er noch vor Kälte gezittert, doch nun wurde alles ruhig. Seine Beine fühlten sich auf eigenartige Weise fest an. Er ahnte, dass sie bereits zu Stein geworden waren. Mit letzter Kraft richtete er seinen Oberkörper auf und stemmte die Hände in die Hüften, und dies war Bronns letzte Bewegung. Er fühlte seinen Körper nicht mehr und richtete all seine Aufmerksamkeit auf die Augen des Wesens – und plötzlich wurden diese größer. Die schmalen Risse weiteten sich, wurden zu Öffnungen, auf die er zutrieb – direkt in den wallenden grauen Nebel hinein. Dann wurde es heller, Sonnenstrahlen kamen von irgendwo her, und er sah plötzlich eine Gestalt direkt vor sich. Schnell erkannte er, wer da auf ihn wartete: Aila!
    Bronns Worte waren nun zu Gedanken geworden. Erleichtert ergriff er die Hand des Halblingsmädchens, das ihn aufmunternd anlächelte, und zusammen mit Aila folgte Bronn Sternenfaust dem Ruf des Gefildenvogels und kehrte heim.

34. ZWIETRACHT
    Ein schmerzhafter Stoß traf Enna zwischen den Schulterblättern und erinnerte sie daran weiterzulaufen. Zervanas Armee war bereits sehr früh am Morgen aufgebrochen, und wie die Usurpatorin gesagt hatte, marschierten Erinyen und Ghule Seite an Seite durch eine Schneise im Geröll.
    Die Ghule hatten die Steine zur Seite geräumt, allerdings war dies nur notdürftig geschehen, deshalb lagen noch immer Felsen und Findlinge herum, und der Weg war holprig und beschwerlich. Aber das Heer rückte unbeirrt voran.
    Enna und Jorim waren gezwungen worden, an der Spitze, hinter Zervana und Yorak, zu laufen. Sie waren umringt von Feinden, ein Entkommen schien unmöglich. Die hochmütigen Erinyen beachteten sie kaum mehr als die geborstenen Felsen, die sie umgaben, nur die Ghule starrten sie des Öfteren mit hungrigem Blick an.
    »Was ist mit dem Ei?«, zischte Jorim leise, als er sich unbeachtet glaubte.
    Seitdem sie gefangen worden waren, hatte Enna es vermieden, über das Ei zu streichen oder gar laut mit ihm zu reden. Nur in Gedanken hatte sie zu ihm gesprochen, aber ob das etwas bewirken würde, wusste sie nicht. Verstohlen sah sie sich nun um und schüttelte dann den Kopf.
    »Es rührt sich nichts.«
    »Verdammter Borkenmist!«, schimpfte Jorim. »Ich fühle mich genauso hilflos wie Pfeifenkraut, das in die Brennkammer gestopft und jeden Augenblick in Brand gesteckt wird.«
    Enna nickte. »Das Schlimmste daran ist zu wissen, dass man mit dem Feind in die eigene Heimat läuft und nichts dagegen tun kann.«
    »Achtung!« Jorim stieß sie kurz an und legte einen Finger an die Lippen.
    Enna sah auf und blickte dem beängstigenden Ghul mit den weißen Haaren in die Augen. Sie hatte ihn heute noch nicht zu Gesicht bekommen und fragte sich, woher er so plötzlich kam. Nun jedenfalls marschierte er direkt vor ihnen, unweit von Zervana und Yorak, und hatte sich zu den Halblingen umgedreht. Kurz starrte der Ghul Enna in die Augen, dann wanderte sein Blick hinab zu ihrem Bauch. Ob er wohl ahnte, dass sie etwas verbarg?
    »Der hässliche Ghul und diese Zervana sind nicht gerade die besten Freunde, oder?«, raunte Jorim ihr ins Ohr.
    »Ist mir auch schon aufgefallen«, bestätigte Enna. »Ich frage mich, ob wir das irgendwie ausnutzen können.«
    Ein listiges Lächeln stahl sich auf Jorims Gesicht.
    »Du meinst, wir sollten ein wenig Zwietracht säen?«
    »Allerdings. Leider weiß ich nicht, wie.«
    Missmutig sah sich Enna um. Die Stelle, die sie gerade passierten, war eng. Und wegen des vielen Gerölls, das noch immer hier herumlag, war es für die einzelnen Heeresabteilungen schwierig, ohne Reibereien hindurchzugelangen. Die Ablehnung, die sich die beiden Völker entgegenbrachten, war vor allem durch die Blicke, die sie sich zuwarfen, offensichtlich.
    Doch Enna hatte noch keine Idee, wie sie sich diesen Umstand zunutze machen konnten. Zervana und Hanafehl waren starke Führer und würden jegliche Auseinandersetzung, die ihre Pläne bedrohte, sofort im Keim ersticken.
    Auch Jorim schien angestrengt nachzudenken, denn Enna sah, wie er andauernd auf seiner Unterlippe herumkaute. Der Tag zog sich dahin, und die feindliche Schar drang immer tiefer in die Vergessenen Täler ein.
    Irgendwann mischte sich ein fernes Rauschen unter das Marschgeräusch Tausender Erinyen-Stiefel, und rechts von ihnen tat sich ein schmales Seitental auf. Feiner Dunst trieb darin umher und verwehrte die Sicht auf die Quelle des Erenin, der in dieser Schlucht

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