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Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Kampf der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. West
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ausdenken, wenn wir Westendtal retten wollen!«
    Enna spähte hinaus in die Dunkelheit. Sie standen mit ihrer Mission wieder ganz am Anfang. Sofern sie die Gefangenen befreien konnten und überleben würden, was sollten sie dann tun? Was hatten sie eigentlich von Bronn Sternenfaust erwartet, das er tun würde? Nicht zum ersten Mal schwirrten diese Gedanken ruhelos durch ihren hübschen Halblingskopf und warteten auf eine Antwort.

14. ERDENBLUT UND HELDENMUT
    Die Erinya, die Jorim, Nespur und Elgo in die Mine führte, machte sich nicht einmal die Mühe, ihre Kapuze zurückzustreifen – und es sehnte sich auch keiner von ihnen danach, einen Blick auf ihr Gesicht zu werfen. Wie von Magie genährt, leuchtete die Fackel in ihrer Hand und erhellte den Stollen, der sich vor ihnen geradeaus erstreckte und – entgegen Jorims Erwartung – zunächst leicht anstieg. Die Stollensohle war feucht und von schlammigem Wasser durchzogen. Ein modriger Geruch erfüllte die kühle Luft. An einem der vielen hölzernen Türstöcke, die wohl die Decke abstützen sollten, nahm ihre Führerin eine Fackel aus einer Halterung und entzündete diese an ihrer eigenen. Kurz gab es ein Zischen, Qualm stieg auf, so als weigere sich die Fackel, die sicher noch von Menschen hergestellt worden war, das Erinyen-Feuer anzunehmen. Am Ende jedoch loderten die Flammen in die Höhe, tanzten über die Stollenwände und ermöglichten ihnen einen flüchtigen Blick auf das Antlitz der Erinya mit dem Namen Zakanja. Auch ihre Haut war welk, mehr noch als die der anderen Erinya am Mineneingang, und schwarze Augen, stechend und emotionslos, starrten aus den Tiefen der Kapuze hervor. »Nimm die und folgt mir«, wisperte Zakanja. Sie reichte Jorim die Fackel und setzte ihren Weg fort.
    Elgo nahm einen weiteren Schluck aus seiner Flasche, Nespur tat es ihm gleich, und auch Jorim hatte nichts gegen den betäubenden Trunk einzuwenden. Er leerte die Flasche und reichte sie Elgo zurück, der anerkennend nickte.
    Jorim wusste nicht, wie lange sie den Windungen des Stollens gefolgt waren, doch schließlich bog die Erinya in einen anderen Gang ab. In der Stollensohle konnte Jorim die Abdrücke der Karrenräder erkennen, die sich im Laufe vieler Sommer und Winter in den Fels gegraben hatten. Der nächste Gang, der nach links abzweigte, zeigte diese Spuren nicht. Sie passierten eine Grotte, folgten einem weiteren Gang und kamen schließlich in eine riesige Höhle, von der weitere Stollen abgingen. Es schien, als entscheide sich die Erinya willkürlich für einen Gang, doch bei genauerem Hinsehen erkannte Jorim, dass das Holz der Türstöcke hier deutlich frischer war, fast noch grün anmutete. Offenbar war dieser Tunnel, den Zakanja nun mit großen Schritten entlangeilte, erst vor Kurzem in den Fels gehauen worden. Irgendwann bemerkte Jorim, dass die gleichbleibende Kälte im Inneren des Berges einer intensiven Wärme gewichen war. Verwundert sah er Elgo und Nespur an, doch die beiden zuckten nur mit den Schultern.
    »Dieser Stollen ist neu«, erklärte ihre Führerin, als hätte sie die fragenden Blicke der Halblinge bemerkt. »Menschliche Sklaven trieben ihn in das Herz der Hohen Wand von Myrador, um der Glut unserer Heimatberge näher zu kommen. Es ist das brennende Blut der Erde, das unsere Fackeln nährt und heißer lodern lässt als alle anderen Feuer dieser Welt.« Wie um ihre Worte zu bekräftigen, erhob die Erinya die Fackel, deren Licht daraufhin knisternd die Dunkelheit vertrieb. »In der nächsten Höhle gewinnen wir nicht nur das, was die Menschen als Silber bezeichnen, sondern wir haben dort auch eine weitere Quelle des Erdenblutes gefunden.«
    Schon konnten Jorim und seine Gefährten ein pulsierendes Leuchten in der Ferne erkennen. Der Gang wurde ein wenig breiter, dann standen sie plötzlich in einer Höhle von gigantischer Größe. Jorim schätzte, dass mindestens vierhundert Halblingsschritte nötig waren, um sie zu durchschreiten. In der Mitte lag ein See, aus dem heiße Dampfblasen emporstiegen, welche die Luft mit einem feuchtwarmen Schwefelgeruch erfüllten. Was jedoch das Hauptaugenmerk der Halblinge auf sich zog, war eine kleine Insel aus schwarzem Fels, die mitten aus dem See ragte. Aus diesem Gestein – genauer gesagt, war es ein oben offener Kegel, der an einen kleinen Vulkan erinnerte – quoll eine zähe Flüssigkeit. Sie glitt wie Blut auf dunkler Haut über den Stein und floss dampfend und zischend in den See. Unzählige

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